Machtkampf um App-Store-Regeln eskaliert: Apple schmeißt Fortnite raus – und Epic klagt
Das Kräftemessen hat ein schnelles – zumindest vorläufiges – Ende gefunden. Am Donnerstag hatte Epic Games das populäre Game Fortnite in den Appstores von Apple und Google mit einer zusätzlichen Bezahloption ausgestattet. Damit erhielten Käufer der Fortnite-App die Möglichkeit, beim Kauf von In-Game-Währung nicht nur an Apple oder Google, sondern direkt an Epic Games zu zahlen – und dafür Rabatte zu erhalten. Epic Games wollte sich so die verpflichtende 30-Prozent-Abgabe sparen. Apple ließ sich das nicht gefallen – und hat Fortnite aus dem Store geschmissen.
Epic Games klagte wegen Fortnite gegen Apple
Das wiederum lässt sich jetzt Epic Games nicht gefallen. Die Fortnite-Macher haben umgehend Klage vor einem kalifornischen Bezirksgericht eingereicht. Darin beschuldigt Epic Games den Betreiber des Stores für iOS-Apps, den Markt kontrollieren zu wollen und den Wettbewerb zu behindern. Außerdem habe sich der iPhone-Konzern vom einstigen David als IBM-Herausforderer selbst zum Goliath entwickelt – als Monopolist mit einem Börsenwert von knapp zwei Billionen US-Dollar, wie Epic in der gut 60-seitigen Klageschrift schreibt.
Epic Games will laut Klage keine finanzielle Entschädigung erstreiten, auch soll es nicht um den Fortnite-Entwickler als einzelnes Unternehmen gehen. Vielmehr wolle Epic einen fairen Wettbewerb in einem Bereich, der Hunderte Millionen Nutzer und Zehntausende App-Entwickler. Bisher verlangen sowohl Apple als auch Google in ihren Appstores eine rund 30-prozentige Gebühr auf die mit der App erzielten Umsätze. Angesichts der schnellen Antwort von Epic auf den Rausschmiss aus Apples Appstore ist davon auszugehen, dass der Fortnite-Macher einen solchen Schritt erwartet hat.
Fortnite hat 350 Millionen Spieler weltweit
Fortnite ist einer der wenigen App-Anbieter, der sich einen solchen Machtkampf mit Google und Apple leisten kann. Denn das populäre Game wird weltweit von 350 Millionen Spielern gespielt. Andere Schwergewichte wie Netflix oder Spotify können es sich wohl nur aufgrund ihrer Beliebtheit leisten, beim Abschluss von kostenpflichtigen Abos das Ökosystem von Apple und Google zu umgehen.
Epic Games hatte beim Start der Android-Version seines Fortnite-Games den offenen Machtkampf mit Google gesucht. Die Android-Version von Fortnite Battle Royale war vom Start im Spätsommer 2018 weg ausschließlich über die Epic-Games-Plattform herunterladbar und wurde nicht in den Play-Store von Google eingespielt. Im Frühjahr 2020 gab Epic schließlich den Störversuchen seitens Google, das laut Epic-Statement Nicht-Play-Store-Apps benachteiligen soll, nach und machte Fortnite offiziell im Play-Store zugänglich.
Fortnite: Vorerst keine Updates für iOS-Nutzer
Mal sehen, ob Google jetzt ähnlich wie Apple reagiert oder ob der Konzern erst einmal abwartet, wie die Richter in der Epic-Klage möglicherweise entscheiden. Stand jetzt (13. August 2020) ist Fortnite noch via Google Play, Playstation 4, Xbox One, Nintendo Switch, PC, Mac, Geforce Now und den Epic-Games-Shop in der Android-Version erhältlich. iOS-Nutzer müssen vorerst auf Updates verzichten.
Die Klage von Fortnite ist nicht aussichtslos, da in der Tat das marktverzerrende Verhalten der Google Apple Magnaten wieder offenbar geworden ist. Eine einhellige 30%ige Umsatzbeteiligung sieht nach einer Preisabsprache der beiden Internetkonzerne aus, was zweifelsfrei kartellrechtlich zu beanstanden ist.
Erst ein grosser Player wie Epic bietet Google und Apple die Stirn und hat die finanziellen Mittel dazu, dem App Store Kartell ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten. Das zeigt aber auch die quasi Chancenlosigkeit kleinerer Marktteilnehmer, die sich tagtäglich mit der Arroganz und Rücksichtslosigkeit von marktbeherrschenden Internetkonzernen herumschlagen müssen und sich letztendlich den Marktdiktaten unterwerfen müssen, sonst fliegen die Aufrührer aus den Sichtbarkeiten heraus.
Die Wettbewerbshüter sowohl in Europa und Amerika haben in der jüngsten Vergangenheit versagt, über die Option einer Zerschlagung übergewichtiger Tech Konzerne sollte nicht nur nachgedacht sondern deren Umsetzung angestrengt werden. Die Zeit iist gekommen, überfällige Korrekturen einzuleiten, damit die Balance im Online Wettbewerb wieder hergestellt wird was auch dem Arbeitsmarkt zugute kommt. Kleine Unternehmen die permanent am Tropf der Magnaten hängen, können mit wenig Aufwand „von Oben“ aus den lukrativen Spielfeldern gefegt werden;-)