Schon länger warnen Behörden in aller Welt vor Betrügereien mit Kryptowährungen. Eine der offenbar besonders erfolgreichen Maschen: gefakte Krypto-Trading-Plattformen. Von Callcentern in Osteuropa aus werden die Betrugsopfer nach anfänglichen Gewinnen zu immer höheren Investitionen gedrängt – die dann letztlich verloren sind.
ARD-Doku gewährt Einblick in Krypto-Scam-Projekt
Wie es in einem solchen Callcenter zugeht, wie der Betrug organisiert wird und wie die Callcenter-Mitarbeiter:innen ticken, zeigt exemplarisch die ARD-Dokumentation „I want more – Milliardenraub im Netz“. Die Autor:innen des Films, Caroline Uhl und Niklas Resch, bezeichnen das Ganze als „eine der größten Betrugsmaschen unserer Zeit“. Es geht um Milliarden und es gibt Tausende Opfer, allein in Deutschland.
Wie ein solcher Betrug aus der Opferperspektive abläuft, darüber berichtet die US-Medienorganisation NPR anhand des Falls des 74-jährigen Naum Lantsman. Der russischstämmige Kalifornier war via Instagram auf die Anzeige einer angeblichen Krypto-Trading-Plattform gestoßen.
Kryptobetrug: Mitarbeiter:innen umgarnen Opfer
Nachdem Lantsman auf der Plattform einen Account eröffnet hatte, kontaktierte ihn ein Mitarbeiter der Plattform, der sich Pavel nannte. Der offenbar ebenfalls in der früheren Sowjetunion geborene Mann kommunizierte auf Russisch mit Lantsman und kommunizierte mit ihm unter anderem über das Leben in der UdSSR.
Zunächst steckte Lantsman 500 US-Dollar in die Plattform. Die Investition verdoppelte sich innerhalb weniger Wochen. Lantsman legte – auch getrieben von Pavel – nach. Über mehrere Monate hinweg überwies Lantsman laut NPR seine gesamtes Vermögen – über 340.000 Dollar – an die Plattform.
Scammer-Masche: Auszahlung nicht möglich
Wie bei dieser Betrugsmasche üblich, kam Lantsman erst dahinter, dass es sich bei den angezeigten angeblichen Wertsteigerungen um gefakte Informationen handelte, als er sein Geld wieder von der Plattform abziehen wollte. Das war nicht möglich, das Geld war weg.
Auch der ebenfalls in der ehemaligen Sowjetunion geborene und jetzt in den USA lebende Aleksey Madan wurde ein Opfer derselben Firma. Der 68-Jährige wurde um 137.000 Dollar betrogen. Madan zufolge hätte die Plattform ihm bei jeder Bitte um Überweisung ein – gefälschtes – Bankschreiben vorgelegt, laut dem er dafür zusätzlich zahlen müsse.
Krypto-Scam seit Corona-Pandemie explodiert
Der FTC (Federal Trade Commission) zufolge sind Krypto-Scams seit der Corona-Pandemie massiv im Aufwind. Die Gesamtsumme an durch solche Betrügereien verlorenem Geld soll seit 2020 um 900 Prozent explodiert sein. 2022 gab es allein in den USA 50.000 Opfer von Krypto-Scams – die Dunkelziffer könnte weit darüber liegen.
Insbesondere ältere Menschen geraten ins Visier von Krypto-Scammern. Expert:innen raten, sich vor einem potenziellen Investment gut über die Plattformen und deren Verantwortliche zu informieren. Meist ergibt eine Google-Suche schon genug Anhaltspunkte, um stutzig zu werden. Und wie immer gilt: Was sich zu gut anhört, um wahr zu sein, ist meist nicht wahr.