Erstmals hat eine KI-Version eines Getöteten vor Gericht gesprochen

KI bei Gericht. (Bild: Midjourney/t3n)
Bisher kommt KI vor Gericht eher an der Seite von Anwält:innen zum Einsatz, etwa wenn es um die Erstellung von Anträgen geht. Eine US-Firma bietet Nutzer:innen zudem KI-Rechtshilfe an, wenn die zum Beispiel nicht gewollte Abonnements kündigen wollen.
KI spricht vor Gericht zu Angeklagtem
In beiden Fällen gibt es durchaus noch Optimierungsbedarf. Ein echtes Novum in Sachen KI bei Gericht gab es jetzt in den USA. Dort hat sich die KI-Version eines Getöteten an den Täter gewandt, wie Spiegel Online schreibt.
Im November 2021 war Chris Pelkey bei einer Auseinandersetzung im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Ein anderer Autofahrer hatte mehrfach auf Pelkey geschossen, nachdem ein Streit an einer Ampelkreuzung eskaliert war.
Getöteter glaubt laut KI an Vergebung
Pelkeys Schwester und Schwager haben jetzt, mehr als drei Jahre später, eine KI-Version des Getöteten bei dem Gerichtsverfahren sprechen lassen. In einem anderen Leben hätten sie vielleicht Freunde sein können, sagt die KI-Version des 37-Jährigen darin zu dem Angeklagten. Und dass er an Vergebung glaube.
Neben dem KI-Video, für dessen Erstellung Schwester und Schwager Videomaterial und Fotos des Getöteten verwendet hatten, kam auch ein Foto zum Einsatz, das Pelkey einmal mit einem Old-Age-Filter erstellt hatte. So hätte er vielleicht einmal ausgesehen, wenn er die Chance gehabt hätte, älter zu werden.
KI-Version soll Getötetem sehr ähnlich sein
Die Worte hatten ihm Schwester und Schwager freilich in den Mund gelegt. Aber die KI-Version des Getöteten käme dem echten Pelkey sehr nahe, wie jede:r, der ihn gekannt habe, bestätigt habe – meinte zumindest Pelkeys Schwester laut dem regionalen TV-Sender ABC 15.
Mit welchen Tools das Video erstellt wurde, ist nicht bekannt. Nur, dass es ein mühsamer Prozess gewesen sei, wie Pelkeys Schwester erklärte. Man habe damit einen „Frankenstein der Liebe“ erschaffen.
Gericht urteilt härter als gefordert
Das Ganze kam beim zuständigen Richter gut an. So gut offenbar, dass er in seinem Urteil die Forderung der Staatsanwaltschaft von 9,5 Jahren Haft noch übertraf. Der Täter wurde wegen Totschlags zu 10,5 Jahren Haft verurteilt.