Lücken im Lebenslauf: So solltest du damit umgehen – aus Sicht eines Profis

Lücken im Lebenslauf: Die Dauer ist oft schlimmer als der Grund. (Foto: Shutterstock-baranq)
Eines ist wichtig zu verstehen, wenn wir über Lücken im Lebenslauf sprechen: Den geradlinigen Werdegang gibt es immer seltener! Mit den steigenden Angeboten auf dem Arbeitsmarkt probieren sich vor allem junge Menschen zunehmend aus. Sie beginnen ein Studium und brechen es wieder ab oder bereisen ferne Länder – bevor es von der Schulbank in den Lehrsaal der Universität geht.
Und selbst ältere Arbeitnehmer haben in ihrem Leben häufiger weiße Flecken im Lebenslauf. Sei es aufgrund der Familienplanung, der Pflege der Eltern, weil ein Arbeitgeber in die Insolvenz gegangen ist oder weil man sich beruflich neu orientieren will. Nicht selten gönnen sich langjährige Berufstätige aber auch konsequente Auszeiten, um den Geist wieder auf Trab zu bringen.
Lücken im Lebenslauf lassen sich in der Regel erklären

Lücken im Lebenslauf sind nicht automatisch mit einer Absage verbunden. (Foto: Shutterstock-baranq)
Dass das so ist, bestätigt auch Christoph Schipper. Der Hamburger ist Personaler beim Startup Jimdo. Er bemerkt seit einiger Zeit, dass der Trend auf jeden Fall zu mehr Lücken im Lebenslauf geht. „Vor allem Sabbaticals oder längere Auslandsaufenthalte wie Weltreisen nehmen immer mehr zu“, weiß Schipper zu berichten. Und er glaubt, dass Arbeitnehmer sich das inzwischen trauen dürfen, denn die Angst, aufgrund einer Auszeit per se nicht mehr ernstgenommen zu werden, sei viel zu oft völlig unbegründet: „Bewerber sollten sich mittlerweile bewusst sein, dass eine Auszeit im Lebenslauf nicht automatisch mit einer Absage verbunden ist.“
Positiv reagieren Personaler vor allem dann, wenn die Auszeit nicht untätig verbracht worden ist. Wobei „untätig sein“ eben auch eine Frage des Blickwinkels ist. Wer viel reist, wird mindestens seine Sprachfähigkeiten verbessert und seinen kulturellen Horizont erweitert haben. Hier ist das ziemlich offensichtlich.
„Ein Auszeit ist nicht automatisch mit einer Absage verbunden.“
Doch auch Auszeiten, die einzig und alleine der Erholung dienen, müssen nicht gleich ein Manko für die Karriere bedeuten. Wer einen kreativen Job ausübt, kann immer auch darauf verweisen, dass er neue Inspiration gesucht hat. Darauf sollten Bewerber sich beziehen. Wer unverschuldet in eine längere Pause geraten sei, habe meist sowieso handfeste Gründe, verrät uns Christoph Schipper: „Auszeiten für die Pflege eines Familienmitglieds sehen wir beispielsweise überhaupt nicht als Nachteil.“ Nicht selten werde das sogar als Zeichen hoher Fürsorgequalitäten gewertet.
Ein weiterer Faktor, der – neben dem Grund einer Auszeit – von Personalern betrachtet werde, sei die Dauer der Lücke im Lebenslauf. Bei längeren Lücken werde es schwieriger. Denn, klar sei, dass auch irgendwann der Punkt erreicht werde, an dem Bewerber fachlich den Anschluss verpassen könnten: „Vor allem in technischen Bereichen kann es schwierig werden, wenn man vier Jahre lang nicht im Beruf war und so eventuell neue Technologien oder generelle Veränderungen verpasst hat“, räumt der HR-Manager ein.
Wer die Möglichkeit habe, solle auch während der Pause schauen, dass er sich in irgendeiner Art und Weise engagiere. Weiterbildungen oder Ehrenämter böten sich an, denn hier könne man in der Regel frei über die Zeiten entscheiden.
Mut zur Lücke im Lebenslauf: „Seid ehrlich und hört auf mit den ,Schönereien!‘“
Grundsätzlich sollten Bewerber ehrlich mit ihren Lücken umgehen. Insofern man eine Auszeit nicht nur aus Faulheit genommen habe, ließen sich die Gründe in einem persönlichen Gespräch immer auch gut erklären. Von „Lebenslaufschönerei“ rät Christoph Schipper auf jeden Fall strikt ab, denn „am Ende besteht immer die Gefahr, dass die Lügen nach hinten los gehen und durch irgendwelche Umstände ans Tageslicht kommen“.
Auf die Frage hin, ob Bewerber denn wirklich immer ehrlich sind oder die „Schönerei“ inzwischen gängig ist, sagt der erfahrene Personaler: „Mittlerweile bin ich der Meinung, dass die meisten Bewerber ehrlich mit Auszeiten, Wünschen und Erwartungen umgehen.“ Denn für Schipper steht fest: Am Ende kann nur so ein vertrauensvolles und kollegiales Miteinander entstehen.
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Ich habe eh nie verstanden, warum man sich für solche Lücken schämen sollte. Irgendeinen Grund gibt es ja immer dafür und zumindest mir geht es so, dass wenn mich ein Unternehmen aus solch einem albernen Grund nicht nehmen würde, dann hätte es Pech gehabt und die hätten aus meiner Sicht eine zweifelhafte Personalauswahl und daher evtl. schlechte Teamzusammensetzungen.
Sehe ich genauso, in dem Sinne haben allerdings die meisten Unternehmen Deutschlands eine zweifelhafte Personalauswahl, irgendwann wird sich das aber auch ändern, wenn auch dort angekommen ist, dass sie die Stellen ansonsten nicht besetzt bekommen.