Gnome Orbis ist da. Die letzte Version vor der Umstellung der Versionsnummerierung und damit die letzte Version vor Gnome 40 modernisiert die Optik des Desktops deutlich. Das betrifft das Design des Launchers ebenso wie das Design der mitgelieferten Anwendungen.
Sauberes und vertrautes Design
Als Erstes dürften euch die Änderungen an der Anwendungsübersicht, dem sogenannten App-Grid der Gnome-Shell auffallen. Die bisherige alphabetische Übersicht der Anwendungen hat das Gnome-Team über Bord geschmissen. Auch die Ansicht der meistgenutzten Apps ist passé.
Stattdessen präsentiert sich das App-Grid jetzt als ein Startscreen mit einem fixen Raster von sechs mal vier Programm-Icons, das per Drag-and-drop organisiert werden kann. Das funktioniert ganz ähnlich, wie es bei einem Smartphone oder Tablet der Fall wäre. Dabei ist es auch möglich, App-Icons durch Aufeinanderziehen in automatisch erstellte Ordner zu organisieren.
Durch die fixe Positionierung sollen sich die Nutzer die Positionen der einzelnen Apps leicht merken können. Das würde dazu führen, dass die Apps unabhängig von der Bildschirmauflösung stets schnell lokalisiert und gestartet werden können – ein schönes Komfort-Feature.
Auch in den automatisch erstellten Unterordnern regiert das Grid. Hier hat es allerdings nur drei mal drei Icons zur Verfügung. Liegen in einem Unterordner mehr Apps, wird der Unterordner in mehrere „Seiten“ aufgeteilt – so wie es etwa unter iOS üblich ist. Das Scrollen durch die verschiedenen Unterseiten kann per Mausrad erfolgen.
Ebenfalls inspiriert von den diversen Smartphone-Betriebssystemen dürfte die neue Möglichkeit sein, sich den Akkuladestand in Prozent anzeigen zu lassen. Im System-Menü können zudem „Neustarten“ und „Herunterfahren“ jetzt separat angewählt werden. Das sind alles auf den ersten Blick kleine Komfort-Updates, die aber am Ende das Nutzerlebnis prägen – Stichwort: Mikrointeraktionen.
Vereinfachtes Onboarding neuer Nutzer
Für neue User und deren vereinfachtes Onboarding haben die Entwickler der neuen Version eine „Welcome Tour“ mit auf den Weg gegeben. Die erscheint beim ersten Login und soll neuen Nutzern die Bedienkonzepte des Gnome-Desktops erklären. Developer Fact: Die „Welcome Tour“ haben die Entwickler komplett in Rust geschrieben.
Ebenfalls neu ist die Kindersicherung. Die erlaubt es Eltern auf einem Mehrbenutzer-System Regeln aufzustellen, wer welche App nutzen und wer überhaupt Apps installieren darf. Auch die Browsernutzung kann eingeschränkt werden.
Browser mit Tracking-Schutz
Apropos Browser: Der Gnome-Browser, der heutzutage Web heißt und früher als Epiphany bekannt war, verfügt jetzt über einen intelligenten Tracking-Schutz, der automatisch aktiviert ist, aber über die Einstellungen abgeschaltet werden kann. Zudem kann Web jetzt Passwörter aus Chromium importieren. Videos mit Ton werden nicht mehr automatisch abgespielt. Das Feature ist konfigurierbar.
Die Karten-App reagiert jetzt intelligent auf Größenänderungen ihres App-Fensters und hat einen Nachtmodus spendiert bekommen. Verschiedene weitere Anwendungen, etwa der Sound-Recorder oder das Screenshot-Tool wurden einem kompletten Redesign oder wenigstens nennenswerten Auffrischungen unterzogen. Auch der Tracker, Gnomes Desktop-Suche, wurde auf Version 3 aktualisiert. Dabei wird nun ein neues Datenbankmodell verwendet, das eine höhere Performance verspricht.
Wichtig für Nutzer mehrerer Monitore: Gnome 3.38 kann jetzt unter Wayland mehrere angeschlossene Monitore mit unterschiedlichen Bildwiederholraten betreiben. Dabei werden die Monitore direkt mit ihren nativen Frequenzen angesteuert, was das Nutzererlebnis erheblich beschleunigen soll.
Hier gibt es Gnome 3.38
Gnome 3.38 kann bisher nur als Quellcode geladen werden. Lediglich einzelne der Anwendungen stehen bereits als Flatpak über Flathub bereit. Es dürfte allerdings nicht allzu lange dauern, bis Gnome 3.38 über die diversen Linux-Distributionen in gewohnter Weise nachinstalliert werden kann.
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