Eigentlich ist es jedes Jahr dasselbe – Weihnachten kommt schneller als erwartet und gerade im Onlinehandel staut es sich vor den Feiertagen. Und doch ist dieses Jahr alles noch gravierender: Der Lockdown des Präsenzhandels in den Städten ab Mittwoch dürfte dazu führen, dass der ohnehin schon mehr als ausgelastete E-Commerce weitere Rekorde hinlegt – oder scheitert. Denn beispielsweise DHL hat erklärt, man könne noch nicht abschätzen, wie viele Pakete aufgrund des verfrühten Lockdowns jetzt noch hinzukommen und ob sich dadurch die Laufzeiten erhöhen. Eine Zahl dazu: Alleine in der vergangenen Woche wurden 56 Millionen Pakete verarbeitet, ein Rekord in der Unternehmensgeschichte, wie ein Sprecher erklärt. Bislang hatte DHL als letzten verlässlichen Einlieferungstag den 19. Dezember genannt, wenn es um den Versand von Paketen innerhalb der Bundesrepublik geht. Ob das noch realistisch ist – unklar.

Es ist zu befürchten, dass selbst Großkunden nur die Kapazitäten nutzen können, die sie bei ihren Paketunternehmen gebucht haben. Bisher war diese Angabe eher ein Mindestwert, der einen bestimmten niedrigeren Preis für den Versand sicherstellen sollte. Sowohl 2019 als auch in diesem Jahr haben die Logistikdienste allerdings erklärt, dass sie zusätzliche Kapazitäten nur zum vollen Preis an die Onlinehändler vergeben können. Für viele Onlineshops ist das gerade in diesem Jahr ein ernsthaftes Problem, weil sie möglicherweise nicht alle Waren zum Kunden bekommen werden.

Wenn du also auf Nummer sicher gehen willst, ist es durchaus lohnenswert, zu prüfen, welche Händler in deiner Umgebung einen kontaktlosen Click-&-Collect-Service anbieten werden. Achtung: Einige Landesregierungen haben diesen Service jetzt den Händlern untersagt. Mehr dazu in diesem Artikel. Die Erfahrungen im ersten Lockdown zeigen aber, dass nicht nur große Ketten wie Mediamarkt und Saturn damit teilweise gut gefahren sind – sie haben ja ohnehin entsprechende Webshops am Start –, sondern dass auch kleine regionale Geschäfte, etwa Buchläden, mit entsprechenden Lieferservices gute Erfahrung gemacht haben und einen Teil des fehlenden Umsatzes kompensieren konnten.

Darüber hinaus haben einige Onlinehändler bereits angekündigt, bis wann du bestellen musst, damit sie dir noch die Zustellung garantieren – sofern dein Logistikdienstleister den Weg zu dir findet und auch noch klingelt. Allerdings sind dies 2020 deutlich weniger als in anderen Jahren.

Amazon: Der Onlineriese dürfte aufgrund seines belastbaren eigenen Logistiknetzes noch eine relativ sichere Bank sein, wenn es darum geht, rechtzeitig Geschenke zu erhalten. Dennoch hat das Unternehmen, das ursprünglich wie in jedem Jahr fixe Termine genannt hatte, bis zu denen man noch sicher seine Ware bekommt, diese jetzt doch noch kassiert. Kunden fänden das jeweilige Lieferdatum auf der jeweiligen Artikelseite und sollen sich darauf verlassen können, dass Amazon alles für eine pünktliche Zustellung tue, erklärt das Unternehmen in einem Pressestatement. Klingt wenig überzeugend, zeigt aber auch, wie schwierig und besonders die Situation 2020 vor Weihnachten ist. Weiter heißt es, Amazon sei gut vorbereitet, mehr als 10.000 Saisonkräfte habe man eingestellt. Ob das ausreicht – unklar.

Otto: Der Hamburger Versender hat schon vor einigen Tagen angekündigt, man erwarte das stärkste Versandgeschäft vor Weihnachten aller Zeiten – und das schon, bevor der Lockdown beschlossen war. Wer seine Bestellung bis zum 22. Dezember um 16 Uhr abgibt, soll noch rechtzeitig seine Ware erhalten. Danach steht noch ein Expressversand zur Verfügung, der allerdings nur für bestimmte Artikel gilt. In diesem Fall ist die Bestellung bis zum 23. Dezember, 18 Uhr möglich. In beiden Fällen soll Hermes, das versichert die Otto Group, mindestens einen Zustellversuch bis Heiligabend, 16 Uhr unternehmen. Elektrogroßgeräte sind davon allerdings ausgenommen – hier musst du bis 20. Dezember, 22:30 Uhr bestellen.

