Notizblock zwischen Smartphone und Tablet: Das neue iPad Mini 5 im Test
Das iPad Mini war spätestens seit den ersten Plus-Modellen des iPhones eine seltsame Gerätekategorie zwischen Apples Smartphones und den herkömmlichen iPads, deren Sinn sich vielen Nutzern nicht erschlossen hat. Das ändert sich unserer Meinung nach mit dem neuen iPad Mini 5 deutlich, denn Apple spendiert dem Gerät Support für den Apple Pencil. Damit – soviel verraten wir vorab – ändert sich die Daseinsberechtigung des kleinen Tablets erheblich. Dazu tragen außerdem die neu verbauten Komponenten bei, die das Gerät im Vergleich zum dreieinhalb Jahre alten Vorgänger wesentlich performanter machen.
iPad Mini 5: Große Bezel, (verhältnismäßig) kleiner Preis
Das Äußere und Design des neuen Mini sind unsere größten Kritikpunkte. Das Gerät ähnelt dem Vorgänger fast bis aufs Haar – und das bringt eben mit sich, dass im Vergleich zu den neuen Pro-Modellen (hier gehts zum Test des großen Bruders vom iPad Mini) fast schon unverschämt große Ränder den Look des Mini dominieren. So schnell kann sich die Wahrnehmung von Design ändern. Der Vorteil daran ist allerdings, dass Nutzer bereits für das iPad Mini 4 vorhandenes Zubehör auch weiterhin verwenden können. Lediglich bei manchen Hüllen könnte es Probleme geben, denn die Größe der Lautstärke-Buttons wurde verändert.
Ebenfalls positiv hervorzuheben ist der Fakt, dass sich ein Kopfhöreranschluss am Gehäuse befindet. Den Smart Connector sucht man hingegen vergeblich. Er ist den größeren Modellen vorbehalten. Außerdem setzt Apple für das Mini auch weiterhin auf einen Lightning-Anschluss anstelle von USB-C. Entsperren könnt ihr das Mini nicht über Face-ID, sondern über den noch vorhandenen Home-Button mit Touch-ID.
Das iPad Mini 5 ist in den Farben Silber, Space Grey und Gold in zwei Speichergrößen erhältlich. Die 64-Gigabyte-Variante kostet ohne LTE rund 450 und mit rund 590 Euro. Die Version mit 256 Gigabyte schlägt mit rund 520 respektive 760 Euro zu Buche. Damit ist das iPad Mini jetzt nicht mehr der günstigste Einstieg in Apples Tablet-Universum, denn das im vergangenen Jahr vorgestellte iPad ist für rund 100 Euro weniger zu haben.
Performanter Zwerg
Auch wenn man das neue iPad Mini äußerlich nicht vom Vorgänger unterscheiden kann, können die inneren Werte des kleinen Tablets überzeugen. Apple hat den A12-Bionic-Prozessor verbaut, der sich auch in aktuellen iPhones wie dem Xs Max findet. Auch auf die „neuralgischere Engine“ und einen M12-Co-Prozessor wurde nicht verzichtet. Mit seinen sechs Prozessor- und vier Grafikkernen ist das mehr als genug Leistung, um das herkömmliche iPad 2018 – ganz zu schweigen vom iPad Mini 4 – alt aussehen zu lassen.
In unserem Test ließen sich Apps ohne Probleme und schnell öffnen. Auch diverse ressourcenhungrige Games wie Civilization 6 liefen ohne Beanstandungen. Selbst beim Thema Augmented Reality machte das Mini eine gute Figur. Auch die Akkulaufzeit konnte uns überzeugen. Nach zwei Tagen ausgiebiger Nutzung inklusive Browser, Kindle-App, einigen Casual Games und zweieinhalb Stunden Netflix-Konsum zeigte der Ladestand unseres Testgeräts noch knapp 50 Prozent.
Das Tablet beherbergt ein aktualisiertes Retina-Display mit einem größeren Farbraum und unterstützt die True-Tone-Technologie, die die Farbtemperatur automatisch dem Umgebungslicht anpassen kann. Bei den Kameras wurde lediglich die Front-Linse leicht verbessert, während die rückseitige Kamera weiterhin acht Megapixel bietet. Videos lassen sich nur in 1.080p aufnehmen. Uns persönlich stört das nicht, da wir die Kameras im täglichen Umgang – egal, mit welcher iPad-Größe – ohnehin nur für Videokonferenzen nutzen. Wem eine gute Kamera im Tablet allerdings wichtig ist, der sollte ein größeres iPad in Erwägung ziehen.
