
(Foto: Here After AI)
Wenn Menschen auch nach ihrem Tod noch Fragen ihrer Angehörigen beantworten, dann könnte das kalifornische Startup Here After AI seine Finger im Spiel haben.
Weil sein Vater an Lungenkrebs erkrankt war, hatte der ehemalige Tech-Journalist James Vlahos vor einigen Jahren damit begonnen, ihn noch einmal bewusst nach bestimmten Erinnerungen und Geschichten seines Lebens zu fragen – und die daraus entstehenden Erzählungen als Tondatei aufzunehmen. In Kombination mit einem intelligenten Chatbot kreierte Vlahos seinen „Dadbot“, mit der Gründung von Here After AI machte er ihn schließlich für ein breite – englischsprachige – Masse zugänglich.
KI-Elemente gestalten digitale Zeitkapsel interaktiv
Damit die Hinterbliebenen nach einem Todesfall quasi auf eine akustische Zeitkapsel zurückgreifen können, bedarf es etwas Vorbereitung. Wer seinen Angehörigen und Freunden eine entsprechende Erinnerung hinterlassen will, setzt sich zu Lebzeiten mit dem Fragenkatalog von Here After AI auseinander.
Ein entsprechender Chatbot, der via App abrufbar ist, stellt Fragen und nimmt die gesprochenen Antworten auf, optional können außerdem Fotos eingepflegt werden. Bis zu 20 Geschichten können dabei kostenlos aufgenommen werden, wer mehr hinterlassen möchte, muss einen jährlichen Beitrag zahlen.
Zahlen müssen auch die Angehörigen, wenn sie letztendlich mit dem sogenannten „Life Story Avatar“ interagieren wollen, der mithilfe der Tonaufnahmen und Fotos erstellt wird. In einer Art Konversation – die allerdings in einem ziemlich limitierten Rahmen stattfindet, weil ja nur zu einer eingeschränkten Themenauswahl Antworten aufgenommen wurden – können Hinterbliebene dem Avatar Fragen stellen. Der erkennt, welcher Inhalt gesucht wird, und spielt die passenden Ton- und Bildelemente aus.
Here After AI: Was die Geschichten erzählenden Avatare können – und was nicht
Im Interview mit Cnet sagt Vlahos, dass die persönlichen Details, die die Teilnehmenden auf der Plattform speichern lassen, in keiner Weise weitergegeben oder anderweitig monetarisiert – beispielsweise mittels Data-Mining zu Werbezwecken – würden.
Insgesamt könnten die Erinnerungs-Chatbots Verstorbene nicht ersetzen, auch dass die Trauer gemildert werde, wolle man nicht versprechen. Aber: „Eine der Ängste vor dem Tod ist, dass die Person entgleitet, dass die Erinnerungen entgleiten, dass alles verblasst“, so Vlahis. Der KI-gestützte Nachlass lindere „nicht den Schmerz des Todes“, biete aber „eine viel reichhaltigere, lebendigere und interaktive Möglichkeit, sich zu erinnern“.