Jira-Alternativen: 7 Tools im Vergleich – von Redmine bis Trello
Unter den Tools für operatives Projektmanagement und zur Fehlerverwaltung gilt Jira Software von Atlassian als unangefochtener Platzhirsch. Doch es gibt auch andere Tools wie Redmine, die den Entwicklungsprozess ähnlich gut unterstützen – und selbst Tools, die eher unter die Kategorie „Projektmanagement“ fallen, können eine Hilfe sein. Sie gibt es von Open Source bis kostenpflichtig.
Jira wird oft als sehr komplex bezeichnet, und für kleine Teams dürfte es durch die hohen Kosten eher ungeeignet sein. Auf der Suche nach vergleichbarer Software ist uns aufgefallen, dass viele Tools die Aufgaben von Jira nicht ganz erfüllen können, trotzdem verwenden Entwickler:innen-Teams die verschiedensten Lösungen – und zur Not auch mal mehrere gleichzeitig.
Wir haben sechs Tools rausgesucht, die Jira mit kleinen Einschränkungen ersetzen könnten, haben sie uns genauer angeguckt und nach Vor- und Nachteilen gesucht. Aber: Projektmanagement-Tool bedeutet nicht zwingend, dass es auch zur Fehlerverwaltung für Entwickler-Teams geeignet ist – nicht jedes Tool ist für jede Team-Größe und jede Art von Projekten geeignet.
Was macht Jira so einzigartig?
Bevor wir andere Tools unter die Lupe nehmen, gehen wir erst mal darauf ein was Jira ist, für wen es gedacht ist und was es macht: Jira ist ein Fehler- und Projekttracking-System. Entwickelt wurde es von Atlassian, um Teams – vor allem für die Softwareentwicklung – bei Problemen zu helfen und zu einem reibungslosen Endprodukt zu verhelfen.
Leider sind viele Zusatzfunktionen im Basis-Paket nicht inbegriffen und kosten extra. All diese Addons zusammengefasst machen Jira ganz schön teuer. Es hängt deshalb vom Einzelfall ab, ob das Basis-Paket reicht oder man sich sein eigenes Jira zusammenstellt.
Jira kann in der Cloud oder auf dem eigenen Server gehostet werden – wer sich für den eigenen Server entscheidet, zahlt ab 42.000 US-Dollar im Jahr. Wer die Cloud bevorzugt, kann mit bis zu zehn Benutzern kostenlos loslegen. Doch schauen wir uns jetzt die Alternativen an – und was sie können und was nicht.
1. Redmine
Die Projektmanagement-Software Redmine ist ein lizenzkostenfreies Open-Source-Projekt, das technologisch auf Ruby-On-Rails setzt. Redmine verfügt über alle gängigen Funktionen eines Projektmanagement-Tools wie Diskussionsforen, ein Wiki, eine Dokumentenverwaltung, eine E-Mail- oder eine Ticket-Verwaltung. Die Stärken von Redmine liegen in der Subversion und der Ticket-Verwaltung, die besonders bei der Entwicklung von Softwareprojekten in der Gruppe zum Tragen kommt.
Durch das schlichte Interface ist Redmine einfach zu verstehen – nichts fehlt, nichts ist zu viel. Die wesentliche Projektplanung- und verfolgung wird durch ein Gantt-Diagramm möglich, in dem Projekte, Besitzer und Dauer bestimmt werden können. Im Redmine-Wiki und im Dokumenten-Manager werden alle Projekte festgehalten und können zu jeder Zeit wieder aufgerufen werden.
Redmine ist ein Tool zum Selbsthosten, es benötigt also eine Installation auf dem eigenen Server. Auch für dieses Tool gibt es Apps für iOS und Android, die sind allerdings inoffiziell.
2. Stackfield
Stackfield bietet eine Projektmanagement-Lösung als SaaS, funktioniert darüber hinaus aber ähnlich wie andere Tools. Es lässt sich recht intuitiv bedienen, ist sehr schnell und bietet Echtzeit-Kollaboration, Projektmanagement, Listen, Aufgabenverwaltung, Notizen und Dateien.
Wichtig für eine SaaS-Lösung: Stackfield verschlüsselt die Kommunikation seiner Nutzer:innen – und zwar clientseitig direkt im Browser. Das bedeutet, dass laut Betreiber alle Daten auf dem Server verschlüsselt ankommen und Stackfield so keinen Einblick in die Kund:innendaten und Dateien hat.
