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Warum wir trotz Digitalisierung weiter Bücher lesen sollten

Gedrucktes Buch oder Lesestoff am Bildschirm? Warum muss eins das andere ersetzen, fragt unser Redakteur? Beides sind Angebote, die Vor- und Nachteile haben. Ein Kommentar.

2 Min.
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Ein gedrucktes Bücher ist ein abgeschlossenes Werk. (Foto: Shutterstock-GaudiLab)

Gedrucktes auf Papier galt lange als Triebfeder der menschlichen Zivilisation. Inzwischen ist „all things digital“ das Mantra der neuen Zeit. Mit dem digitalen Lesen verändert sich jedoch vieles, behaupten Lese-Nerds vehement und schreiben bisweilen kulturelle Horrorgeschichten: Ein tiefes Eintauchen in ein Werk, sich darin zu verlieren, das, so heißt es, käme uns digitalisiert völlig abhanden. Der Mensch rezipiere nicht mehr, er überfliege die Texte nur noch. Und ja, bisweilen kann ich das nachvollziehen. Ich lese viel und schließe mich denen an, die behaupten: Wissen, das ich mir am Bildschirm aneigne, hat meist wirklich eine geringere Halbwertzeit als Wissen, das ich aus Büchern beziehe. Gedruckt schlägt digital. Hat uns die Digitalisierung also in eine Lesekrise geschickt?

Deep Reading? Ich kaufe mir ein Buch!

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Die Leseforschung behauptet: ja. Sie bestätigt, was Kritiker sagen: Deep Reading, also das tiefe und gehaltvolle Eintauchen in einen Text, wird seltener. Es weicht einem oberflächlichen Lesen. Heißt im Klartext: Wir überfliegen die Buchstaben auf unseren Displays oft nur noch. Doch ich bin überzeugt, dass es nicht nur das eine oder das andere Extrem gibt. Ich glaube nicht, dass hier Altes den Platz für Neues räumt. Ich glaube eher, dass beides nebeneinander bestehen darf und sollte. Als Journalist kenn ich mich von Berufswegen aus mit dem Schreiben und Lesen von Texten und weiß, was wie wann auf uns wirkt. Möchte ich Neues zur Coronalage wissen, google ich einen Nachrichtentext. Möchte ich Komplexes zu Virologie verstehen, braucht es mehr als das. Ich kaufe mir ein Buch.

Beides sind Angebote, die Vor- und Nachteile haben. Und so gilt es, sie auch zu verstehen. Anstatt sich in einen „Online vs. Analog“-Grabenkampf zu verstricken, sollten Kulturarbeitende den Menschen entsprechende Grundlagen vermitteln: Was ist wann sinnvoll? Wie nutze ich das eine und das andere Medium richtig, um zum Ziel zu kommen? Was ist überhaupt das Ziel? Die schnelle Information oder der komplexe Erkenntnisgewinn? Ein mögliches Schulfach „Medienkompetenz“ kann da im Leben schon früh Hilfe bieten und ist meiner Meinung nach längst überfällig. Schon allein um zu verstehen, was eine konkrete Nachricht ist, was eine fundierte Analyse und was eine subjektive Meinung. Da hapert es nämlich schon – unabhängig von digital oder analog.

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Es ist schon fast ein Naturgesetz, dass jeder Kulturwandel von Paranoia begleitet wird. Als Gutenberg das Buch erstmals druckte, statt es abzuschreiben, hieß es, dass die tiefe innere Auseinandersetzung mit dem Inhalt ohne die Anfertigung von Handschriften ausgeschlossen bleibe. Oder anders gesagt: Wer ein Buch druckt und es nicht abschreibt, wird dadurch nicht schlauer. Die gleiche Geschichte, nur im Zeitgeist des 15. Jahrhunderts. Völlig absurd, würden wir heute noch so über Bücher denken. Wer hätte schon die Zeit, jedes Werk nicht nur zu lesen, sondern es abzuschreiben? Heute gilt das gedruckte Buch als eine der größten Errungenschaften der Menschheit, genau wie das Internet. Beides ergänzt sich wunderbar – wir müssen es nur endlich begreifen.

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Zero

Bei mir läuft nahezu alles digital. Doch für Romane bzw. lange Fließtexte, die ich nicht nur überfliegen möchte, halte ich nur gedruckte Bücher für gut. Wenn ich so darüber nachdenke wieso, glaube ich, es liegt am Buchsatz. Einen hochwertigen Buchsatz und somit optimale Leserlichkeit gibt es bei digitalen Texten einfach noch nicht in der Form.

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Tom Saltner

Es gibt tatsächlich verschiedene Arten zu lesen. Eher oberflächlich in einem Magazin, sehr intensiv in einem fesselnden Buch oder irgendwo dazwischen. Interessiert ein Thema wirklich oder lese ich einen Artikel nur so zur Unterhaltung? Schon äußerlich unterscheiden sich die Formate: Ein Buch ist meist auf den Inhalt fokussiert, während es in Zeitungen und Magazinen häufig Ablenkung gibt: Werbung, erklärende Textboxen etc..
Das hat allerdings überhaupt nichts mit digitalen oder gedruckten Medien zu tun. Texte auf einer Website wie dieser sind etwas ganz anderes als etwa ein Roman auf einem Kindle. Das alles in eine Kiste „digital“ zu werfen, halte ich für das völlig falsche Entscheidungskriterium. Wichtig ist die Aufbereitung und Darstellung des Inhaltes – unabhängig vom Medium. Wichtig sind wohl auch Lesegewohnheiten der Menschen. Manche schaffen eben nicht mehr als die Bild-Zeitung…

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Andreas

Im Buch kann ich mich an Stellen erinnern und auch nach 10 Jahren den Wortlaut nachschlagen. Zudem sind Informationen in Druckwerken verbindlich und nicht leicht veränderbar. Verändern können sie nur neue Erkenntnisse.

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