Klimawandel gefährdet Satelliten im Erdorbit stärker als befürchtet

Es klingt erst beim genaueren Überlegen logisch. Aber der durch Treibhausgasemissionen menschengemachte Klimawandel heizt die Erde auf und sorgt zugleich dafür, dass sich die unseren Planeten umgebende Atmosphäre abkühlt. Das wiederum hat zur Folge, dass die Atmosphäre dünner wird.
Den Effekt der abkühlenden Wirkung der steigenden CO2-Konzentration in der Atmosphäre sowie die dadurch sinkende Dichte hatten die Forscher Raymond Roble und Robert Dickinson schon 1989 vorhergesagt. Eine 2006 erschienene Studie prophezeite ein Abnehmen der Dichte der äußeren Atmosphärenschicht bis 2017 um drei Prozent.
Schon damals wurde auch festgehalten, dass die sinkende Dichte auch Auswirkungen auf die Raumfahrt, etwa Satelliten hat. Denn in einer dünneren Atmosphäre herrscht weniger Reibung und damit ein geringerer Widerstand. Das wiederum sorgt dafür, dass der Weltraummüll sich länger in der Erdlaufbahn aufhält und damit Satelliten länger gefährdet.
Eine neue, im Fachmagazin Geophysical Research Letters veröffentlichte Studie dürfte jetzt noch einmal die Sorge der Satellitenbetreiber und Raumfahrtbehörden verstärken. Die Wissenschaftler:innen haben damit eigenen Angaben zufolge die erste realistische Vorhersage der Auswirkungen des Klimawandels auf die obere Atmosphäre (90 bis 500 Kilometer) für die kommenden 50 Jahre erstellt.
Demnach werde die obere Atmosphäre in den kommenden 50 Jahren doppelt so schnell an Wärme und Dichte verlieren wie in den vergangenen 50 Jahren. Für die Berechnungen nutzten die Forscher:innen um Ingrid Cnossen vom britischen Natural Environment Research Council Computermodelle, die sie mit Klima-, Emissions- und Atmosphärendaten speisten.
Derweil habe sich die Zahl der aktiven und defekten Satelliten im unteren Erdorbit (bis 2.000 Kilometer) in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt. Getrieben vor allem von Satellitenformationen wie jener von SpaceX (Starlink) umkreisen aktuell über 5.500 Satelliten die Erde.
Eigentlich, so die Regeln des Inter-Agency Space Debris Coordination Committee, sollen Satellitenbetreiber sicherstellen, dass Satelliten nach ihrer aktiven Zeit innerhalb von 25 Jahren auf dem Weg zur Erde verglühen. Die dünner werdende Atmosphäre macht die derzeitigen Planungen aber obsolet, wie Gizmodo schreibt.
Auch Weltraummüll bleibt damit länger in der Erdumlaufbahn und eine Gefahr für Satelliten oder Raumstationen wie die ISS. Die Nasa schätzt, dass derzeit schon mehr als 23.000 Trümmerstücke, die größer als ein Softball sind, in einer niedrigen Erdumlaufbahn zirkulieren. Dazu gesellen sich 100 Millionen winzige Stücke. Und: Jede Kollision erzeugt noch mehr Müll.
Es sei jetzt an der Zeit, dass Satellitenbetreiber und Behörden reagierten, so die Forscher:innen. „Ich hoffe, dass diese Arbeit dazu beitragen wird, geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung des Problems des Weltraummülls zu ergreifen“, so Cnossen.
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