Das UI von Stackfield ist leicht verständlich, alle Einstellungen und Rechte bleiben dem Anwender überlassen. Das Dashboard gibt einen Überblick über alle Tasks – von „Zu erledigen“ bis „Erledigt“. Leider kann auch bei diesem Tool durch die listenartige Darstellung schnell der Überblick verloren werden.
Das Starter-Paket kostet 49 Euro pro Monat und bietet Platz für fünf Nutzer. Wer mehr braucht, kann auf die Pakete Business oder Enterprise aufrüsten.
3. Target Process
Target Process ist ein agiles Projektmanagement-Tool und für Entwickler:innen-Teams – die auf Kanban oder Scrum setzen – konzipiert. Daneben lassen sich auch eigene Prozesse und Boards einrichten.
Neben der gut durchdachten Usability – die zum hochwertigen UI beiträgt – bietet das Produkt-Backlog eine übersichtliche Darstellung aller kommenden und priorisierten Aufgaben – ebenso die detaillierte Erfassung und Auswertung sämtlicher Arbeitszeiten. Um den Projektfortschritt zu visualisieren, bietet Target Process umfangreiche Reportings.
Das Tool richtet sich an Profis, die ihre Softwareprojekte systematisch planen und umsetzen wollen. Die gut umgesetzten Apps, die offene API und die angebotenen Integrationsmöglichkeiten sprechen für den hohen Reifegrad der Software.
Preise verrät Target Process nur auf Anfrage.
4. Sprintly
Sprintly ist eine weniger bekannte, aber nennenswerte Alternative zu Jira. Die in Colorado entwickelte Anwendung verfolgt einen interessanten Lösungsansatz, bei dem die effektive Zusammenarbeit von Softwareentwickler:innen und Management-Teams im Vordergrund steht. Auch Sprintly bietet regelmäßige Reportings für den besseren Überblick.
Durch die aufgeräumte und moderne Oberfläche wird ein einfacher Zugang zu elementaren Funktionen wie dem Task-Board ermöglicht. Sprintly unterstützt Benutzer:innen bei der Erstellung von Anforderungen, indem es Vorgaben hinsichtlich der Formulierung und Detailtiefe macht. Die starke Verknüpfung mit Addons wie GitHub ermöglicht eine integrierte Arbeitsweise.
Auch Sprintly ist allerdings keine ganz günstige Lösung, erhältlich ist es ab 19 Dollar im Monat für sechs Benutzer:innen, fünf Gigabyte Speicher inklusive. Wer mehr benötigt, kann auf vier weitere Versionen aufstocken.
5. Trello
Trello wird in der Cloud gehosted und ist eigentlich kein Tool für Entwicklungsprojekte, sondern ein allgemeines Projektmanagement-Tool. Dennoch ist es eins der meist benutzten Tools – ein Grund dafür ist das schlichte und benutzerfreundliche UI.
Die Basis-Version von Trello ist kostenlos und soll das – nach Angaben der Entwickler:innen – auch bleiben. Das ist bemerkenswert, da die Basis-Version schon ein ziemlich ausgeklügeltes System bietet. Die Listen und Karten nämlich lassen sich für beinah die komplette Projektplanung nutzen – und das auch im Team. Jeder Liste könnt ihr so viele Karten hinzufügen wie ihr wollt, wobei Karten eigentlich alles sein können: Tasks, Termine, Abteilungen oder was euch sonst so einfällt. Der größte Vorteil von Trello ist gleichzeitig auch der größte Nachteil: die Flexibiltät der Karten.
Dafür ist Trello als App für Android und iOS erhältlich und ermöglicht dir so einen sofortigen Einblick in deine Projekte.
Für weitere Team-Funktionen bietet Trello noch die Business Class, die bei zehn Dollar pro Nutzer:in und Monat anfängt, sowie die Enterprise-Version, die ab 17,50 Dollar kostet.
6. Jixee
Das Herzstück von Jixee sind vier sogenannten Workboards, die zusammengenommen den gesamten Entwicklungsprozess – vom Backlog über die Entwicklung hin zur Qualitätskontrolle und der Veröffentlichung – in einer schlichten wie optisch ansprechenden Benutzeroberfläche abbilden sollen. In den jeweiligen Workboards können Nutzer:innen wahlweise einzelne Aufgaben, Fehlerstellen oder ganze Sprints und Meilensteine anlegen und in Echtzeit verwalten.
