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Brain-Drain: IT-Spezialisten verlassen Russland zu Zehntausenden

Viele IT-Firmen und -Fachleute verlassen Russland und suchen ihr Glück in der Fremde. Sie sind nicht überall willkommen. (Symbolfoto: dotshock / Shutterstock.com)
Über 50.000 IT-Fachleute sollen bei einer ersten Welle Russland verlassen haben, das meldete der russische Verband für elektronische Kommunikation RAEC am 21. März. Nach neueren Angaben sollen es nun schon 70.000 Menschen sein. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP. Noch im April könnten weitere 100.000 IT-Expert:innen folgen, prognostizierte RAEC-Chef Sergei Plugotarenko letzte Woche vor dem Parlament in Moskau. Während sich Anrainer mit speziellen Programmen um die Entwickler:innen bemühen, machen andere die Grenzen dicht. Litauen etwa schätzt die Risiken als zu hoch ein.
Warum noch nicht mehr IT-Spezialist:innen das Land verlassen haben, weiß Plugotarenko auch: Teure Flüge seien der Grund. Momentan bereiten viele russische Technologieunternehmen ihre Umsiedelung vor, weil ihnen die Sanktionen ein Wirtschaften unmöglich machen. Risiko-Kapitalgeber unterstützen die Umzüge mit eigens gecharterten Jets. Daneben lösen sich viele gebildete junge Menschen von den erbärmlichen Verhältnissen in ihrem Heimatland und suchen ihr Glück in der Ferne. Einige Männer haben Angst, einberufen zu werden, andere Fachleute wollen dem Klima aus Misstrauen, Propaganda und Rückwärtsgewandtheit entfliehen.
Die beliebtesten Gastgeberländer sind die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Armenien, Georgien und die baltischen Staaten. Auch Länder Südostasiens seien unter den Top-Destinationen, schrieb Plugotarenko Ende März in seinem Beitrag. AP berichtet nun, dass besonders Kasachstan ein Auge auf Hightech-Investoren geworfen habe. Das Land werbe mit Steuererleichterungen, zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen auf dem eigens eingerichteten „Internationalen Technopark“ in der Nähe der Hauptstadt Astana. 2017 hat sich das Land der Hochtechnologie verschrieben.
Während die Nachbarländer Unternehmen aus Russland anwerben, die den Sanktionen entkommen wollen, machen andere nicht mit. Litauen etwa begründet einen Stopp von Startup-Visas aus Russland mit der engen Verflechtung des IT-Sektors mit den Geheimdiensten. Der litauische Politologe Marius Laurinavicius sagte der AP: „Das Problem ist, dass wir ohne einen extrem strengen Überprüfungsprozess Gefahr laufen, Teile des kriminellen Systems Russlands zu importieren.“
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