In Finnland hatten die Initiatoren eines Experiments zum bedingungslosen Grundeinkommen dieses erst kürzlich für gescheitert erklärt. Nachweisbare positive Effekte für den Arbeitsmarkt seien ausgeblieben. Allerdings mussten die Finnen für den Test auch viel Kritik der Wissenschaftskollegen einstecken. Deutschland will jetzt eine noch umfangreichere Langzeitstudie durchführen, wie Spiegel Online berichtet. Für die Teilnahme bewerben kann sich jeder.
1.200 Euro pro Monat ohne Bedingungen
1.200 Euro pro Monat soll es bei dem sogenannten Pilotprojekt Grundeinkommen für 120 Teilnehmer geben – und zwar drei Jahre lang. Eine Gegenleistung wird dabei nicht erwartet – jedenfalls nicht direkt. Die Studienteilnehmer werden freilich intensiv zu den möglichen Auswirkungen des Geldregens befragt. Das werden auch jene 1.380 Menschen, die ebenfalls an der Studie teilnehmen, aber keine finanziellen Zahlungen erhalten. Sie sind die Vergleichsgruppe. Auch das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Studie gewinnen zu können.
Initiiert hat diese Langzeitstudie das Team hinter dem Verein Mein Grundeinkommen. Darüber werden seit mittlerweile sechs Jahren Zahlungen von jeweils 1.000 Euro über einen Zeitraum von zwölf Monaten vergeben. Finanziert wird das Ganze über private Spenden. Auch für die am Dienstag gestartete Langzeitstudie hat der Verein Spenden gesammelt. Aktuell sollen sich über 141.000 Menschen daran beteiligt haben. An der Studie arbeiten aber auch renommierte Wissenschaftler, Verhaltensökonomen, Psychologen und Gemeinwohlforscher mit. Als gewichtigen Partner aus der Wirtschaft hat Mein Grundeinkommen das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gewonnen.
Grundeinkommen: Auswirkungen unter der Lupe
DIW-Forscher Jürgen Schupp erklärte gegenüber Spiegel Online, welche Fragestellungen in den kommenden Jahren bei der Beobachtung des Experiments im Mittelpunkt stehen. So geht es darum herauszufinden, wie sich ein regelmäßiger Geldfluss auf Einstellung und Verhalten der Menschen auswirkt. Interessant sei das etwa im Hinblick auf das Berufsleben, die Tagesstruktur, die Ernährung sowie Beziehungen. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Das Umfeld wäre keine von einem Grundeinkommen geprägte Welt. Würden alle Deutschen diese Zahlung bekommen, hätte das wohl auch Einfluss auf Verbraucherpreise, Löhne oder das Steuersystem.
Bewerbung noch möglich: Studie sucht Teilnehmer
Abgesehen davon will das DIW aber über eine Randomisierung, also oben erwähnte zwei Gruppen, möglichst wissenschaftlich arbeiten. Der finnischen Studie wird ja unter anderem vorgeworfen, dass die Teilnehmer zufällig und nur unter Arbeitslosen ausgewählt wurde. Um bei der aktuellen Studie Menschen mit möglichst gleichen Eigenschaften und Lebenssituationen in beiden Gruppen zu bekommen, soll eine hohe Zahl an Bewerbern gewonnen werden. Das DIW spricht von einer Million. Hier geht es zu der Bewerbung für das Pilotprojekt Grundeinkommen. Über 100.000 Bewerbungen sind offenbar schon eingegangen. Interessierte müssen allerdings einen Erstwohnsitz in Deutschland haben.
- Bedingungsloses Grundeinkommen: Twitter-Chef Jack Dorsey steckt 3 Millionen in Pilotprojekt
- Hubertus Heil, was halten Sie vom bedingungslosen Grundeinkommen?
- Modellprojekt gestartet: Berlin testet das Grundeinkommen
Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens halte ich für sehr gut und positiv, weil endlich einmal den Arbeitslosen mehr Geld zur Verfügung gestellt wird als bei Hartz4, wovon ja sowieso keiner leben kann. Die Konsequenzen aus der Erteilung des bedingungslosen Grundeinkommens und die Ergebnisse der Studie sind sicher spannend, ob sich das aber langfristig durchsetzt, ist eine interessante Frage. Ich hoffe, dass ich bei den Beziehern des bedingungslosen Grundeinkommens bin und das bald alle Arbeitslosen in den Genuss des bedingungslosen Grundeinkommens gelangen.
Ich bezweifel, dass wirklich die Arbeitslosen davon mehr haben, immerhin bekommen sie ja dann keine Zuschläge mehr vom Amt. Bei wilden Doku-Soaps im Fernsehen verbraucht diese Gesellschaftsschicht massiv an Strom, weil man unzählige Gefriertruhen hat, da man mit Strom heizt etc. Die Waschmaschine und andere Dinge werden vom Amt bezahlt.
Die positiven Gewinner des Grundeinkommens sind die körperlich hart arbeitenden wie die Pflegekräfte, die mit 50 Jahren in Teilzeit arbeiten können, um mich ständig zum Arzt rennen zu müssen, da sie Rückenschmerzen haben. Daher befürworte ich das Grundeinkommen. Ich kenne mehrere Pflegekräfte, die auch noch unglücklich verheiratet sind, die mit einer Scheidung alles verlieren würden.