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Klimawandel: Die nächste Pandemie könnte von der Arktis ausgehen

Analysen eines arktischen Sees belegen, dass der Klimawandel neue Pandemien auslösen könnte. Einen Milzbrandausbruch gab es schon. Die Forschung findet jedoch auch bisher unbekannte Erreger.

2 Min. Lesezeit
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Aufgetaute Permafrostböden setzten 2016 einen Milzbranderreger frei. Er tötete einen Jungen und brachte 72 Menschen ins Krankenhaus. (Illustration: Kateryna Kon/ Shutterstock)

Eine Studie von Stéphane Aris-Brosou und seinen Kolleg:innen von der Universität Ottawa kommt zu dem Schluss, dass schmelzende Gletscher Viren und Bakterien freilegen können, die im ersten Schritt Wildtiere und im nächsten Menschen befallen könnten. Das Risiko eines viralen Spillovers, also einer Erstinfektion durch ein Virus, steige in solchen Umgebungen stark an.

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Gletscherschmelze begünstigt Virendiversifikation

Das Team analysierte Boden- und Seesedimente des Hazener Sees, dem größten hochartkischen Südwassersee der Welt. Die genetischen Untersuchungen zeigen, dass der Anstieg der Gletscherzuflüsse zu günstigen Bedingungen für Spillover führen.

Der Lebensraum des Sees werde zunehmend fragmentiert, was die Koevolution von Viren und ihren Wirten beschleunige. Das wiederum führe zu einer anschwellenden Virenvielfalt, die das Spillover-Risiko erhöhe.

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Der Studie zufolge steige das Risiko mit zunehmenden Gletscherabfluss. Gletscherschmelze ist einer der Indikatoren für die Klimaerwärmung.

Algorithmus berechnet Wahrscheinlichkeit zum Sprung auf Lebewesen

Die Forscher:innen sequenzierten die Genabschnitte der Proben, um Ähnlichkeiten zu bekannten Viren sowie Wirtsgenen aus der Tier-, Pflanzen und Pilzwelt auszumachen. Mit diesen Signaturen fütterten sie einen Algorithmus, der Wahrscheinlichkeiten für eine mögliche Infektion artfremder Organismen errechnete.

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Ihr Ergebnis: Solange die Viren und sogenannte Brückenvektoren – also etwa Parasiten, die das Virus transportieren und in Wirte injizieren – nicht gleichzeitig in der Umwelt vorhanden sind, bleibt das Risiko gering. Mit dem Temperaturanstieg steige aber das Spillover-Risiko in diesen Umgebungen immer weiter an.

Als Nächstes will die Gruppe die Viren klassifizieren, um herauszufinden, welche bisher unbekannt sind. Es soll auch eine Bewertung stattfinden, welche Viren wirklich infektiös sind.

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Eis und Permafrost beherbergen uralte Virusstämme

Der Guardian verweist in diesem Zusammenhang auf ältere Analysen von Eisproben aus dem tibetischen Plateau. Dort fanden US-Forscher:innen das genetische Material von 33 Viren, davon 28 unbekannt. Ihr Alter wurde auf bis zu 15.000 Jahre geschätzt.

Prominentes Beispiel ist das riesige Pandora-Virus aus dem sibirischen Permafrost. Das Computerspiel Phoenix Point verwendete die Entdeckung als Aufhänger für eine fiktive globale Katastrophe. In Wirklichkeit wurde das Virus nach 30.000 Jahren im Eis 2014 wieder infektiös – glücklicherweise in einer gesicherten Laborumgebung.

Milzbrand-Seuche kam nach 75 Jahren wieder

Weniger Glück hatte ein zwölfjähriger Nomadenjunge in Russland. Nach einer Wärmeperiode steckte er sich 2016 mit einem Milzbranderreger an und starb. Weitere 72 Stammesmitglieder mussten in Krankhäuser eingeliefert werden. 2.300 Rentiere verendeten, die Regierung evakuierte 64 Personen aus Region. Die Krankheit soll durch einen aufgetauten und infizierten Rentierkadaver ausgelöst worden sein. Die Plage war in der Region zuletzt 1941 aufgetreten.

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