
In schneereichen Gebieten Japans soll Strom aus Schnee gewonnen werden. (Foto: Sakarin Sawasdinaka/Shutterstock)
Ende November und Anfang Dezember 2022 schrumpfte der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromproduktion auf unter zehn Prozent. Der Grund: wenig Sonne und kaum Wind.
Winterliche Energieversorgung: Strom aus Schnee
Wie die Stromversorgung in Zukunft auch bei ungünstigem Winterwetter gesichert werden könnte, zeigen Forscher:innen in Japan. Gemeinsam mit dem Energie-Startup Forte arbeitet die Universität für Elektrokommunikation in Tokio daran, Strom aus Schnee zu gewinnen.
Wie es bei der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo heißt, sollen dadurch in schneereichen Regionen mögliche Engpässe bei der Stromerzeugung ausgeglichen werden. Das Ganze funktioniert freilich nur in schneereichen Regionen – und ganz ohne Sonne kommt man auch nicht aus.
Schnee gibt es in der Region um die Stadt Aomori offenbar genug. Jahr für Jahr werden dort wahre Schneemassen zusammengetragen und zum Teil ins Meer geschüttet. Die Kosten dafür belaufen sich auf über 40 Millionen Euro.
Schnee wird im Schwimmbecken kühl gehalten
Für das Projekt Schneestrom haben Forscher:innen und Forte-Mitarbeiter:innen einen Versuch in dem Schwimmbad einer ehemaligen Grundschule gestartet. Dazu wurde ein Schwimmbecken mit isolierendem Material ausgekleidet, um den dort gelagerten Schnee möglichst kühl zu halten.
Die Idee ist, den Temperaturunterschied zwischen Schnee und – von der Sonne erwärmter – Umgebung zu nutzen. Ein entsprechendes Verfahren wurde an der Uni für Elektrokommunikation entwickelt.
Die Energie entsteht, wenn eine Flüssigkeit – am besten eine warme aus heißen Quellen – von dem Schnee gekühlt wird und durch die Wärme der Umgebungsluft verdampft.
Konvektionsströmung treibt Turbine an
Der Strom wird durch die dabei entstehende Konvektionsströmung in einem Kühlmittel erzeugt, die wiederum eine Turbine antreiben soll, so die Idee. Je höher der Temperaturunterschied, desto größer die Effizienz. Angaben dazu, wie viel Energie mit diesem Verfahren erzeugt werden kann, gibt es nicht. Die Projektverantwortlichen gehen aber davon aus, dass es in puncto Stromerzeugung ähnlich effizient ist wie Solarenergie.
Sollte dies der Fall sein, klingt auch die Idee von Forte nicht mehr so abwegig. Denn das Startup will kleine Kraftwerke für Firmen und Privathaushalte entwickeln, die die Erzeugung von Strom aus Schnee für alle möglich machen sollen.
Lösung soll auch für Europa geeignet sein
Forte sieht darin auch eine Lösung für kältere Regionen in Europa, wie Golem schreibt. Dazu müsste es allerdings Schnee in größeren Mengen geben.
Zudem müssen die Forscher:innen in Japan noch an der Skalierbarkeit arbeiten. Aktuell wird nach einem geeigneten Ort mit mehr Platz als im Schwimmbecken gesucht. Die Stromerzeugung soll bis März 2023 gelingen – bis dahin läuft das Projekt erst einmal.