Die 19 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme von Whatsapp durch Facebook im Jahr 2014 hat Whatsapp-Mitgründer Brian Acton zum Multimilliardär gemacht. Spätestens seit dem Bekanntwerden des massiven Datenskandals bei Facebook im Frühjahr 2018 kritisiert der 47-Jährige den Zuckerberg-Konzern offen. Vor ziemlich genau einem Jahr rief Acton via Twitter zum Löschen von Facebook auf. In einem Gastvortrag an der Uni Stanford hat Acton diesen Aufruf jetzt noch einmal wiederholt.
Whatsapp-Mitgründer kritisiert Silicon-Valley-Kapitalismus
Begleitet war der Lösch-Aufruf von einer längeren Ausführung über die Auswirkungen Silicon-Valley-Kapitalismus und einer Kritik an den Gewinnmodellen von Tech-Konzernen wie Facebook und Google, wie Buzzfeed-News schreibt. Die Startup-Gründer im Silicon Valley würden unter Druck gesetzt, Risikokapital und den großen Exit zu suchen, um Mitarbeiter und Aktionäre zufriedenzustellen, so Acton vor den Stanford-Studenten. Acton selber habe mit dem Verkauf von Whatsapp eine rationale Entscheidung getroffen.
Acton hatte den Facebook-Konzern nach drei Jahren im November 2017 im Streit verlassen, weil er – wie Whatsapp-Mitgründer Jan Koum – keine Werbung auf der Plattform wollte. Beide seien nicht mit den Plänen zur Monetarisierung und dem Umgang mit der Privatsphäre der Nutzer einverstanden gewesen. Facebook, so Acton, habe bei Whatsapp innerhalb von fünf Jahren eine Umsatzrendite von zehn Milliarden Dollar erreichen wollen.
Genauer wollte Acton bei seiner Rede nicht auf die Pläne Zuckerbergs eingehen. Allerdings holte er zum Rundumschlag gegen die Profitgier der Konzerne aus, die sich nicht um die Privatsphäre ihrer Nutzer scheren würden. Whatsapp dagegen habe zu Beginn auf ein Abomodell gesetzt. Nutzer zahlten einen Dollar pro Jahr. Dafür verzichtete die Messenger-App auf die Auswertung der Daten. Entsprechend habe Whatsapp auf Wunsch der Nutzer schon früh eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingebaut, so Acton.
Facebook und Co.: Whatsapp-Gründer Acton spricht sich gegen Beitragskontrolle aus
Acton sprach sich auch gegen eine Moderation der auf sozialen Netzwerken geposteten Inhalten aus – selbst wenn dadurch Fake-News und Hass-Postings befördert würden. Der Whatsapp-Mitgründer verwies dabei auf die Schwierigkeiten, die etwa Facebook hat, zwischen echten und Fake-News zu unterscheiden. Auch Apple könne kaum immer richtig entscheiden, welche Apps gut oder schlecht sind. Dasselbe gelte für Google und die Beurteilung von Webseiten. „Aber wir geben ihnen die Macht“, so Acton. „Wir kaufen ihre Produkte und melden uns auf ihren Websites an. Also Facebook löschen, richtig?“
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