Saturn und Mediamarkt: Beim Elektroriesen Saturn und beim zur selben Gruppe gehörenden Mediamarkt kannst du bis zum 18. Dezember, 18 Uhr bestellen, wenn du sichergehen willst, dass du deine Ware rechtzeitig zum Fest zugestellt bekommst. Ausnahme stellen Großgeräte dar, die du noch bis zum 17. Dezember bestellen kannst – sofern ein Einbauservice gewünscht ist, sogar nur bis zum 15. Dezember. Anders sieht die Welt aus, wenn die Ware im örtlichen Markt vorrätig ist. Hier soll es laut der Website noch bis zum 23. Dezember möglich sein, Ware zur Abholung im Markt zu bestellen (nur in einzelnen Bundesländern), die dann oftmals bereits am selben Tag dort abholbar sein wird. Ob das angesichts der Pandemie und des Lockdown bundesweit klappt, ist allerdings noch nicht sicher.

Zalando: Wer die sprichwörtlichen Socken oder andere Kleidungsstücke verschenken will, kann das über Zalando tun. Ob die Familie angesichts der Socken vor Glück schreit, können wir nicht beurteilen. Wohl aber, dass der Konzern erklärt, dass du bis 18. Dezember, 12 Uhr bestellt haben musst, wenn du noch vor Weihnachten Ware per Standardversand bekommen willst. Ein Extra-Ass hat Zalando mit dem Zet-Programm im Ärmel: Das steht in vielen Städten zur Verfügung und verfügt über eine eigene Logistik in Form von Partnerhändlern. Ob das System allerdings unter den aktuellen Pandemie-Umständen funktioniert, ist unklar (Zet-Same-Day-Lieferung). Eine Einschränkung hält sich aber auch der Schrei-vor-Glück-Händler offen: Witterungsbedingungen und erhöhtes Paketaufkommen können dafür sorgen, dass Zalando die gesetzten Ziele nicht einhalten kann.

Bemerkenswert ist übrigens, dass wir weder bei Mytoys („noch kommen alle Geschenke rechtzeitig“ heißt es in den FAQ) noch bei Douglas („wir liefern rechtzeitig zu Weihnachten“ und die Rede ist von zwei bis vier Tagen) einen konkreten Zeitpunkt für die „Last Order“ zum Fest finden. Auch Conrad nennt keine konkreten Lieferfristen. Ikea erklärt, man rechne mit längeren Lieferzeiten aufgrund der hohen Nachfrage und biete alternativ den Click-&-Collect-Service in den Filialen an. Ob es diesen allerdings geben wird, ist noch unklar. Ikea ist aber Teil einer Händlergruppe, die eben dies auf kontaktloser Basis in einem offenen Brief fordert, trotz geschlossener Geschäfte. Tchibo schließlich erklärte vor einigen Tagen, Kunden seien dann auf der sicheren Seite, wenn sie bis zum 19. Dezember bestellen. Ob sich dieser Plan halten lässt, ist derzeit aber nicht bekannt.

Tipp: Viele Webshops arbeiten inzwischen mit einem Hinweis oder Logo „Lieferung noch vor Weihnachten“, also mit flexiblen, am Shopsystem orientierten Lieferterminen. Das ist gerade angesichts der Unsicherheit in diesem Jahr keine schlechte Lösung.

Wenns aus irgendeinem Grund doch nicht rechtzeitig mit dem Geschenk klappt, hast du aber immerhin noch Plan B. Ein guter (wenn auch nicht gerade repräsentativer) Plan ist in solchen Fällen ein entsprechender Gutschein: Insbesondere Amazon-Gutscheine lassen sich innerhalb von wenigen Minuten per PDF ausdrucken und auch andere Shops wie Zalando oder Jochen Schweizer bieten einen ähnlichen Service in letzter Minute. Auch viele andere Onlineshops helfen weiter, wenn alle Stricke reißen. Offenbar eine Lösung, die gar nicht wenige Kunden nutzen. Auch wenn Amazon sich wie üblich nicht in die (Gutschein-)Karten schauen lässt, erfährt man von anderen Onlinehändlern, dass diese gerade am 23. und 24. Dezember mit selbst druckbaren Gutscheinen einen beachtlichen Umsatz machen.

Wer lieber eine der formschönen Plastikkarten als Geschenkgutschein haben und sich beim Supermarkt oder Drogeriemarkt seines Vertrauens vor Ort eindecken möchte, sollte bedenken, dass am 24. Dezember in Deutschland nur noch die Geschäfte für den täglichen Bedarf geöffnet haben werden. Dann hilft nur noch der unromantische Gang zur Tankstelle, wo es zumindest auch die Gutscheine der größten Händler von Amazon über Zalando bis Ikea in Form von Plastikkarten gibt.