Gen Z will nicht arbeiten? Wieso diese virale Beschwerde völlig falsch verstanden wird
Kennen Sie schon Brielleybelly123? Bestimmt: Brielle bekam schließlich in der vergangenen Woche viel Aufmerksamkeit. In ihrem mehrminütigen Video ließ sie ihrem Frust über ihren mehrstündigen Arbeitsweg freien Lauf, den der neu angefangenen 9-to-5-Job mit sich bringt. Die Kernaussage: Wie soll so ein Leben funktionieren, wie kann es eine gesunde Work-Life-Balance haben?
Manche:r zuckt schon jetzt: Work-Life-Balance, das ist so ein Millennial-Gen-Z-Ding. Frust rauslassen? Wie schrieb Merkur.de? Jammervideo! Die heult doch nur wegen eines stinknormalen Jobs, na ja, aber was erwartet man von der faulen Gen Z.
Sie meckert nicht über ihre Arbeit
Fangen wir also an: Nein, Brielle meckerte nicht über ihren Job. Ganz im Gegenteil. In mehreren darauffolgenden Videos betonte sie, dankbar für ihre Arbeit zu sein. Außerdem ordnete sie ihre Aussage ein. Sie wisse, dass sie nur halb so viele Herausforderungen im Arbeitsalltag habe wie etwa Berufstätige mit Kindern.
Außerdem macht sie in einem Folgevideo einen weiteren Punkt auf: Die Gen Z machte ihre Abschlüsse während der Corona-Pandemie. Für manche begann auch der Berufseinstieg in die Vollzeitstelle mitten in der Hochphase des Homeoffice. Der Weg zum Arbeitsplatz war damals kein Thema. Wer plötzlich allerdings mehrere Stunden am Tag unterwegs ist, um zur Arbeit zu kommen, für den ist das eine große Umstellung.
Macht das Pendeln Freude?
Ich frage mich, wie viele der Leser:innen hier pendeln. Sie sollten dieses Gefühl doch vielleicht nachvollziehen können. Freuen Sie sich, wenn nach insgesamt zwölf Stunden außer Haus zu Hause die Waschmaschine und der Müll auf sie warten?
Ein weiterer Punkt, der es leider kaum aus Tiktok herausgeschafft hat: Brielle würde gern näher an ihrer Arbeitsstelle in New York wohnen, um sich die langen Fahrzeiten zu sparen. Bloß sei das leider nicht bezahlbar. Dieses Problem betrifft nicht nur sie. Überteuerte Mieten in Städten sind für viele eine Herausforderung.
Brielle spricht Alltagsprobleme an, die viele kennen
Zusammengefasst: Brielle spricht Alltagsprobleme an, die wahrscheinlich einige Menschen haben. Was bekommt sie dafür? Spott. Dabei könnte so ein Video auch – wenn es schon die Tiktok-Bubble verlässt – für eine Diskussion sorgen. Wie war es doch noch mit dem Homeoffice, das solche Arbeitswege ersparen würde? Gibt es Wege, etwas gegen die steigenden Mieten in Städten zu tun?
Schließlich ließe sich auch über den 9-to-5-Job sprechen. Untersuchungen haben gezeigt: Acht Stunden Arbeit im Sinne von Produktivität gibt es nicht. All jene, die hämisch auf Brielles Video reagieren: Wie viel Zeit verbringt ihr während der Arbeitszeit mit dem Surfen im Netz, an der Kaffeemaschine oder in der „kurzen“ Unterhaltung mit Kolleg:innen?
Freut ihr euch, wenn ihr lange Arbeitswege habt? Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, was wäre, wenn ihr diese Zeit nicht im Zug sitzen würdet, sondern vielleicht Sport machen könnten, Freunde treffen oder mit euren Kindern lachen? Vielleicht ist dieser ganze Frust, den Brielle abbekommt, auch viel angestaute Wut über die eigene Situation.
Dabei gibt es Trost: Solche Videos können ein Anreiz sein, miteinander zu sprechen. Wie kann der Arbeitsalltag für uns alle in den Alltag passen? Vielleicht kommen wir irgendwann dahin, konstruktiv mit solchen Videos umzugehen, als Gesellschaft. Damit das klappt, kann jede:r Einzelne direkt damit anfangen: Statt euch über einen jungen Menschen lustig zu machen, fragt euch mal, wie euch eure Arbeit glücklich machen würde. Auch wenn solche Gedanken deutlich unangenehmer und herausfordernder sind, als einfach den Status quo zu akzeptieren. Aber tatsächlich könnte, wenn wir uns alle gegenseitig respektieren, dies für jede:n von Vorteil sein.
ohje es gibt genug leute die des innerhalb ner stadt haben 20 bis 30 min arbeitsweg un dann noch 10 bis 12 Std schaffen un ihr macht theater wegen nem 8 Std job.. ♂️ un nein die leute auf Montage oder auf em Bau oder in der Industrie gehen eben netballe 20 min nem Café trinken oder en kleines kränzchen halten, sondern schuften, nur weil ihr des in euren 9 to 5 Jobs net seht, solltet ihr net denken das ihr es am beschissten getroffen habt..