Die Krise als Wendepunkt: Interne Kommunikation in der Führungsrolle
Durch die Corona-Pandemie hat sich unsere Arbeitswelt schneller und radikaler verändert als durch jedes andere Ereignis der letzten 50 Jahre. Die interne Kommunikation befindet sich seitdem im Dauerstress. Die Pandemie ist noch nicht ganz überstanden, da steht bereits eine neue Krise vor der Tür: die russische Invasion in der Ukraine. Auch dieses Ereignis geht nicht spurlos an Unternehmen vorbei. Denn die Coronakrise hat uns eines gelehrt: Interne Kommunikation muss menschlich sein und Haltung zeigen. Doch wie genau muss sie nach Corona aussehen? Was hat sich verändert?
Die neue Normalität der Arbeitswelt
Remote zu arbeiten, ist für uns alle Realität und nicht mehr nur ein Trend digitaler Nomad:innen, die an einem schönen Strand in Südostasien arbeiten. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass unser Arbeitsplatz überall sein kann und wir das Büro etwa gegen ein lauschiges Plätzchen auf dem Balkon getauscht haben. Das klingt erstmal nach einem großen Gewinn. Doch in der Realität bleibt eine geteilte Unternehmensidentität zwischen Kinderbetreuung, Haushalt und Videokonferenzen vielerorts auf der Strecke. Durch die räumliche Distanz fehlen die interne Kommunikation zwischen den Beschäftigten und die Möglichkeiten, sich auch privat auszutauschen. Zufällige Begegnungen auf dem Flur und das gemeinsame Mittagessen finden nicht mehr statt. Es besteht die Gefahr, dass sich die Mitarbeitenden voneinander entfremden. Um eine Entfremdung zwischen den Mitarbeiter:innen und zu dem Unternehmen zu verhindern, ist interne Kommunikation in Krisenzeiten besonders wichtig und trägt zusätzlich eine enorme Verantwortung – sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene.
Interne Kommunikation verlangt Haltung
Denn Krisen rufen Ängste hervor und stellen uns vor neue Fragen: Inwieweit sollte sich das Unternehmen zu bestimmten Themen positionieren und aktiv Hilfestellungen für die Mitarbeitenden leisten? Und wie geht die interne Kommunikation mit diesen Veränderungen um?
Damit kommt auch der internen Kommunikation eine ganz neue Rolle zu. Der Trend in Unternehmen gänzlich unpolitisch zu sein und sich möglichst rauszuhalten, hat besonders seit dem erneuten Kriegsausbruch in der Ukraine eine Kehrtwende vollzogen. Analog zu den politischen Veränderungen wird mehr und mehr auch von Unternehmen und deren Führungsriege eine klare Haltung zu tagesaktuellen Themen gewünscht. Aber auch die Themen Nachhaltigkeit, Gleichberechtigung, Barrierefreiheit und weitere Themen aus der Corporate-Responsibility gewinnen an Bedeutung und erhalten einen beeindruckenden Einzug in die interne Kommunikation. Und wer, wenn nicht die Verantwortlichen der internen Kommunikation, hata die probaten Mittel, um diese Haltungen des Unternehmens in die Belegschaft zu tragen? Damit einhergehend kommt aber auch eine neue Verantwortung zum Tragen: Interne Kommunikation wird zur Chefsache.
Orientierung und Sicherheit geben
Krisenzeiten sorgen dafür, dass Angestellte ein erhöhtes Bedürfnis nach Informationen und Orientierung haben. Daher stellen sie entsprechende Erwartungen an die Kommunikationsverantwortlichen und die Geschäftsleitung. Wie sieht die aktuelle Entwicklung im Unternehmen bezüglich Covid-19 aus? Gibt es Infektionsfälle innerhalb der Belegschaft? Welche Maßnahmen wurden bereits getroffen? Wie sieht die Zukunft des Unternehmens und meines Arbeitsplatzes in Zeiten globaler Umwälzungen aus? Diese Erwartungen muss das Management erfüllen, um das Vertrauen der Angestellten aufrechtzuerhalten.
