Younited Credit ist eine Verbraucherkreditplattform aus Frankreich. Finanziert werden die Kredite durch institutionelle Investor:innen. 2,6 Milliarden Euro an Krediten hat Younited Credit seit der Gründung 2021 insgesamt vergeben. Das Unternehmen hält eine Banklizenz in Kontinentaleuropa und ist in fünf Ländern aktiv. Im Juli hat das Fintech eine Finanzierungsrunde von 170 Millionen Euro abgeschlossen. Michael Herschlein ist seit zwei Jahren der Deutschlandchef von Younited Credit am Münchener Standort. Hier hat das Fintech 31 Mitarbeiter:innen. 2021 wählte die Jury des EU Fintech Awards Younited Credit zum „Startup of the Year“.
Michael Herschlein ist seit fast zwei Jahren Deutschland-Chef von Younited Credit. Wir haben mit ihm über das Geschäftsmodell der Plattform gesprochen.
t3n: Younited Credit ist eine Plattform für Konsumentenkredite. B2C ist also das Kerngeschäft. Wie sieht das B2B-Geschäft von Younited Credit aus?
Michael Herschlein: Genau, mit dem Deutschlandgeschäft sind wir Mitte 2020 gestartet und hatten erstmal B2C im Fokus. Im B2B-Bereich geht es jetzt erst richtig los. Hier gibt es längere Vorlaufzeiten, weil wir Partner finden und uns als Brand etablieren müssen. Hier werden wir aber relativ bald erste Usecases haben.
t3n: Welche B2B-Usecases werden das sein?
Andere Unternehmen können unsere Lösungen als Credit-as-a-Service nutzen. Das passiert in zwei verschiedenen Formen: Wir liefern entweder nur die Technologie oder eine White-Label-Solution, die die Partnerbank nutzen kann.
Im zweiten Fall nutzen die Banken so unsere Infrastruktur sowie Bankenlizenz und haben die Möglichkeit, die Konsumentenkredite über uns zu bündeln und dann als komplettes Paket in ihre eigenen Bücher wieder reinzukaufen. Das ist eine Besonderheit am deutschen Markt.
Außerdem launchen wir wahrscheinlich nächstes Jahr „Younited Pay“. Das ist ein Service für E-Commerce und Einzelhändler, Credit-as-a-Payment. Kunden kaufen zum Beispiel im Möbelhaus vor Ort oder online ein und wählen direkt an der Kasse einen Kredit aus. Der Ratenkredit ist damit direkt im Kaufprozess integriert und garantiert dem Händler damit eine Absatzfinanzierung.
t3n: In welchem Geschäftsfeld steckt für Younited Credit mehr Wachstumspotential?
Beide Geschäftsfelder haben Wachstumspotential. Für Konsumenten sind wir der einzige komplett digitale Anbieter im Markt. Immer mehr Nutzer nehmen diese pure digitale Lösung an, den Trend haben wir während der Pandemie deutlich gesehen, und dadurch nimmt unser Angebot natürlich noch mehr Fahrt auf.
Im B2B-Bereich sehen wir, dass Banken mit veralteter Infrastruktur mit hohen Prozesskosten kämpfen. Es entsteht viel Ungewissheit und viele Banken überlegen, das Geschäftsfeld aufzugeben. Wir decken alles ab, was diese Banken brauchen. Sie behalten ihre Kunden, können ihren eigenen Namen draufschreiben und die Kredite landen in ihren Büchern.
t3n: Wie funktioniert die Refinanzierung der Konsumentenkredite?
Younited Credit hat eine Banklizenz, das heißt, wir können Kredite entweder direkt auf die eigenen Bücher nehmen. Oder bündeln unsere Kredite in unseren Fonds, an dem sich professionelle Investoren beteiligen können. Wir haben dafür ein Special Purpose Vehicel (SPV), ein FCT, ein französisches Investmentvehicle.
t3n: War es schwer, Investoren zu finden?
Wenn man neu in den Markt kommt, warten Investoren natürlich auf den ersten Track-Record. Am deutschen Markt war aber schon eine gewisse Nachfrage da. Und auch Vertrauen, dass wir die richtigen Kunden selektieren und die richtige Performance haben. Das ist super, das jetzt schon zu erreichen. Am Anfang haben wir unter 100 Millionen Euro gepoolt, aber das Volumen wächst immer weiter, je mehr Kredite wir vergeben.
t3n: Fahrzeuge, Umschuldung, Möbel, Technik, Reisen: In welchem Bereich finanzieren Deutsche ihre Ausgaben am meisten mit Krediten?
Wir sind eine Autonation und da hat der deutsche Markt auch den größten Finanzierungsbedarf. Egal ob Neu- oder Gebrauchtwagen, Fahrzeugkredite dominieren. Danach haben Elektronik und Möbel die größten Volumina. Der Rest splittet sich auf. Was weiter steigt ist der E-Commerce.
Nur drei Prozent der Käufe werden mit einem Ratenkredit beglichen.
t3n: Was macht den Online-Handel besonders?
Im E-Commerce zahlen viele Deutsche per Rechnung oder Kreditkarte. Nur drei Prozent der Käufe werden mit einem Ratenkredit beglichen. Das ist erschreckend wenig, weil das Potential viel größer ist. Im Vergleich zu anderen Ländern ist das für die Deutschen noch sehr neu. Wir hängen auch viel mehr an unserem Bargeld als die anderen Europäer.
Aber wenn man Menschen die Möglichkeit gibt, etwas zu null Prozent oder einem sehr niedrigen Satz zu finanzieren, nutzen sie das auch. Händler würden ohnehin gerne mehr Finanzierungsmöglichkeiten anbieten. Bislang ist so etwas für Konsumenten aber nicht sehr nutzerfreundlich. Da kommen wir ins Spiel.
t3n: Was sind die Ziele für das Deutschlandgeschäft für 2022?
Weiter wachsen. Wir wollten unser Kreditvolumen trippeln, das haben wir erreicht. Jetzt wollen wir auch im B2B-Bereich Fuß fassen, unsere Chancen auf Wachstum dort nutzen und Younited Pay starten.
Wir wollen auch noch schnell bei der Kreditbewilligung werden. Vom Antrag zur Bewilligung dauert es jetzt meist unter 24 Stunden, das soll im Idealfall bald unter zehn Minuten dauern. Denn für den Kunden zählt vor allem die schnelle Bewilligung des Kredits, als Garantie, dass er mit dem Geld rechnen kann.