Warum Japans Digitalminister der Floppy-Disc den Krieg erklärt hat
Eine echte Floppy Disc in Händen zu halten, das dürfte bei so manchen Computernutzer:innen nostalgische Gefühle hervorrufen. Die ersten Computerspiele für den C-64 befanden sich auf diesen schwarzen Plastikscheiben. Wunderbare 8-Bit-Pixelgrafik, die jede Menge Fantasie bei den Spielenden erforderte, um sich vorstellen zu können, was da genau über den Bildschirm flackerte.
Japans Digitalminister bläst auf Twitter zum Kampf
Das ist sehr lange her. Längst haben andere Speichermedien die wabbligen Scheiben abgelöst: USB-Sticks, Speicherkarten und Online-Clouds. Ausgerechnet in Japan, wo man sich eigentlich wahrlich keine technologische Rückständigkeit vorzuwerfen hat, ist die Floppy Disc immer noch gängige Praxis. Sehr zum Unmut des neuen Digitalministers Taro Kono. Der erklärte kürzlich in einem Tweet den Uralt-Speichermedien den Krieg.
Für über 1900 Verwaltungsakte würden immer noch Disketten genutzt, so der Minister. Japanische Bürger müssen beispielsweise auf diesem Weg Dokumente einreichen, auch CDs und Mini-Discs seien teilweise noch im Einsatz, so der Gadget-Blog Gizmodo.
Auch Faxgeräte und Stempel müssen weichen
Jetzt soll ein frischer Wind in Japans veralteten Amtsstuben wehen. Das wird auch Zeit, denn seit 2011 werden Floppy Discs überhaupt nicht mehr produziert. Mit einer Speicherkapazität von gerade einmal 1,4 MB (das entspricht in etwa einem einzigen Foto der Handykamera – mit sehr schlechter Qualität) sind sie den modernen Anforderungen auch wirklich nicht mehr gewachsen. Obwohl die Haltbarkeit im Gegensatz zu den schnell unbrauchbar werdenden CDs eine deutlich höhere war. Vielleicht haben sich die Floppys auch deshalb in Japan so lange gehalten.
Selbst das in Sachen Bürokratie fortschrittsfeindliche US-Verteidigungsministerium nutzt die Disketten intern seit 2019 nicht mehr.
Taro Kono hat allerdings noch eine ganze Menge Arbeit vor sich. Denn nicht nur die Floppy Discs müssen weichen. Auch Faxgeräte und Stempel will er nicht mehr sehen. Die Mitarbeiter*innen in den Ämtern werden es ihm sicher danken.