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John McAfee: Das wechselhafte Leben des Antivirus-Pioniers

Software-Mogul, Exzentriker, beschuldigter Verbrecher: John McAfee sorgte für viele Schlagzeilen. Ein Einblick in ein Leben mit Höhen und Tiefen.

3 Min. Lesezeit
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IT-Pionier mit Hang zu großen Auftritten: John McAfee (Foto: dpa).

„Pakistani Brain“ heißt der Virus, den John McAfee in den 1980er Jahren entdeckte. Auf Floppy-Disks verbreitete sich das Schadprogramm, das die Laufwerke der Disketten langsamer machte. McAfee, geboren 1945 und damals Angestellter bei einem Raumfahrtunternehmen, schrieb eine Anti-Viren-Software – innerhalb von eineinhalb Tagen, wie er später erzählen wird. Mit seiner Software machte er sich 1987 selbstständig.

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Als einer der ersten Experten für Computersicherheit hatte er viele Medienauftritte und schürte die für ihn lukrative Angst vor digitalen Angriffen. Das Gerücht, das McAfee sein Leben lang begleitete: Er selbst habe die Viren in Umlauf gebracht, vor denen seine Programme schützen sollten. Trotzdem wurde er mit seiner Sicherheitssoftware zum Millionär. Nach dem Börsengang seines Unternehmens stieg er 1994 aus und verkaufte seine Anteile an Intel. Zeitweise wurde John McAfees Vermögen auf über 100 MillionenUS-Dollar geschätzt, von denen er wahrscheinlich über 90 Millionen in der Finanzkrise 2008 verloren haben soll.

Mord und Vergewaltigung im Steuerparadies

Einige Jahre lebte McAfee in einer Strandvilla im zentralamerikanischen Belize. Dort soll er exzessive Partys gefeiert haben. Der Millionär prahlte mit vielen jungen Geliebten, umgab sich mit Prostituierten und fiel der Polizei unter anderem wegen Besitzes verbotener Waffen auf. Zurückhaltend und unauffällig war nicht seine Art: Im Dschungel von Belize baute sich McAfee ein Labor für sein Pharmaunternehmen „QuorumEx“ auf. Eine Mitarbeiterin aus dieser Zeit zeigte ihn wegen Vergewaltigung an. Er soll sie mit einer Waffe bedroht haben. Die Fall verlief sich im Nichts.

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2012 verfolgte ihn die belizische Polizei im Zusammenhang mit dem Mord an seinem Nachbarn. McAfee entschloss sich zur Flucht nach Guatemala. Journalisten, die ihn dabei begleiten durften, verrieten versehentlich seine Position. Im Gefängnis in Guatemala täuschte McAfee nach eigenen Angaben mehrere Herzinfarkte vor, um seine Auslieferung nach Belize zu verzögern.

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Bezahlte Twitterposts zu ICO

2016 wollte McAfee eine Cyber-Partei gründen und ließ sich als unabhängiger Kandidat für die Präsidentschaftswahlen in den USA registrieren. Drei Jahre später fiel er als Krypto-Influencer auf. Das Justizministerium klagte ihn vergangenes Jahr jedoch wegen Steuerhinterziehung an. In der Anklageschrift heißt es, McAfee habe in den Jahren 2014 bis 2018 keine Steuererklärungen abgegeben, obwohl er „Millioneneinnahmen aus der Förderung von Kryptowährungen, Beratungstätigkeiten, Vorträgen und dem Verkauf der Rechte seiner Lebensgeschichte für einen Dokumentarfilm“ erhalten habe. Er selbst sagte einst in einem Video, dass er acht Jahre lang keine Steuern mehr gezahlt habe.

Außerdem klagte ihn die amerikanischen Securities and Exchange Commission an. Der Vorwurf: unlautere Werbung für Kryptowährungen. Auf Twitter empfahl McAfee seinen Followern, in ICO zu investieren. Dafür soll er angeblich mehr als 23 Millionen Dollar in Bitcoin und Ether kassiert haben. Eine Verurteilung hätte für McAfee bis zu fünf Jahre Gefängnis und hohe Geldstrafen wegen fünffacher Steuerhinterziehung und anderer Vergehen bedeuten können.

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Gefängnis in Barcelona

Im Oktober 2020 wurde der 75-Jährige auf Betreiben amerikanischer Behörden am Barcelona Flughafen El Prat festgenommen. Seitdem saß McAfee in einem katalanischen Gefängnis in der Nähe von Barcelona. Am Mittwoch hatte die spanische Justiz grünes Licht für eine Auslieferung McAfees in die Vereinigten Staaten gegeben. Am Mittwochnachmittag (23. Juni 2021) wurde John McAfee tot in seiner Zelle aufgefunden. Medienberichten zufolge gehen die Behörden von einem Suizid aus. Das Ergebnis einer Autopsie steht noch aus.

„Wenn du selbst an Depressionen leidest oder Suizidgedanken hast, findest du jederzeit bei der Telefonseelsorge Hilfe. Das geht online oder telefonisch unter den kostenlosen Hotlines 0800/1110 111 und 0800/1110 222 und ist anonym und vertraulich.“

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Cpt.OYZO

Da gabs mal ne schöne Doku über ihn. Ziemlich eklig das ganze, aber interessant.

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