Fällt der Plausch in der Kaffeeküche oder das gemeinsame Mittagessen weg, kommt der internen Kommunikation eine neue, bedeutende Rolle zu, damit sich die Mitarbeitenden auch weiterhin mit ihrem Unternehmen und ihrem Team verbunden fühlen. Es braucht eine Brücke, die die Möglichkeit bietet, sich abseits von formellen Formaten, wie Videocalls, auch mal privat auszutauschen. Hier können Mitarbeitenden-Apps und Social Intranets als „digitaler Klebstoff“ für zwischenmenschliche Beziehungen fungieren und Vertrauen herstellen.
Interne Kommunikation ist Chefsache!
Auch Video-Botschaften der CEOs mit relevantem Content eignen sich, um Sicherheit und Orientierung in Zeiten der Unsicherheit zu geben. Die Inhalte sollten relevant für die jeweiligen Zielgruppen sein, Klarheit schaffen und einen Mehrwert bieten.
Gerade die Generation Z hat veränderte Ansprüche an Unternehmen: Neue, flexible Arbeitsweisen und der Anspruch „etwas Sinnvolles zu tun“, sind der jungen Generation besonders wichtig. Diese Veränderungen führen automatisch dazu, dass interne Kommunikation sich wandeln muss und der Anspruch entsteht, unternehmerische soziale Verantwortung zu übernehmen. Dabei gilt: Nur wer die Klaviatur der Kommunikation wirklich beherrscht, kann erfolgreich sein. Das betrifft insbesondere CEOs und Führungskräfte und kann sogar dazu beitragen, dass die Organisation als besonders attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird.
Du möchtest wissen, wie OKR deine Unternehmensführung modernisieren kann? Dann melde dich zum Seminar „OKR ganzheitlich verstehen und anwenden“ an! Auf 20 Teilnehmende limitiert!
Top-down war gestern – Interne Kommunikation als Entertainment
Infos werden von oben nach unten weitergegeben, Ideen entstehen nur in der Chefetage und Raum für Fragen und Anregungen der Mitarbeitenden gibt es kaum: Jahrzehnte lang galt die Top-down-Kultur in Unternehmen als Nonplusultra. Doch das ist längst vorbei. Mitarbeitende möchten sich einbringen und Kommunikationsbedarfe so widerspiegeln. Interaktionen wie in klassischen sozialen Netzwerken, zum Beispiel durch die Option zu kommentieren, Likes oder weiteres Feedback zu geben.
Denn die Konkurrenz um Informationen ist groß: Schließlich geht es darum, sich am Ende des Tages mindestens einmal gegen die überwiegend privaten Kommunikationsmittel wie Whatsapp, Facebook, Twitter und Co durchzusetzen. Damit Mitteilungen in diesem Umfeld bestehen können, müssen Kommunikationsverantwortliche sich immer wieder fragen: Wie kann ich alle Angestellten erreichen und wie werden unsere Inhalte aktiv wahrgenommen? Damit sich die Beschäftigten bewusst für den unternehmenseigenen Content entscheiden, ist es sinnvoll, in Kampagnen zu denken, die technischen Möglichkeiten in vollem Umfang auszuschöpfen und verschiedene Kanäle smart miteinander zu verknüpfen. So kann eine Botschaft etwa gleichzeitig in einem Posting im Intranet, mithilfe des Newsletters und in einem Livestream des Townhall-Meetings verbreitet werden.
Interne Kommunikation muss menschlich sein
Die Corona-Pandemie zeigt eindrücklich: Interne Kommunikation in Krisenzeiten bedeutet Wandel. Sie wird nicht mehr nur von unternehmensinternen Ereignissen beeinflusst, sondern vermehrt durch externe Faktoren. Interne Kommunikation darf solche Ereignisse nicht einfach ausblenden. Vielmehr müssen Unternehmen Verantwortung übernehmen und Haltung zeigen. Ist die eine Krise überstanden, steht schon die nächste bevor. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, muss interne Kommunikation zugleich geplant und flexibel sein, die Mitarbeitenden und deren, durch Krisen beeinflusste Lebenssituation zu jeder Zeit als Ausgangspunkt für kommunikative Maßnahmen sehen.