Ein gutes halbes Jahr nach dem Start des JWST ist der Hubble-Nachfolger so weit, dass er erste Farbbilder, die über die bisher schon bekannten Testbilder hinausgehen, liefern kann. In etwas mehr als einem Monat, nämlich genau am 12. Juli 2022, sollen die ersten vom Teleskop aufgenommenen Farbbilder nebst der begleitenden spektroskopischen Daten veröffentlicht werden. Das hat die Europäische Weltraumagentur ESA jetzt angekündigt.
Ein Anblick, „den die Menschheit noch nie zuvor gesehen hat“.
Eric Smith, der stellvertretende Direktor des JWST-Programms, verspricht, dass sich das Warten gelohnt haben wird:
„Die Veröffentlichung der ersten Webb-Farbbilder wird ein einzigartiger Moment für uns alle sein, um innezuhalten und einen Anblick zu bewundern, den die Menschheit noch nie zuvor gesehen hat. Diese Bilder werden der Höhepunkt von jahrzehntelangem Engagement, Talent und Träumen sein – aber sie werden auch erst der Anfang sein.”
Bevor das JWST mit seiner bereits akribisch exakt festgelegten wissenschaftlichen Arbeit beginnen konnte, musste es monatelang auf seine Mission vorbereitet werden. Dazu gehörten das Abkühlen des Teleskops auf seine Betriebstemperatur, die Kalibrierung der Instrumente und die Ausrichtung der Spiegel.
Die Festlegung des Erkundungsumfangs hatten sich die ESA, die NASA, die kanadische Weltraumbehörde und das Space Telescope Science Institute (STSci) mehr als fünf Jahre kosten lassen. Wichtigster Abgrenzungspunkt: Die Beobachtungsmission sollte die neuen Fähigkeiten des JWST tatsächlich benötigen. So sollte sichergestellt werden, dass das teure Instrument nicht für Banalitäten eingesetzt würde.
„Wissen selbst nicht, was wir sehen werden.“
Schon bisher hatte die NASA einige Bilder veröffentlicht, die JWST während der Vorbereitungsphase aufgenommen hat. Die ließen nur schwach erahnen, wozu das Teleskop tatsächlich in der Lage sein wird. Das wissen die mit der Mission betrauten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler übrigens selbst noch nicht so genau.
Joseph DePasquale, leitender wissenschaftlicher Bildentwickler am STScI, formuliert es so:
„Natürlich gibt es Dinge, die wir erwarten und zu sehen hoffen, aber mit einem neuen Teleskop und diesen neuen hochauflösenden Infrarotdaten werden wir es erst wissen, wenn wir es sehen”.
Nachdem das Teleskop seine ersten Bilder aufgenommen hat, beginnen die wissenschaftlichen Arbeiten erst. Die Astronomen müssen die von den Infrarotsensoren des JWST erfassten Daten analysieren und in Studien der Forschung zugänglich machen.