Irland testet bedingungsloses Grundeinkommen – für Künstler, Schriftsteller und Architekten

In einigen Ländern, darunter auch in Deutschland, testen verschiedene Initiativen und Projekte, wie sich ein bedingungsloses Grundeinkommen auf die Bezieher:innen der finanziellen Unterstützung auswirkt.
Ein längeres Experiment in Finnland vor einigen Jahren zeigte etwa, dass sich der Geldsegen insbesondere positiv auf die Psyche auswirkt. Besondere Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt konnten hingegen nicht gemessen werden.
Irland startet jetzt einen weiteren Versuch eines bedingungslosen Grundeinkommens. Das Geld soll insbesondere Kunstschaffenden zugutekommen, die während der Coronapandemie besonders gelitten haben.
Das auf drei Jahre ausgelegte Projekt verspricht den 2.000 per Losverfahren ausgewählten Personen 325 Euro pro Woche. Die irische Regierung stellt dafür 25 Millionen Euro bereit.
Ziel des wissenschaftlich begleiteten Versuchs ist, herauszufinden, ob ein solches Grundeinkommen der Gesellschaft nützt. Außerdem steht auch im Fokus der Untersuchungen, inwieweit sich die Arbeit der Künstler:innen verändert.
Neben visuellen Künstler:innen werden Musiker:innen, Filmschaffende, Schriftsteller:innen, Schauspieler:innen, Tänzer:innen, Zirkuskünstler:innen und Architekt:innen ausgewählt. Wieviel Geld sie ohnehin schon hatten, spielte bei Bewerbung und Auswahl keine Rolle.
Neben Lob für die Aktion von Seiten von Vertreter:innen der Branche gibt es aber auch zahlreiche Kritikpunkte. So müssen die Empfänger:innen des Grundeinkommens Steuern zahlen. Nebentätigkeiten dürfen zwar weiter verfolgt werden, sie fließen aber in die Bewertung ein.
Zudem dürfte das Geld, rund 1.300 Euro, kaum für die Miete reichen – gerade in der Hauptstadt Dublin, wie ein Drittel der Grundeinkommen-Berechtigten lebt. Dort ist etwa eine Wohnung von 70 Quadratmetern kaum für unter 2.000 Euro zu haben, wie die taz berichtet.
Wenig begeistert dürften auch jene 1.000 Kunstschaffenden sein, deren Bewerbung nicht erfolgreich war und die jetzt als Kontrollgruppe dienen. Allerdings mit der Aussicht, dass bei einer positiven Bewertung des Projekts nach drei Jahren weitere Kunstschaffende in den Genuss eines Grundeinkommens kommen könnten.
Manch Kritiker:in ist dennoch eher geneigt, eine Erhöhung der öffentlichen Ausgaben für Kunst und Kultur insgesamt zu fordern, damit alle Künstler:innen in den Genuss von mehr Geld kommen. In Irland werden dafür 0,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aufgewendet. In Deutschland sind es dagegen 0,43 Prozent.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Menschen würde Irland einer Studie zufolge bis zu 50 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Die Menschen würden dann je nach Modell 1.000 bis 1.200 Euro pro Monat bekommen. Es müssten allerdings auch das Steuer- und Gesundheitssystem stark angepasst werden, schreibt die Irish Times.
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