Mit Schlagworten wie „digital detox“ und „urban oasis“ platziert der Konzern den Mini Vision Urbanaut als mobile Lounge. Das Unternehmen zeigte jetzt animierte Visualisierungen des Konzeptes auf seiner digitalen Veranstaltung NextGen. Die Designstudie nutzt den Raum der Fahrgastzelle ausgiebig und so erinnert im Inneren wenig an ein Auto. Damit setzt auch Mini auf „purpose built“ und nutzt die exklusiven Möglichkeiten, die der Elektroantrieb und autonome Fahrsysteme bieten. Bisher verfolgt der Hersteller eine Strategie von Mischplattformen und setzt die E-Konstruktionen damit einigen Kompromissen aus: Sie halten sowohl Raum für Verbrennungsaggregate als auch für den Kardantunnel bereit. Wie alle anderen Studien setzt auch die des Urbanaut weitgehendes Autonomes Fahren voraus.
Die entstandenen Freiheiten in dem 4,46 Meter langen Bus nutzen die Designer und sprechen von einem „Wohnzimmer“ statt einem Fahrzeug. In das Raumwunder steigt man über eine breite Schiebetür. Ihre Schwenkmechanik sorgt dafür, dass man auch in engen Parklücken in das Fahrzeug gelangt. Innen warten vier Sitzplätze und drei Verwendungsmodi, die „Mini Moments“. Während „Wanderlust“ für den Fahrbetrieb gedacht ist, setzt „Vibe“ auf Gemeinschaft. In diesem Modus gibt das Fahrzeug viel Platz für Besuch frei. Der „Chill“-Modus steht für Entspannung und bietet am meisten Liegefläche.
Je nachdem, wo man einen elektronischen Puck namens Mini Token im Auto ablegt, aktiviert er den entsprechenden Modus. Innen und außen verändert sich das Fahrzeug dann.
Innen Wohnzimmer, außen schlicht
Der Fahrersitz lässt sich absenken und wegdrehen. Eine Mechanik macht das Armaturenbrett zur Liegefläche, die die Designer „Daybed“ nennen. Eine Art Schlafsack lädt zum Einkuscheln ein. Zusätzlich lässt sich die Frontscheibe umklappen, um direkten Kontakt zur Umgebung herzustellen. Auf der anderen Seite liegt die „cosy corner“: Eine Sitzbank lässt sich über Drehsitze erweitern. Das Dach darüber zeigt auf Wunsch Animationen. Zwischen den beiden Bereichen lassen die Designer viel Platz. Besitzer können im Lounge- oder Fahrmodus Sitzmöbel dorthin schieben oder sich einfach auf den Boden setzen. Ein rundes Display im Zentrum lässt sich als Licht umklappen. Im gesamten Fahrzeug fehlen Schalter und Knöpfe, um den Wohneindruck zu verstärken. Auch das Lenkrad lässt sich einfahren. Digitale Anzeigen und Bedienelemente liegen hinter textilen Schichten.
In der Präsentation betonen die Macher den Einsatz von weichen Materialien und Kork – für ein gutes Raumklima. Bei den Stoffbezügen herrschen gestrickte Textilien vor. Der Innenraum sei zudem komplett leder- und chromfrei, so BMW.
Viel LED-Licht hinter Lochblechen
Die Scheinwerfer bleiben hinter einer gefrästen Aluminiumstruktur unsichtbar, bis sie aktiviert werden. Ähnliches gilt für die Heckpartie: Der Kühlergrill ist geschlossen und verbirgt die Sensorenausstattung. Die Scheiben nehmen den Farbverlauf der seidenmatten Lackierung auf und sollen so den einheitlichen Eindruck verstärken. Beim Design der Räder hat sich Mini von Skateboards inspirieren lassen. LED-Lichter verstecken sich dort ebenfalls hinter der Verkleidung. Das Lichtkonzept sieht vor, dass etwa im Vibe-Modus Equalizer-Animationen an Heck, Front, Dachhimmel und Felgen eine Clubatmosphäre schaffen können. Beruhigende Farb- und Musterspiele charakterisieren den Chill-Modus. In der flankierenden Pressemeldung betont BMW an vielen Stellen, dass man den ursprünglichen Charakter des Mini erhalten habe.
BMW reiht sich mit dem Urbanautik in die lange Liste von urbanen Konzeptfahrzeugen. Während VW mit dem Sedric erste Ideen vorstellte, folgte Mercedes mit dem Vision Urbanetic. Auch Startups wie Canoo setzen auf Vans mit Wohncharakter. Porsche hat das Konzept des Bullis „Racing Service“ wohl wieder verworfen.