KI ist kein Jobkiller: Warum menschliche Arbeit bleibt
Die Diskussion ist so alt, dass es mir fast schon schwerfällt, die Ursprünge noch auszumachen: Technologie vernichtet Arbeitsplätze. Dieses Mal also KI. Davor: Internet. Davor: Industrieroboter. Davor: Computer. Davor: Maschinenparks. Davor: Fließband. Wie gesagt: Schwer zu sagen, wo und wann die Skepsis und Angst vor neuen Technologien ihren Ursprung genommen hat.
Dabei zeigt die Geschichte eindrucksvoll: Keine Innovation hat in der Gesamtbetrachtung wirklich Arbeitsplätze vernichtet. Im Gegenteil: Arbeits- und Fachkräfte werden nach wie vor händeringend gesucht – und das in nahezu ausnahmslos jeder Branche.
Und doch hält sich hartnäckig der Mythos der Gefahr für den eigenen Arbeitsplatz. Richtig ist: Technologien und gerade auch künstliche Intelligenz verändern unsere Arbeit, aber sie schaffen sie nicht ab. Im Kern ist die in diesem Zusammenhang beschriebene Angst also in Wahrheit die Angst vor Veränderung.
Da hilft auch das Mantra vom lebenslangen Lernen nichts. In dieser so oft formulierten Angst zeigt sich letztlich der Wunsch nach Beständigkeit (und auch Bequemlichkeit). Angst ist ein schlechter Ratgeber, hat meine Mutter mir immer gesagt. Vielleicht habe ich deswegen den Willen zur Veränderung und Gestaltung. Fakt ist: Das stimmt.
Jeder 2. fürchtet Jobverlust durch KI
Die beste Strategie für jede:n Einzelne:n ist, veränderungsbereit zu bleiben. Wenn der Rest der (Arbeits-)Welt sich bewegt und ich stehen bleibe, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich im wahrsten Sinne des Wortes abgehängt werde.
Wenn laut einer aktuellen Umfrage des Karriereportals Jobteaser jede:r Zweite sich vor den negativen Konsequenzen für die eigene Karriere fürchtet, dann führt das automatisch zu der Frage: Wie gehen wir mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz im Arbeitsumfeld um? Es bleibt doch nur, die Herausforderung auch anzunehmen und im Zweifel die Veränderungen aktiv mitzugestalten.
Anders formuliert: Wenn sich der Markt für das Unternehmen und die Branche, in der ich arbeite, verändert, neue Absatz- oder Marketingkanäle hinzukommen, sich neue Beschaffungsformen oder Kundenbedürfnisse etablieren, ist jede:r aufgefordert, auch neue Lösungen zu suchen und zu finden.
Kleine und große Schritte in diesem Prozess mitzugehen oder selbst zu gehen. Die eigene Rolle bewusst anzupassen. Nur so entwickeln wir uns weiter – jede:r für sich und gemeinsam in Organisationen. Bezogen auf die eigene Berufsbiografie ist das übrigens nichts anderes, als die eigene Karriere voranzutreiben.
KI und der Arbeitsmarkt: Einschätzungen gehen weit auseinander
Aktuell geht die Beurteilung, welche Konsequenzen KI-Anwendungen wie ChatGPT tatsächlich für den Arbeitsmarkt haben können, noch vergleichsweise weit auseinander, wie eine aktuelle Studie von Sortlist zeigt. Demnach geht die Schere zwischen den Arbeitgebern, die Arbeitsplätze abbauen wollen, und der Furcht um den eigenen Arbeitsplatz vor allem in den Berufsgruppen Marketing, Vertrieb und Design weit auseinander. Aber noch mal: Bange machen gilt nicht.
Denn eins dürfen wir bei der ganzen Diskussion nicht aus den Augen verlieren: Uns fehlen schon jetzt viele Arbeits- und Fachkräfte – vor allem im operativen Geschäft. Und das durchaus auch in den genannten Bereichen. Oder wann habt ihr das letzte Mal einen entspannten Marketing-Manager, eine ungestresste Sales-Mitarbeiterin oder Grafikerin gesprochen?
Ich freue mich darauf, wenn KI-Lösungen uns bei der Arbeit endlich so unterstützen, dass wieder mehr Zeit für das wirklich Wichtige an unserer Arbeit und menschliche Nähe ist. Bis dahin werden wir noch viele angstgesteuerte und aufgeregte Diskussionen miterleben. Leider.