Mach’s gut, BMW i3: Ein Elektroauto, gemacht für die Zukunft, gescheitert an der Gegenwart

Lange Zeit wurde darüber diskutiert, Ende Juni 2022 war es dann zu meinem Bedauern so weit: In Leipzig liefen nach achteinhalb Jahren die letzten BMW i3 vom Band. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 250.000 Exemplare produziert, die in 74 Ländern der Welt Abnehmer fanden. Das macht den i3 laut BMW zum „weltweit erfolgreichsten Elektrofahrzeug im Premium-Kompaktsegment“.
Bleibt die Frage, warum der i3 dann keinen Nachfolger auf Augenhöhe bekommen hat – und die einzige bei den Münchnern aktuell verfügbare Alternative ausgerechnet der Mini Electric ist, der als umgebauter Verbrenner all jenes verkörpert, was der i3 nie sein wollte.
BMW i3: Ein Elektroauto wie aus dem Lehrbuch
Schon als ich 2014 das erste Mal hinter dem Steuer eines BMW i3 saß, hat mich das Auto fasziniert. Klar, das Exterieurdesign polarisierte – und bis heute gibt es wohl nur wenige Menschen, die den i3 tatsächlich als „Schönheit“ bezeichnen würden. Aber gerade dieses One-Box-Design war für mich stets Ausdruck seines futuristischen Charakters.
Zudem war (und ist) der BMW i3 nicht nur ein Pionier der Elektromobilität, sondern auch der Future Mobility. Obwohl die Karosserie des Fahrzeugs nur knapp vier Meter lang ist, fühlt sich der Innenraum riesig an. Denn dadurch, dass der i3 von Grund auf als Elektroauto konzipiert wurde, sitzt der Motor unter dem Kofferraum im Heck, während die Batterien im Fahrzeugboden verbaut sind. Das daraus resultierende Raumgefühl erreicht bei diesen kompakten Außenmaßen bis heute kaum ein anderes Fahrzeug.
Nicht zu vergessen das Thema Nachhaltigkeit: Unter anderem wurden die Sitzbezüge aus PET-Rezyklat gefertigt, bei der Türverkleidung kam Schilfgras zum Einsatz. Ein edles, zugleich aber auch umweltfreundliches Armaturenbrett aus Bambus ziert den Innenraum.
Die Karosserie besteht derweil aus Kohlefaser, Aluminium und Kunststoff. Dadurch ist der i3 mit nur 1.345 Kilogramm (inklusive Batterie) ein echtes Leichtgewicht, was sich wiederum positiv auf den Stromverbrauch auswirkt.
Letztendlich war der BMW i3 schon bei seiner Markteinführung vor fast zehn Jahren genau jenes Auto, über das heutzutage jeder spricht: ein nachhaltiges, energieeffizientes Elektroauto mit kompakten Außenmaßen für den urbanen Raum.
BMW i3: Nachhaltigkeit ja, aber nur, wenn sie sich rechnet
Das ist auch einer der Gründe, warum der BMW i3 inzwischen eine riesige Fangemeinde hat. Gerade als Gebrauchtwagen ist der kleine Stromer extrem gefragt. Wenn bei uns das Leasing Ende des Jahres ausläuft, wird unser i3 voraussichtlich nur wenige Tage vor dem Autohaus herumstehen, bevor er weiterverkauft wird.
So wie auch ich dürften sich nun viele die Frage stellen, warum BMW trotz allem dem i3 keinen Nachfolger spendiert hat. Warum nehmen die Münchner ein Elektroauto aus dem Programm, das in wirklich jeder Hinsicht zum Zeitgeist passt?
Die Antwort ist denkbar profan: Die Margen sind bei einem BMW iX1 oder Mini Electric schlichtweg höher. Obwohl BMW Milliarden in den i3 als Technologieträger investiert hat, hat das Unternehmen mit dem Modell nie wirklich Geld verdient.
Denn gerade der Leichtbau in Verbindung mit dem Einsatz von Carbon machten den Kleinwagen in der Produktion teuer. Aus diesem Grund wollte BMW den i3 eigentlich bereits 2019 auf Eis legen, hat sich dann aber kurzfristig noch einmal eines Besseren besinnt.
Doch nun ist endgültig Schluss. Die im Werk in Leipzig durch das Ende des i3 frei gewordenen Kapazitäten wurden bereits umgewidmet: Hier produziert BMW seit Anfang August Batteriemodule für den i4.
Wirtschaftlich betrachtet mag das für BMW alles Sinn ergeben – und bereits jetzt zeigt sich, dass der vollelektrische Kompakt-SUV iX1 bei den Kunden gut ankommt. Aber dennoch bleibt es ein Rückschritt.
BMW hat vor fast einem Jahrzehnt als erster deutscher Premiumhersteller ein echtes Elektroauto auf den Markt gebracht, nur um es 2022 durch Fahrzeuge basierend auf einer Mischplattform zu ersetzen – und das ausgerechnet in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit wichtiger denn je ist.