Lilium: Flugtaxi-Hersteller muss „Schwachstellen“ in Finanzberichten zugeben
Es bestünden „wesentliche Schwachstellen in der internen Kontrolle der Finanzberichterstattung“ räumt Lilium in einem Dokument an die US-Börsenaufsicht SEC ein. Mit anderen Worten: Dass die Finanzberichte stimmen, kann aktuell nicht garantiert werden.
Keine Gewähr für richtige Finanzberichterstattung
Lilium arbeite aber bereits daran, die Mängel zu beheben. Ein Lilium-Sprecher will die Aussage in ihrer potenziellen Dramatik so nicht stehen lassen und versucht, sie als „üblichen Hinweis“ herunterzuspielen.
Der Hinweis sei demnach nötig geworden, weil Lilium für seinen Börsengang im vergangenen Herbst die Fusion mit einem bereits börsennotierten Mantelunternehmen, einem sogenannten SPAC, genutzt hatte. Das bedinge stets, dass die Zahlenwerke besonders intensiv beleuchtet werden müssten, so der Sprecher.
Zudem gebe es Kapazitätsprobleme bei den für die Bilanzprüfung 2021 eingesetzten Wirtschaftsprüfern, der niederländischen Beratungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers. Ein Ergebnis der Bilanzprüfung 2021 werde es daher nicht vor dem Frühjahr 2023 geben.
Problematisch für Lilium – die vorhandenen Finanzreserven werden spätestens im Sommer 2023 verbraucht sein. Das Unternehmen benötigt also dringend neue Mittel. Wie es Investoren zu weiteren Einzahlungen bewegen will, wenn es keine geprüfte Bilanz vorlegen kann und sogar einräumt, dass es möglich sei, dass bisherige Bilanzen, etwa die für 2019, teilweise falsch gewesen sein könnten, erschließt sich nicht auf Anhieb.
Allein für das erste Halbjahr 2022 weist Lilium keinen Cent Umsatz, aber 123,7 Millionen Euro Verlust aus. Der Gesamtverlust seit Unternehmensgründung beläuft sich inzwischen auf 841 Millionen Euro.
Technischer Fortschritt angeblich positiv
Ein anderer Aspekt, der wichtig ist, um Investoren zur Zugabe frischer Mittel zu bewegen, ist der technische Fortschritt. Auf dieser Baustelle sieht es für Lilium deutlich günstiger aus – jedenfalls nach Angaben des designierten Chefs, Klaus Roewe.
So soll es erstmals gelungen sein, die Triebwerke des Elektro-Senkrechtstarters auch an den Vorderflügeln im Flug zu schwenken. Damit könnten die Tragflächen bei hohen Geschwindigkeiten Auftrieb erzeugen.
Die für 483 Elektro-Senkrechtstarter vorliegenden Kaufabsichtserklärungen sollen ab 2023 schrittweise in Festaufträge mit dann fällig werdenden Anzahlungen umgewandelt werden. Neuchef Roewe sieht sein Unternehmen in zehn Jahren als Portfolio-Anbieter mit verschiedenen Modellen und – natürlich – als Marktführer.
Der von Google-Gründer Larry Page finanzierte US-Konkurrent Kittyhawk hatte sich jüngst entschieden, seinen Geschäftsbetrieb nach zehn Jahren einzustellen.