James Webb, übernehmen Sie! Alma-Teleskop entdeckt junge Galaxie hinter galaktischem Staub
Ein Forschungsteam der SISSA (Scuola Internazionale Superiore di Studi Avanzati) im italienischen Triest hat aus dem Fundus der Daten des Alma-Teleskops ein Universum extrahiert, das mit herkömmlichen Instrumenten kaum zu beobachten ist. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden jüngst im The Astrophysical Journal veröffentlicht.
Neue Galaxie produziert neue Sterne 1000-mal schneller als unsere
Die entdeckte Galaxie hat nur etwa ein Sechstel der Größe unserer Heimatgalaxie und ist dabei aus hiesiger Perspektive so dunkel, dass sie selbst für hoch entwickelte Instrumente fast unsichtbar ist. Dennoch ist es den SISSA-Forschenden gelungen, ihre wichtigsten Eigenschaften zu identifizieren. Dazu setzten sie auf Durchmusterungen mit dem Alma-Interferometer.
So erfahren wir nun also, dass die neu entdeckte Galaxie besonders kompakt ist und große Mengen an interstellarem Staub enthält. Zudem handelt es sich um eine besonders junge Galaxie, die etwa 1000-mal schneller Sterne bildet als die Milchstraße.
Die Erkenntnisse der Forschenden sind vor allem deshalb von Bedeutung, weil sie neue Ansätze für die Untersuchung anderer sogenannter dunkler Himmelskörper aufzeigen. Aus den gewonnenen Ansätzen sollen neue Erkenntnisse für die Entwicklung fortschrittlicher Modelle zur Entstehung und Entwicklung von Galaxien abgeleitet werden können.
Erkenntnisse über Entstehung und Entwicklung von Galaxien erwartet
„Sehr weit entfernte Galaxien sind wahre Fundgruben für Informationen über die vergangene und zukünftige Entwicklung unseres Universums“, erklärt die Erstautorin und SISSA-Studentin Marika Giulietti gegenüber Phys.org und ergänzt:
„Ihre Erforschung ist jedoch eine große Herausforderung. Sie sind sehr kompakt und daher schwer zu beobachten. Außerdem empfangen wir aufgrund ihrer Entfernung nur sehr schwaches Licht von ihnen. Die Ursache für diese Verdunkelung ist das massive Vorhandensein von interstellarem Staub, der das sichtbare Licht von jungen Sternen abfängt und es mit optischen Instrumenten schwer nachweisbar macht, und es bei größeren Wellenlängen wieder aussendet, wo es nur mit leistungsstarken Interferometern im (Sub-)Millimeter- und Radiowellenbereich beobachtet werden kann.“
Modernste Untersuchung nur mit JWST möglich
Mitautor Prof. Lapi erläutert die Bedeutung der Studienergebnisse so: „Entfernte Galaxien, die jung und kompakt sind, sich durch eine rege Sternentstehung auszeichnen, weitgehend von Staub verdeckt sind und über ein sehr reiches Reservoir an molekularem Gas verfügen, sind Vorläufer der massereichen, ruhenden Galaxien, die wir im lokalen Universum sehen, und bieten daher sehr wertvolle Einblicke in die Prozesse, die zur Entstehung und Entwicklung dieser Strukturen im Laufe der Geschichte des Kosmos geführt haben.“
Jetzt liegen die Hoffnungen für die weitere Untersuchung der jungen Galaxie allein auf dem James Webb Space Telescope (JWST), denn das hat als derzeit einziges Teleskop die nun erforderlichen Instrumente an Bord. Giulietti hofft, dass „das James-Webb-Weltraumteleskop noch viel mehr über diese Galaxie enthüllen“ wird, „was im Moment nur es selbst tun kann.“