Der Wunsch, sich vor dem potenziellen neuen Arbeitgeber perfekt präsentieren zu wollen, ist verständlich. Trotzdem sollte er nicht dazu führen, dass wir jede Erfahrung und Fähigkeit, auf die wir verweisen können, unreflektiert in unseren Lebenslauf packen. Denn auch in Sachen Lebenslauf gilt manchmal: Weniger ist mehr. Personaler haben in der Regel nicht viel Zeit. Beim Scannen der Bewerbung sollten sie nicht von den wirklich wichtigen Aussagen abgelenkt werden: Je mehr vorteilhafte und aussagekräftige Informationen „hängenbleiben“, desto besser.
Ein schlauer Lebenslauf konzentriert sich also auf die wichtigsten Angaben: Die, die zeigen, dass ihr die optimale Besetzung für die ausgeschriebene Stelle seid. Zudem sollte er möglichst wenig Angriffsfläche für unbewusste Benachteiligungen bieten, zum Beispiel aufgrund eures Alters oder Geschlechts, die zwar offiziell nicht vorkommen dürfen, die sich aber kaum vollends abstellen lassen. Wir haben mit der Karriereberaterin Karin Zintz-Vollbracht über das Thema gesprochen. Auch sie bestätigt, dass ein Lebenslauf regelmäßig ausgemistet werden sollte.
Karin Zintz-Vollbracht: „Den Lebenslauf muss du ständig neu unter die Lupe nehmen“
t3n: Karin, wenn ich meinen Lebenslauf fertig habe, kann ich den dann mein Leben lang so lassen und einfach von Station zu Station fortschreiben?
Karin Zintz-Vollbracht: Das ist überhaupt keine gute Idee. Wenn du einmal einen Lebenslauf im Speicher hast, reicht es nicht, einfach oben die jeweils letzte Station draufzusetzen. Erstens sollte der Lebenslauf nicht länger als zwei Seiten sein. Zweitens erzählt auch ein tabellarischer Lebenslauf eine Geschichte von dir. Und die sollte natürlich bestmöglich zu dem Job passen, auf den du dich bewirbst. Die Geschichte sollte außerdem lückenlos sein und gute Belege für deinen Text im Anschreiben bieten.
t3n: Heißt das, dass Bewerber im Prinzip für jede Stelle einen anderen Lebenslauf schreiben müssen?
Ja, wobei die Basisdaten natürlich stabil bleiben. Doch Bewerber sollten Rubriken wie Beruflicher Werdegang, Ausbildung, Praktika, besondere Kenntnisse und Interessen beziehungsweise Hobbys auf jeden Fall ständig neu unter die Lupe nehmen und schauen, was da in Bezug auf den Job und die Stellenausschreibung tatsächlich relevant ist. Alles zusammen sollte ein stimmiges Bild erzeugen. Das bedeutet, dass du, wenn du dich in einer Woche auf fünf verschiedene Stellen bewirbst, jedes Mal den Lebenslauf checken solltest und gegebenenfalls das eine oder andere Detail streichst beziehungsweise ergänzt, um Akzente zu setzen.
t3n: Aber nach welchen Kriterien soll man da konkret auswählen?
Wenn du dich als IT-ler zum Beispiel bei einem Sozialunternehmen bewirbst, kannst du jedes kleine Ehrenamt und Engagement in den Lebenslauf schreiben. Wenn du dich bei einer Bank bewirbst, ist neben einem Ehrenamt sicherlich eher interessant, dass du Kapitän im Ruderteam gewesen bist. Mit zunehmender Erfahrung kannst du mit der Auswahl der Daten gut auf die gewünschten Fach-Qualifikationen und Soft Skills eingehen und besondere Sachen hervorheben.
t3n: Welche Daten werden unnötig, sobald man sich beispielsweise nach dem Studium für den ersten Job bewirbt?
Alle Details zur Schulzeit, wie etwa zur Grundschule, können eigentlich weg. Da ist nur noch der Schulabschluss an sich wichtig und eventuelle Auslandsaufenthalte während der Schulzeit. Studienstationen und Praktika erzählen viel mehr über einen Bewerber. Da würde ich ganz klar das Augenmerk drauf richten.
t3n: Und wenn man sich für den zweiten Beruf nach Berufseinstieg bewirbt?
Da kann man schon mal darüber nachdenken, zum Beispiel ein Schülerpraktikum, das so gar nichts mit der zweiten Stelle zu tun hat, zu streichen. Das reißt auch keine Lücke in den Lebenslauf und kann einen roten Faden in der beruflichen Entwicklung unterstreichen. Dafür sind Details über Aufgaben, Leistungen, Projekte und Erfolge im ersten Job wichtig. Das Prozedere sich dann übrigens bei jedem weiteren Job fort.
t3n: Welche Daten können raus, wenn man einen Karriereaufstieg anpeilt. Sprich, sich für die Chefetage bewirbt?
Spätestens da wird die Auswahl richtig spannend und zur wichtigen strategischen Frage. Was lasse ich weg, was hebe ich hervor, um den roten Faden und die individuelle Story im Lebenslauf zu stärken? Mit welchen Worten beschreibe ich Erfolge und besondere Leistungen? Alles muss natürlich echt sein, denn Lügen im Lebenslauf haben bei einem Onlinecheck oder einer direkten Rückfrage bei Dritten ganz kurze Beine. Hier muss man sehr individuell auf den Bewerber schauen. Allgemeingültige Aussagen lassen sich da schwer treffen.
t3n: Und was ist unwichtig, wenn man quasi schon fast die Rente antritt?
Je nachdem, wie veränderungsreich ein Arbeitsleben über Jahrzehnte gewesen ist, kann der Lebenslauf im Alter ab 50 Jahren schon eine große Geschichte erzählen. Details, die für die neue Position nicht relevant sind, können dann raus. Die Menschen können echte Schwerpunkte setzen und belegen im besten Fall sogar, dass sie sich über Jahrzehnte hinweg auch jenseits des Joballtags neugierig weitergebildet und qualifiziert haben.
t3n: Danke für deine Einordnungen!
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Das der CV nur 2 Seiten haben darf, ist doch eine längt überholte Mär.
Wer z.B. über 40 ist und keine geradlinige Vita sein Eigen nennt, kann nicht mit 2 Seiten auskommen. Das klappt doch nur bei jemanden, der gerade seinen Bachelor mit 2 Praktikas gemacht hat.
Mein CV hat je nach Ausprägung 4 Seiten und das ist auch gut so. Richtig ist natürlich, dass der CV an jede Bewerbung angepasst werden sollte.
schlecht. Bin genau so schlau wie vorher.
Fazit: Wenn es mit dem Job nicht klappt, nur DU bist immer alleine schuld!
#fachkraftmangel