Die Macher:innen von Jixee werben für die Workboards mit flexiblen Workflows, idiotensicherer Konfiguration und der Einbindung populärer Entwickler:innen-Tools. Und: Genauso wie bei Jira lässt sich auch Jixees System wahlweise auf einem eigenen Server hosten und betreiben.
Abhängig von der Zahl der Nutzer:innen (10 bis 500) bietet Jixee unterschiedliche Preispläne auf Monats- oder Jahresbasis an. Entscheidet man sich beispielsweise für eine Nutzung von Jixee mit einer Laufzeit von einem Jahr bei bis zu 25 Mitgliedern, werden monatlich 99 Dollar fällig.
7. Tara
Laut eigener Aussage bietet Tara das „umfangreichste kostenlose Paket im Projektmanagement“ – die Latte liegt also hoch. Das Tool ist clean und aufgeräumt und wirbt vor allem mit der einfachen und intuitiven Bedienbarkeit. Mit nur einem Klick sollen Teams regelmäßige Sprints planen können, und dank einer Drag-&-Drop-Funktion ist auch die Planung mehrerer Sprints kein Problem.
Tägliche Aufgaben zeigt Tara in einem übersichtlichen und individuellen Dashboard an, das auch Pull-Requests gut sichtbar macht.
Issues aus GitHub, Trello oder Asana können einfach in Tara importiert werden; zu GitHub funktioniert der Sync sogar in beide Richtungen, sodass in Tara erstellte Tasks auch auf GitHub erscheinen. Pull-Requests für Code auf GitHub bringt Tara ebenfalls direkt im gerade aktiven Sprint unter; die Integration für Gitlab und Bitbucket soll bald folgen.
Tara bietet Nutzer:innen ein kostenloses Paket für unbegrenzt viele Mitglieder in einem Team. Wer mehrere Teams und weitere Funktionen wünscht, ist ab acht Dollar pro User:in und Monat dabei.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 8. Juli 2021 aktualisiert.
Hi Jessy,
vielen Dank für die tolle Übersicht! Eine kurze Ergänzung in eigener Sache: Wer Redmine nicht selbst hosten möchte, der nimmt einfach Planio (https://plan.io/de/). Wir kümmern uns um die Backups, Sicherheitsupdates und Wartung und haben noch diverse Erweiterungen wie Agile Board, CRM und Team Chat im Angebot.
Dabei ist natürlich alles in Deutschland gehostet und damit zu 100% mit den Anforderungen des § 11 BDSG vereinbar.
Viele Grüße aus Berlin
Jan
Es fehlt http://phabricator.org Entweder zum selbst hosten (OSS) oder auch als Service.
Hallo,
für alle die Trello anspricht, dir es aber selber hosten müssen oder möchten: Wekan ist eine Open Source Kanban Tool das Trello nachahmt und aktiv weiterentwickelt wird.
https://github.com/wekan/wekan/blob/devel/README.md
VG
Benjamin
Wenn ihr Redmine verwendet, dann tut euch den Gefallen und installiert das Plugin MegaCalendar.
VG Georg
Danke für die großartige Übersicht. Das Redmine als erstes genannt wird und als nahezu perfekte Alternative zu Jira bezeichnet wird hat uns ebenfalls sehr erfreut.
Wir von Redmine-Hosting.de haben unser Herz an Redmine verloren und bieten seit vielen Jahren alle Dienste rund um Redmine an. Hosting, Entwicklung, Schulung und Beratung.
Bei Interesse gerne mal auf unserer Website vorbei schauen oder sich unverbindlich mit uns in Verbindung setzen.
Lieben Gruß aus Köln
Michael Pütz von Redmine-Hosting.de
Als Alternative, welche zudem kostenlos + Open Source ist, sollte man in jedem Fall Kanboard (http://kanboard.net) nennen. Auf meiner Seite gibt es eine kleine Einführung + Artikelserie: https://demaya.de/kanboard-artikelserie/
Korrektur zum Anbieter Stackfield: Das „preiswerteste“ Abo kostet nun EUR 24,00 / Monat … schade.
Danke für den tollen Artikel und die Übersicht der Alternativen.
Ich würde mich freuen, wenn Smartsheet ebenfalls aufgenommen wird, für uns ein perfektes Tool.
https://www.smartsheet.com/
Als weitere Alternative kommt auch noch Space von Jetbrains hinzu, dies ist besonders dann sinnvoll, wenn auch Alternativen für confluence und Bitbucket gesucht werden
Und was ist mit Asana?