Mit dem Recht auf Vergessenwerden soll in der EU sichergestellt werden, dass negative Beiträge über Personen nicht für immer abrufbar bleiben. Derlei Einträge aus Suchmaschinen wie Google oder Bing zu entfernen, ist aus technischer Sicht trivial. Allerdings gelten die Vorgaben auch für große Sprachmodelle wie ChatGPT – und hier wird eine Einhaltung des Gesetzes ungleich schwieriger.
Bestimmte Informationen können aus dem Wissensschatz einer KI nicht so einfach entfernt werden. Vielmehr müssten die relevanten Trainingsdaten angepasst und die KI neu trainiert werden. Das Training dauert aber mitunter so lange, dass eine Einhaltung der vorgeschriebenen Fristen nicht möglich ist.
Recht auf Vergessenwerden und KI: Diese technischen Möglichkeiten gibt es
In einem Paper diskutieren australische Forscher verschiedene Möglichkeiten, um KI und das Recht auf Vergessenwerden in Einklang zu bringen. Die derzeit beste Möglichkeit bietet das sogenannte Machine Unlearning. Dabei wird der Prozess des maschinellen Lernens quasi umgedreht, um bestimmte Information zu entlernen.
Bestehende Lösungen für Machine Unlearning haben allerdings gewisse Nachteile. Durch ihren Einsatz können sich auch Effizienz und Genauigkeit des KI-Modells verringern.
Alternativ könnte das KI-Modell ein zweites, bearbeitetes Modell zur Seite gestellt bekommen. Die australischen Forscher halten diese Herangehensweise zwar für eine potenzielle Lösung des Problems, warnen jedoch vor inkonsistenten Ergebnissen.
Als dritte Lösung könnte das KI-Modell einfach einen entsprechenden Prompt erhalten, um bestimmte Informationen nicht mehr auszugeben. Da sich solche Prompts aber bisweilen leicht austricksen lassen, ist das nach Ansicht der Forscher keine rechtssichere Lösung.
Google will Machine Unlearning verbessern
Der Suchkonzern Google, der mit Bard jetzt ebenfalls ein KI-Tool betreibt, sieht ebenfalls einige ungelöste Probleme beim Machine Unlearning. Das Unternehmen hat daher im Juni 2023 zu einem Wettbewerb aufgerufen, um die Technik zu verbessern.