Kampf dem Klimawandel: Schutzschild gegen Sonnenstrahlen in 1,5 Mio. Kilometern Erdentfernung vorgeschlagen
Das Projekt „Space Bubbles“ wurde vom Senseable City Lab am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts entwickelt und ist eine Variante der im Geoengineering weitverbreiteten Idee eines Sonnenschutzschildes.
Aufblasbare Blasen sollen vor Sonnenstrahlen schützen
Ein solcher Schutzschild, so die Theorie, könnte mindestens einen Teil der einfallenden Sonnenstrahlung abblocken. Das könnte theoretisch die Auswirkungen der globalen Erwärmung verringern.
Zur Herstellung des Schildes, das wir uns wie eine Scheibe aus aneinandergekoppelten gefrorenen Blasen vorstellen sollen, wollen die Forschenden ein Dünnschichtmaterial wie Silizium, das in geschmolzener Form in den Weltraum transportiert wird oder mit Graphen verstärkte ionische Flüssigkeiten einsetzen.
Die Blasen selber sollen dann erst im Weltraum tatsächlich hergestellt werden. Es wären einige erforderlich. Das Konzept geht davon aus, dass der Schutzschild etwa die Größe Brasiliens erreichen müsste, um Wirkung zu entfalten.
Positioniert werden soll die spiegelnde Scheibe dann am L1-Lagrange-Punkt in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung zur Erde. An diesem Punkt heben sich die Anziehungskräfte der Erde und der Sonne auf, weshalb die Installation stabil in der Position verharren würde.
Einmal in Position gebracht, haben die Space Bubbles eine recht leichte Aufgabe. Sie reflektieren die Sonnenstrahlung – jedenfalls einen Teil davon.
Weltraum-basierte Lösungen weniger gefährlich
Der Vorschlag eines solchen Reflektors ist nicht neu. Die meisten derartigen Konzepte zielten aber bislang stets auf eine erdgebundene Installation ab.
Der Vorteil der Space Bubbles bestünde darin, dass bei einem weltraumgestützten Sonnenschutzschild kein Risiko einer Beeinträchtigung der Biosphäre der Erde besteht. In der Stratosphäre der Erde eingesetzte Geoengineering-Maßnahmen stellen hingegen ein nicht gut kalkulierbares Risiko dar.
Space Bubbles als Ultima Ratio im Klimaüberlebenskampf
Die MIT-Forschenden schlagen ihre Lösung nicht etwa als Ersatz bestehender Bemühungen vor. Vielmehr sind sie pessimistisch genug, zu glauben, dass es eines Tages zu der Situation kommen könnte, dass ein solcher Eingriff unumgänglich wird.
„Geoengineering könnte unsere letzte und einzige Option sein“, sagte der Architekt Carlo Ratti, der das Senseable City Lab des MIT leitet. „Doch die meisten Geo-Engineering-Vorschläge sind erdgebunden, was enorme Risiken für unser lebendes Ökosystem birgt.“
„Weltraum-basierte Lösungen wären sicherer – wenn wir zum Beispiel 1,8 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlung ablenken würden, bevor sie auf unseren Planeten trifft, könnten wir die heutige globale Erwärmung vollständig umkehren.“
Zudem sind die Blasen so ausgelegt, dass sie wieder entleert und auf diese Weise entfernt werden können. Im Labor ist es den Forschenden bereits gelungen, eine kugelförmige Hülle unter Weltraumbedingungen aufzublasen.
Ideengeber des Space-Bubbles-Forschungsprojekts sind James Early, der als Erster vorschlug, ein ablenkendes Objekt am Lagrange-Punkt einzusetzen, und Roger Angel, der dafür eine Art Floß aus Blasen vorgeschlagen hatte.