Lehrerverband spricht sich gegen Smartphone-Verbot aus
Der deutsche Lehrerverband lehnt ein Smartphone-Verbot an Schulen, wie es die britische Regierung plant, ab. „Ein absolutes Handyverbot für alle Altersgruppen und den gesamten Schulbereich kann man nicht durchsetzen“, sagte Verbandspräsident Stefan Düll der Deutschen Presse-Agentur. Viele Eltern wollten, dass ihre Kinder sich für kurzfristige Absprachen etwa im Fall von Unterrichtsausfällen melden können.
Die britische Regierung hatte am Montag ein Smartphone-Verbot an Schulen angekündigt. Ziel sei, Ablenkungen, Störungen und Mobbing zu verhindern, sagte Bildungsministerin Gillian Keegan. Eine gesetzliche Regelung dürfte aber noch einige Zeit dauern, daher sollen zunächst die Leitlinien angepasst werden.
Düll sagte für Deutschland: „Wir müssen gut überlegen, für welche Altersstufe wir was zulassen.“ Das gelte umso mehr, wenn auch Tablets eingesetzt würden. „Wir müssen daran arbeiten, wie wir sicherstellen, dass nur das genutzt wird, was wichtig für den Unterricht ist.“
Ablenkung nicht nur durch Smartphones
Zwar sei das Störungspotenzial durch Smartphones natürlich groß, so Düll. Doch habe es auch in der analogen Zeit viel Ablenkung gegeben. Schülerinnen und Schüler hätten Arbeitsaufgaben für andere Fächer gelöst, Briefchen geschrieben oder andere private Dinge erledigt. „Die Gedanken sind frei, die kann niemand kontrollieren“, sagte Düll.
Der Verbandspräsident forderte „einen Ansatz des emanzipierten Schülers“. Man müsse sich gemeinsam Gedanken machen, wie man mit digitalen Geräten in der Schule umgeht. „Ein flächendeckendes Komplettverbot führt nur zu Umgehung und in der Folge zur Drangsalierung junger Menschen“, sagte Düll.
Auch gegen digitales Mobbing helfe ein Smartphone-Verbot kaum. „Wer mobben will, macht dann nachmittags weiter. Das können Lehrkräfte nicht kontrollieren.“ Online-Mobbing müsse für sich behandelt und besprochen werden, um dann gezielt dagegen vorzugehen.