
Dass einer der 79 Jupitermonde, nämlich der nach unserem Kontinent Europa benannte, gute Voraussetzungen für biologisches Leben, wie wir es kennen, bieten könnte, ist keine ganz neue Erkenntnis. Tatsächlich wäre es nach all den Beweisen, die Forschende zur Zusammensetzung der Atmosphäre bereits gesammelt haben, sogar weniger wahrscheinlich, dass es dort kein Leben gibt als umgekehrt.
Eismond Europa hat perfekte Voraussetzungen für Leben – aber
Denn Europa ist ein kleiner Eismond, der etwa ein Viertel der Größe der Erde hat, und mit allem ausgestattet ist, was wir uns unter Voraussetzungen für Leben so vorstellen. Es gibt dort Sauerstoff, Wasser und Nährstoffe. Einen kleinen Makel hat die Hypothese zum Leben auf Europa allerdings.
Der Sauerstoff und das Wasser auf Europa sind durch eine dicke Eisschicht getrennt. Wie sollte nun also der Sauerstoff an die Ozeane des Mondes gelangen? Gäbe es im Prinzip ideale Voraussetzungen, die aber, ähnlich wie bei einem Zweikomponentenkleber, der erst durch den Kontakt beider Komponenten zum Kleber wird, effektiv verhindert werden?
Theorie: Oberflächensole transportiert Sauerstoff aus dem Eis in die Ozeane
Ein Forschungsteam der Universität von Austin im US-Bundesstaat Texas glaubt, des Rätsels Lösung gefunden zu haben. Es führte nämlich kürzlich Simulationen durch, die eine theoretische Methode aufzeigen, mit der Sauerstoff tatsächlich die Eishülle von Europa durchdringen und das Wasser darunter erreichen könnte. Das Team schreibt in seinem Forschungsbericht:
„Wir nehmen an, dass Oxidationsmittel durch die Eishülle transportiert werden, indem oberflächennahe Solen abfließen, die sich gleichzeitig mit chaotischen Terrains bilden. Wir schätzen, dass Europas poröser Regolith mehr als zehn Billionen Kilogramm an eingeschlossenem Sauerstoff enthält. Simulationen der gekoppelten Schmelzwanderung und des Verhaltens der eutektischen Phasen zeigen, dass Solen abfließen, bevor sie wieder gefrieren, und ungefähr 85 Prozent der Oberflächenoxidantien in Zeiträumen von 20.000 Jahren an den Ozean abgeben.“
Einfacher formuliert geht das Team davon aus, dass salzhaltige Sole Rinnsale mit abfließendem Sauerstoff aus dem Schelfeis bilden könnte. Durch die könnte dann ein erheblicher Teil des Oberflächensauerstoffs von Europa in den Unterozean entweichen.
Europas Ozeane sind größer und tiefer als unsere
Obwohl Europa nur ein Viertel der Größe unseres Planeten erreicht, gehen Forschende davon aus, dass seine Ozeane mindestens doppelt so groß und um ein Vielfaches tiefer sind als jene auf der Erde. Manche Wissenschaftler halten es für möglich, dass sie sich bis zum Kern des Mondes erstrecken könnten.
Natürlich ist der Europa kein Kandidat für eine neue Erde. Er kann aber der Wissenschaft wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie die „Ursuppe des Lebens“ ausgesehen haben mag. Immerhin will die US-Weltraumbehörde Nasa nach bisheriger Planung schon im Jahr 2024 eine Mission nach Europa zu schicken, um dort Stellen für eine mögliche Bohrung in der Zukunft zu erkunden.