Support für den Pencil macht das iPad Mini 5 zum perfektem Zweit-Tablet
Die geringen Abmessungen des Mini verhindern für uns eine sinnvolle Verwendung des Geräts zum Erstellen längerer Texte mit der Onscreen- oder einer externen Bluetooth-Tastatur. In Kombination mit dem Apple Pencil allerdings eignet sich das Tablet nicht nur zum Konsum von Inhalten, sondern auch als digitaler Notizblock. Während unseres Tests ertappten wir uns wesentlich häufiger dabei, handschriftliche Notizen mit dem iPad Mini zu verfassen, als wir das bisher mit einem größeren Vertreter dieser Gerätegattung gemacht haben. Das mag zwar nicht auf jeden Nutzer zutreffen, aber wer das Mini in einer Hand halten kann, für den ist das kleine Tablet in jedem Fall eine sehr gute Alternative zu Stift und Papier.
Leider funktioniert nur die erste Generation des Apple Pencil am neuen Mini. Das ist schade, denn sowohl ergonomisch als auch bezüglich des Designs gefällt uns die neue Version des Stifts, die bei den aktuellen iPad Pros zum Einsatz kommt, wesentlich besser. Der Pencil liegt dem iPad Mini 5 übrigens nicht bei, sondern muss für zusätzliche 100 Euro erworben werden. Wer häufig handschriftliche Notizen, Skizzen oder Grafiken erstellen oder Fotos auf dem Mini bearbeiten will, für den lohnt sich diese Investition in jedem Fall. Wir haben alle vorangehenden Anwendungsszenarien auf dem Mini getestet und die Kombination von kleinem Tablet und Stylus als durchaus produktiv empfunden.
Fazit
Am iPad Mini 5 dürften sich die Geister scheiden: Es ist neu – bezüglich Leistung und Features. Es macht allerdings besonders im Hinblick auf das Design einen altbackenen Eindruck. Es unterstützt den Apple Pencil, aber es unterstützt lediglich die erste Generation des Stylus. Es bringt ein verbessertes Retina-Display mit, aber das fehlende Pro-Motion-Feature macht sich beim Scrollen durchaus bemerkbar.
Uns hat der kleinste Vertreter im iPad-Lineup insgesamt gut gefallen. Besonders als Zweit-Tablet und digitaler Notizblock ist das neue Mini empfehlenswert, auch wenn das aus dieser Perspektive natürlich reiner Luxus ist. Allerdings dürfte es auch ausreichend Nutzer geben, für die das iPad Mini als einziges Gerät Sinn ergibt. Für Vielreisende etwa ist die Größe einfach unschlagbar und wer mit dieser Gerätekategorie hauptsächlich Inhalte konsumiert, wird sich für das Mini erwärmen können.
Die Unterstützung des Apple Pencil war eine kluge Entscheidung, denn die Kombination aus Tablet-Größe und Stylus-Support hat sich in unserem Test als echter Mehrwert erwiesen. Die Verwendung des Apple Pencil mit dem iPad Mini kam deutlich häufiger und in ganz anderen Situationen vor als die Nutzung des Apple Pencil am wesentlich größeren iPad Pro. Längere Texte und komplexe Grafiken erstellt man verständlicherweise besser an einem der größeren Modelle.
Wenn die geringe Größe keine Rolle spielt, findet sich keine empfehlenswerte Alternative zum iPad Mini. Mit den verbauten Komponenten ist das Gerät in der Größenkategorie konkurrenzlos. Es existieren zwar auch vergleichsweise kleine Android-Tablets – die haben aber in der Regel weitaus schwächere Prozessoren verbaut. Auch bei den Windows-Tablets sieht es schlecht aus, denn der einzige mögliche Konkurrent ist das Surface Go, das aber merklich größer als das iPad Mini ist. Genau darin liegt unserer Einschätzung nach auch die Daseinsberechtigung für das iPad Mini: Wer ein möglichst kleines Tablet sucht und dabei nicht auf Leistung verzichten will, kommt an dem Gerät derzeit nicht vorbei.
Wo findet man denn das 256 gb Modell ab 520 € ? Bei Apple kostest es 619 €