Investitionen angekündigt: Warum der deutsche Markt Amazon 10 Milliarden Euro wert ist

Man kann es angesichts vieler anderer Wirtschaftsmeldungen schon als positives Zeichen sehen, wenn Amazon ankündigt, man werde in Deutschland zehn Milliarden Euro investieren und sowohl die Cloud-Infrastruktur als auch die Logistik weiter ausbauen. Der Großteil wird in der Tat in die Cloud fließen, mit der Amazon inzwischen beachtliche Gewinne erzielt, aber auch drei neue Logistikzentren sind im Entstehen, erklärt das Unternehmen. Im nordrhein-westfälischen Horn-Bad Meinberg beginnt der Betrieb im Spätsommer 2024, im thüringischen Erfurt im Mai 2024 und im niedersächsischen Großenkneten im August 2023. Bis zum Jahresende wird Amazon in Deutschland damit 40.000 Menschen beschäftigen.
„Seit über 25 Jahren investiert Amazon in den Standort Deutschland – wir sind hier fest verwurzelt“, sagt Amazon-Deutschlandchef Rocco Bräuniger. In der Tat ist Deutschland für Amazon einer der zentralen Märkte, das Unternehmen erreicht monatlich mit seinen verschiedenen Diensten 60 Millionen Deutsche und hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 37,6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 34,9 Milliarden Euro).
München und Berlin: 2 Firmenzentralen für Deutschland
Derzeit plant das Unternehmen gleich zwei neue Firmenzentralen in Deutschland – am Standort München, wo man schon immer einen Stützpunkt hatte, und in Berlin. In Berlin soll außerdem ein neues KI-Forschungslabor entstehen, wie der Amazon-Vorstandsvorsitzende Andy Jassy erklärte.
Der Löwenanteil wird allerdings mit umgerechnet 8,8 Milliarden Euro auf die Cloud-Infrastruktur am AWS-Knoten im Raum Frankfurt entfallen. Man wolle sicherstellen, die wachsende Kundennachfrage nach AWS-Technologien in Deutschland zu decken. Vor allem die KI-Anwendungen sowie Anwendungen im IoT- und Industriebereich werden in Zukunft immensen Datenverkehr verursachen. Gerade Deutschland sei ein wichtiger Faktor der gesamteuropäischen Innovationen, erklärte das Unternehmen gestern anlässlich eines Treffens zwischen Andy Jassy und Bundeskanzler Olaf Scholz.
Man investiert offenbar bereitwillig in die digitale Infrastruktur, um der Nachfrage nach den Cloud-Services gerecht zu werden, wie es der für das Cloud-Geschäft in Deutschland und Zentraleuropa verantwortliche Amazon-Manager Stefan Höchbauer erklärt.
Große Investitionen in eine neue Europa-Cloud – bis 2040
„Die Investition im Zusammenhang mit der AWS-Europa-(Frankfurt-)Region wird schätzungsweise 15,4 Milliarden Euro zum deutschen Bruttoinlandsprodukt beitragen und mehr als 15.200 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze bei lokalen Unternehmen in der Lieferkette für AWS Rechenzentren unterstützen“, erklärt Amazon. Man rechne mit einem Dominoeffekt in der deutschen Cloud-Community.
Darüber hinaus hatte das Unternehmen erst kürzlich angekündigt, bis 2040 7,8 Milliarden Euro in die AWS European Sovereign Cloud investieren zu wollen. Dabei handelt es sich um eine neue, unabhängige Cloud für Europa, deren erste AWS-Region im Bundesland Brandenburg eröffnet werden soll.
Im Rahmen des Climate Pledge hat sich Amazon zum Ziel gesetzt, bis 2040, also zehn Jahre vor dem Pariser Abkommen, CO2-neutral zu wirtschaften. Schon bis 2025 will das Unternehmen seinen kompletten Strombedarf aus regenerativen Quellen decken.