Lenovos Corona-Quartal: „Wir haben 80 Prozent mehr verkauft“
Lenovo ist mit 24,8 Prozent Marktanteil der größte PC-Hersteller der Welt. Seit Anfang des Jahres steht das chinesische Unternehmen aber vor zwei Herausforderungen: Während die Nachfrage sprunghaft angestiegen ist, ist mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 die Produktion in den 30 chinesischen Werken unterbrochen worden. Wir haben mit dem Lenovo-Deutschland-Chef über die steigende Nachfrage, schwierige Lieferketten und den chinesisch-amerikanischen Streit gesprochen.
t3n: Herr Krebs, wie ist es, Lenovo für den DACH-Bereich aus dem Homeoffice zu leiten?
Mirco Krebs: Ehrlich gesagt: nichts Neues. Ich lebe im hohen Norden, die Büros von Lenovo sind in Essen und Stuttgart. Ich habe vor sechs Jahren bei Lenovo angefangen – und habe seitdem einen flexiblen Arbeitsplatz. Außerdem: Als Corona in China anfing, hat die IT mehrere VPN-Knotenpunkte in Deutschland aufgebaut. Wir hatten keinen Einbruch in der Geschwindigkeit und immer vernünftige Bandbreiten. Die Gespräche auf dem Flur fallen weg, aber dafür haben wir jetzt Teamcalls zum Plaudern eingeführt.
t3n: Bei großen Hardware-Herstellern wie Apple und Microsoft sind die Lieferketten ins Stocken gekommen – bei Lenovo auch?
Wir beschäftigen uns mit dem Thema schon seit Anfang des Jahres. Nach dem chinesischen Neujahrsfest hat die chinesische Regierung entschieden, dass die Arbeit in der Region Hubei (um Wuhan) erst eine Woche später wieder anfängt. Auch unser größtes Werk im Süden, in der Nähe von Hongkong, hat eine Woche später wieder die Produktion aufgenommen. Für den Transport haben unsere Logistiker Frachtmaschinen gechartert.
„40 bis 50 Prozent mehr Notebooks verkauft als im Vorjahr.“
t3n: Wie hat sich Corona auf die Nachfrage von Notebooks ausgewirkt?
Die Nachfrage nach Notebooks in Deutschland war schon vor Corona extrem hoch: Auf dem Markt für private Anwender wurden 40 bis 50 Prozent mehr Notebooks verkauft als im Vergleichsmonat im Vorjahr – das wissen wir von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Auch im B2B-Bereich war die Nachfrage nach Notebooks viel stärker als erwartet. Die ganze Distributionslandschaft war am Limit, was den Supply betraf.
t3n: Der Notebook-Markt hat wegen Corona so stark angezogen?
Die Zahlen der Privatanwender sind vorher schon gestiegen. Das lag daran, dass Microsoft den Support für Windows 7 eingestellt hat – und viele Nutzer das als Pushmeldung auf dem Bildschirm hatten. Für viele scheint es ein Anreiz gewesen zu sein, sich gleich einen neuen Laptop zu kaufen. Die Firmen waren da schon früher dran – viele haben schon 2018 und 2019 von Windows 7 auf Windows 10 umgestellt.
t3n: Das heißt, bei Lenovo sind die Zahlen auch dementsprechend gestiegen?
Im Consumer-Bereich haben wir laut GFK einen Marktanteil von 25 Prozent. Der Markt hat um 40 bis 50 Prozent angezogen – und wir sind mitgewachsen.
t3n: Wie hat sich der B2B-Bereich im 1. Quartal entwickelt?
Im B2B-Bereich waren die Zahlen auch überraschend: Die Desktop-Sparte ist um 73 Prozent gewachsen. Das gab es über Jahre nicht. In ersten Quartal 2020 haben wir, im Vergleich zum Vorjahr, 80 Prozent mehr verkauft.
Lenovos Corona-Quartal in Deutschland
Lenovos Wachstum in Q1 2020 | Consumer-Bereich (von Lenovo) | Consumer-Bereich (gesamter Markt) | B2B-Bereich (von Lenovo) | B2B-Bereich (gesamter Markt) |
---|---|---|---|---|
Notebooks: | + 41 % | + 40-50 % | + 80 % | + 40 % |
Desktop PCs: | + 43 % | + 32 % | + 80 % | + 73 % |
t3n: Seitdem der politische Graben zwischen den USA und China tiefer wird, haben einige chinesische Hardware-Anbieter wie Huawei Probleme. Wie ist das für Lenovo?
Seit wir die Laptop-Sparte von IBM übernommen haben, haben wir ein Dual Headquarter: eins in Peking und eins in Morrisville, in North Carolina. Unsere Aktien werden am Hongkong Stock Exchange gehandelt und wir haben regionales Management in 180 Ländern. Wir sind ein global aufgestelltes Unternehmen, betreiben ein globales Geschäft.
t3n: Hat sich der politische Streit auf die Bestellungen von Behörden und Ministerien ausgewirkt?
Nein, das hat sich bei den staatlichen Stellen nicht widergespiegelt. Abgesehen davon haben unsere Notebooks den höchsten militärischen Sicherheitsstandard der USA. Wir wachsen auch im Geschäft mit den Behörden.
t3n: Was genau bedeutet dieser „höchste militärische Sicherheitsstandard“?
IBM hat die amerikanische Armee und die Nasa mit Produkten wie Thinkpads beliefert. Die Armee hat natürlich Zertifizierungskriterien, sie prüft technische Details und vergibt dann Zertifizierungsstufen. Unsere Produkte erreichen die höchste Stufe.
t3n:Vielen Dank für das Gespräch
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