Kehrtwendung: Apple öffnet App-Store für xCloud und Stadia – Microsoft verärgert

Bislang sind alle Versuche, Game-Streamingdienste auf die iPhones des kalifornischen iPhone-Herstellers zu bringen, gescheitert. Die einzige Gaming-Flatrate, die Apple im App-Store akzeptiert, ist die eigene, die unter dem Namen Arcade vermarktet wird.
Alternative App-Stores nicht erlaubt
In jüngster Zeit waren Microsoft und Facebook mit ihren jeweiligen Projekten gescheitert. Google und Nvidia haben ebenfalls erfolglos versucht, ihre Angebote auf der Plattform verfügbar zu machen. Entsprechende Apps, die als zentraler Zugang zu den einzelnen Spielen des jeweiligen Gaming-Dienstes dienen, lehnte Apple rigoros ab.
Die Begründung war stets die, dass Apple die Zugangsapps zum jeweiligen Spielkatalog, etwa die xCloud-App von Microsoft, als eigenen App-Store beurteilt. Das sei nicht zulässig. So bestünde laut Apple überdies die Gefahr eines Einfallstors für potenziell gefährliche Apps.
Die Streaming-Anbieter ihrerseits weisen stets darauf hin, dass die teilnehmenden Spiele allesamt bereits von anderen Instanzen als Apples Review-Team geprüft und für unbedenklich befunden worden sind. Das von Apple skizzierte Bedrohungsszenario sei substanzlos.

Cloud-Gaming: Nvidias Google-Stadia-Konkurrenz Geforce Now. (Bild: Nvidia)
Das sind die neuen Regeln
So war Apples Regeländerung von Freitag zunächst als positives Signal gewertet worden. Bei näherer Betrachtung hat der App-Store-Hüter nichts Substanzielles geändert. Vielmehr lesen sich die neuen Regelungen als wollte Apple es den Game-Streaming-Diensten formal leichter aber faktisch schwerer machen.
Immerhin verfügen die App-Store-Regeln jetzt über einen dedizierten Paragrafen, der sich mit Streaming-Games beschäftigt. Der einleitende Satz lautet: „Streaming-Games sind erlaubt, solange sie sich an alle Regeln halten.“
Dann wird es konkret. So müssen alle Games einzeln zum Review eingereicht werden. Das gilt auch für jedes Update. Die Spiele müssen mit vollständigen Metadaten ausgestattet sein, damit sie in der Suche und auch ansonsten im App-Store korrekt angezeigt werden können. Sie erhalten eigene App-Store-Einträge. Zusätzliche Funktionen und Assets, die im jeweiligen Spiel gekauft werden können, müssen Apples Bezahlmethode nutzen.
Die Spiele müssen mit Methoden wie der Kindersicherung Screentime einzuschränken sein und als eigene App auf dem iPhone des Nutzers erscheinen. Zusätzlich dürfen die Streaming-Dienste eine „Katalog-App“ anbieten, die die Spiele unter einer Oberfläche vereint, die aber nur deren Finden im App-Store erleichtern darf. Abos dürfen angeboten werden, aber nur unter Nutzung der Apple-Verfahren.

Microsoft xCloud. (Foto: Microsoft)
Unattraktiv für die Anbieter von Streaming-Diensten
Anders ausgedrückt, Apple will die Anbieter von Gaming-Diensten zwingen, ihren Dienst in seine Bestandteile aufzulösen. Als Klammer dient dann ein Katalog, der ebenfalls wieder nur auf die individuellen App-Store-Seiten verlinken darf. Der klassische Streaming-Dienst wird mit den neuen Regeln nicht beschrieben.
Es dürfte daher unwahrscheinlich sein, dass sich Facebook, Microsoft, Google oder Nvidia auf diese Vorgehensweise einlassen wollen oder technisch überhaupt können.
Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass Apples Abo-Dienst Arcade nach genau diesem Prinzip arbeitet. Hier entsteht der Dienst im Grunde lediglich durch eine Sammlung der im Monatspreis enthaltenen Spiele. Ein Streaming-Dienst wie ihn Google, Microsoft oder Facebook unter iOS betreiben wollen, integriert nicht bereits vorhandene Spiele-Apps, sondern liefert Spiele on-the-fly über die mobile Datenverbindung aus.
Was Apple mit der Regeländerung geschickt erledigt hat, ist der Vorwurf, zugunsten von Apple Arcade andere Gaming-Dienste zu blockieren. Tatsächlich können nun auch andere Gaming-Dienste unter iOS aktiv werden, aber eben nur, wenn sie sich vergleichbar zu Apple Arcade aufstellen.
Am Samstag hat sich Microsoft gegenüber The Verge zu den neuen Regelungen geäußert. Zwar habe sich Apple ein Stück weit geöffnet, dennoch bleibe die Lösung eine schlechte für die Kunden, so ein Sprecher des Unternehmens. Spieler würden erwarten, dass sie direkt in ein Game springen könnten, so wie sie es auch mit Filmen oder Musikstücken könnten. Stattdessen würden sie gezwungen, mehr als 100 Apps aus der Cloud zu laden, um sie dann einzeln aufrufen und spielen zu können. Das entspräche nicht Microsofts Vorstellung von einer großartigen Nutzererfahrung.
Man könnte die Stellungnahme wohl mit Fug und Recht als Absage lesen…
Weitere Klarstellungen
Tatsächlich erlaubt Apple nun ausdrücklich „kostenlose Apps, die als separater Client zu einem kostenpflichtigen Web-Tool“ arbeiten. Darunter versteht der Konzern E-Mail-, Cloud- und VOIP-Dienste oder Webhosting-Helfer. Diese Klarstellung soll vergangene Konflikte wie etwa jenen um die Hey-App von Basecamp oder jenen um die WordPress-App von Automattic vermeiden helfen.
Wer allerdings über seine App Dienstleistungen anbietet, die sich an mehr als eine Person richten, der muss das über In-App-Käufe und das Apple-System tun. Nur Leistungen, die eins zu eins erbracht werden, sind von dieser Regelung ausgenommen. Damit sind alle Fitness- oder Lernangebote unmissverständlich von Provisions- und anderen Regelungen betroffen.
Update, 12.09.2020, 10 Uhr: Stellungnahme Microsofts hinzugefügt.
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