Dass Google eine Menge Daten über die Nutzer:innen seiner Dienste sammelt, ist mittlerweile allgemein bekannt. Das Unternehmen zeichnet jede Web-Suche auf, speichert Daten über jedes angesehene Youtube-Video ab und erstellt detaillierte Profile über unser Internetnutzungsverhalten. Unabhängig davon, ob ihr ein iPhone oder ein Android-Gerät nutzt, protokolliert Google Maps, wohin ihr geht, welche Route ihr nehmt und wie lange ihr dort bleibt – selbst wenn ihr die App nie öffnet. Seit Juni 2020 können Nutzer:innen diese Speicherung solcher Daten beschränken – in diesem Ratgeber zeigen wir euch, wie das geht. Ein Blick auf das eigene Google-Nutzer:innenprofil kann trotzdem beunruhigen: Oft ist Googles Bild von einer Person erschreckend nah an der Realität. Auch dass beispielsweise Facebook Pixel auf anderen Websites implementiert, die euch über das Netz hinweg tracken, ist hinreichend bekannt. Auf Basis dieser Daten wird dann Werbung, die für euch relevant sein könnte, ausgespielt. Personalisierte Werbung wird diese Werbung auch genannt.
Was ist personalisierte Werbung?
Personalisierte Werbung bezeichnet das gezielte Ansprechen von Nutzer:innen mit für sie relevanter Werbung auf Basis von Daten über ihr Internetnutzungsverhalten, mit ihnen in Verbindung gebrachten Interessen und demografischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht oder Wohnort.
Aber was ist mit Vorkommnissen, die sich außerhalb des Internets abspielen?
Folgendes Szenario hat fast jede:r schon einmal erlebt: Ihr unterhaltet euch mit Freund:innen oder Kolleg:innen über ein Produkt oder eure Freund:in hat einen neuen Pulli, der euch gut gefällt, und es dauert keine zwei Tage, bis Werbung für genau dieses Konsumgut in euren Social-Media-Feeds auftaucht, ohne dass ihr Google bemüht oder überhaupt diesbezüglich mit dem Internet interagiert hättet.
Wie es dazu kommt?
So viel ist klar: Belauscht werdet ihr von euren Mobiltelefonen – in der Regel – nicht. Dieser Mythos wurde bereits vielfach widerlegt. Die Apps auf euren Mobiltelefonen sammeln aber auch ohne zuzuhören eine Menge Daten über euch – etwa indem sie auf eure Standortdaten zugreifen. Sogenanntes Location-Tracking wird von einer Vielzahl von Apps ausgeführt. Jedoch wird offenbar nicht einfach nur euer Standort von einer Vielzahl von Apps getrackt, es werden offenbar auch Daten darüber erhoben, welche Geräte anderer Nutzer:innen sich regelmäßig in eurer Nähe befinden. Hat sich eine Freundin, mit der ihr regelmäßig Zeit verbringt, also einen Pullover gekauft, ist es nicht allzu unwahrscheinlich, dass ihr früher oder später Werbung für genau diesen Pullover angezeigt bekommt. Das kann offenbar sogar dann passieren, wenn sie den Pullover nicht online, sondern in einem physischen Geschäft erworben hat. Wie extensiv der Standort von Smartphone-Nutzer:innen getrackt wird, hat die New York Times 2019 in einem interaktiven Feature dargestellt.
Datenaggregatoren sammeln offenbar nicht nur Daten über jede:n Nutzer:in des Internets selbst, sie erstellen zudem auf Basis von Standort – und weiterer Daten, etwa aus Sozialen Netzwerken – Datensätze und berücksichtigen dabei auch die Menschen, mit denen ihr regelmäßig on- und offline interagiert. Deren Einkäufe und Interessen spiegeln sich dann möglicherweise auch in der Werbung wider, die ihr angezeigt bekommt. Einfach, weil davon ausgegangen wird, dass ihr ähnliche Interessen teilen könntet wie Menschen, mit denen ihr gerne Zeit verbringt oder mit denen ihr viel in sozialen Medien interagiert.
Was ihr tun könnt, um das zu unterbinden?
Die Installation eines Adblockers wie zum Beispiel Ghostery oder die Nutzung eines auf Wunsch werbefreien Browsers ist die wohl naheliegendste Möglichkeit, Tracking im Web einzuschränken und der Werbeflut größtenteils zu entgehen, ob personalisiert oder nicht. Lösungen wie der Firefox Facebook Container oder die Extension Facebook Disconnect können dabei helfen, das soziale Netzwerk daran zu hindern, eure Aktivitäten im Web zu tracken.
Seit iOS 14.5 haben iPhone-User:innen mehr Kontrolle
iPhone-Nutzer:innen haben seit iOS 14.5 die Möglichkeit, das Tracking drastisch einzuschränken. Bevor Apps Aktivitäten auf anderen Apps und Websites tracken können, müssen iOS-Nutzer:innen dies explizit erlauben. Das heißt, wenn eine App euch tracken will, könnt ihr das entweder explizit erlauben oder einfach ablehnen. Wer das Tracking ablehnt, kann die App trotzdem weiterhin vollumfänglich nutzen. In diesem Fall kann die App weder auf die IDFA-Nummer eines Geräts zugreifen, noch eure Aktivitäten anhand anderer Informationen zu verfolgen, die es erlauben würden, euch zu identifizieren. Die IDFA-Nummer ist eine Nummer, die Apple Geräten zuweist, um diese eben für den Zweck der personalisierten Werbung identifizierbar zu machen, ohne persönliche Informationen preiszugeben. Auch die Ortungsdienste auf euren Apple-Geräten könnt ihr ausschalten. Einige Apps funktionieren allerdings möglicherweise nicht, wenn ihr ihnen den Zugriff auf diese Informationen verwehrt. Wenn eine App das erste Mal auf eure Standortdaten zugreifen will, bekommt ihr eine Benachrichtigung, in der ihr diesen Zugriff bestätigen, ihn einmalig oder immer beim Verwenden der jeweiligen App erlauben oder ablehnen könnt.
Google zieht mit Android 12 zumindest teilweise nach
Google zieht mit Android 12 offenbar teilweise nach, auch wenn die Privatsphäre-Features der neuen Version des Betriebssystems wohl insgesamt nicht ganz mit denen von Apple mithalten können.
Ich habe mich schonmal über VELUX Fenster unterhalten und kurz danach tauchte Werbung auf. Niemand von uns hat vorher im Internet gesucht, wie kann das sein?