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So wird sich Magento unter Adobe entwickeln

Nach den ersten Monaten der Übernahme zeigt sich langsam, Schritt für Schritt, was Adobe für Magento plant. Ein Analyse von Adobes zukünftiger Strategie für Magento.

Von Jochen G. Fuchs
4 Min. Lesezeit
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Die Magentolive in Barcelona hat erste Einblicke in Adobes Pläne für Magentos Zukunft gegeben. (Screenshot: theblog.adobe.com)


Was passiert mit Magento unter der Federführung von Adobe? Auf der ersten Magento Live Europe am 9. und 10. Oktober in Barcelona gab es wenig überraschende Ankündigungen, aber zwischen den Zeilen lässt sich einiges herauslesen über die wichtigsten Themen für die Community: Wie sieht der zukünftige Open-Source-Kurs aus? Wie werden die Magento-Versionen neu ausgerichtet und was kann die große Mehrheit der Nutzer, die kleinen bis mittleren Händler, von Adobe erwarten?

Die Cloud geht über alles

Adobe scheint zukünftig wenig überraschend den Fokus auf die Cloud-Version auszurichten, die Enterprise-Version ist schon aus der Namensgebung herausgestrichen und wird zukünftig als Onpremise-Version der Magento-Commerce-Cloud angeboten. Alleine dieser Schritt zeigt, dass die Vermarktung der Cloud Vorrang haben soll. Anzeichen für eine technische Änderung der Versionen gibt es nicht, die Enterprise-Version und die Commerce-Cloud bleiben identisch.

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Befürchtungen, dass die Community-Edition irgendwie eingeschränkt werden könnte oder sich der bisherige Open-Source-Kurs von Magento ändert, scheinen sich bisher nicht zu bewahrheiten, das Commitment zur Community ist laut und deutlich zu hören. Aber es wird auch in Zukunft vereinzelt Funktionalitäten geben, die ausschließlich in die Commerce-Cloud integriert werden – und nicht unter Open Source gestellt werden, so Magento.

Adobes Verhältnis zu kleinen und mittleren Händlern

Mit Magento hat Adobe eine Kundenbasis eingekauft, die größtenteils aus kleinen bis mittleren Händlern besteht. Jedenfalls unter Berücksichtigung aller Händler, die Magento nutzen. Dessen ist sich der Konzern bewusst. Es wird auch offen kommuniziert, dass Magento auch als Eintritt in die KMU-Welt gekauft wurde – nicht nur, um sich eine Shopfunktionalität in die Cloud zu holen. Rund 90 Prozent der Magento-Händler sind keine Enterprise-Kunden, sondern gehören dem KMU-Segment an, so schätzt ein Magento-Vertreter auf der Magento Live.

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Eigentlich freut sich der Konzern, so der Eindruck, über die neue Gelegenheit zum Eintritt in ein anderes Marktsegment. Tatsächlich scheint es aber so, als würde Adobe den kleinen Händler als einen Kunden betrachten, der erst zu einem späteren Zeitpunkt erwähnenswerten Umsatz bringen kann. Und sieht seine Aufgabe vor allem darin, den Kunden beim Wachstum zu unterstützen. Daran ist nichts verkehrt, aber diese Ansicht ist falsch. Der Nutzer der Community-Edition, der Eindruck drängt sich auf, erscheint aus Adobes Sicht nicht unbedingt lukrativ. Verständlich, denn die Umsätze gehen weitestgehend in das Ökosystem und Magento partizipiert nur bei indirekten Erlösströmen, beispielsweise durch Marktplatzgebühren und Einnahmen aus der Partnerzertifizierung. Aber strategisch eine völlig falsche Einschätzung, wie sich nachfolgend zeigen wird.

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Die Adobe Cloud und die Integration in die Magento-Welt

Die Community-Edition wird keine Funktionalitäten aus der Adobe Cloud erhalten, diese sind nach dem aktuellen Stand der Gespräche, die t3n vor Ort geführt hat, nur für die Commerce-Cloud und die Onpremise-Version (ehemals Enterprise) angedacht. Sicher, die Strategie ist allem Anschein nach noch nicht endgültig festgelegt und vieles scheint noch im Fluss, aber die Tendenz ist deutlich erkennbar.

Auf den ersten Blick ist die Entscheidung verständlich, denn die Funktionalitäten der Adobe Cloud sind kostenpflichtig, auch die Commerce-Cloud wird teurer werden. (Kunden können die Adobe-Cloud-Funktionalitäten aber abwählen.) Kostenpflichtige Produkte und eine Community.Edition scheinen nicht zusammenzupassen. Und genau das ist die falsche Einschätzung.

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Die Frage, wieso abgespeckte Funktionalitäten nicht auch der Community-Edition mittels eines Subscription-Modells zur Verfügung gestellt werden, stellt sich zwangsläufig. Eine wirkliche Antwort darauf hat Adobe, abgesehen von ungläubigen Blicken, nicht: Die Adobe-Cloud sei ein teures Enterprise-Produkt. Das ist keine Antwort, das ist ein Syndrom: das Enterprise-Syndrom. Es steht für den Irrglauben, der größte Umsatz und Ertrag würde von Enterprise-Produkten bei Enterprise-Kunden erzeugt. Im Zeitalter der Microbrands, auch Vertical-Digital-Native-Brands genannt, die nach einer Oliver-Wyman-Untersuchung deutlich schneller und größer wachsen als die großen Marken, auf Umsätze des KMU-Segments zu verzichten, zeugt von Kurzsichtigkeit. Denn Microbrands gehören zum KMU-Segment.

Im Handel gilt beim Zubehör die Weisheit: Schüttenware bringe mehr Geld als Blisterware. Die teureren Produkte hängen an Blisterhaken in den Regalen, die billigen Produkte liegen in den sogenannten Schütten, den Körben am Boden der Regale. In der Zeit, in der ein Produkt aus dem Regal verkauft wird, verkauft die Schütte ein Vielfaches der Menge. Zwar bringt jedes Produkt weniger Umsatz, aber insgesamt bringt die Schütte mehr Ertrag und Umsatz. Das Gleiche gilt für die Adobe-Cloud und die Magento-Community-Edition. Einzelne, abgespeckte Funktionalitäten mit einem bezahlbaren Subscription-Modell bringen pro Produktverkauf zwar weniger Umsatz, können aber im Gesamten mehr Ertrag und Umsatz bringen. Was bringen Adobe 100 verkaufte Lizenzen für Enterprise-Cloud-Produkte, wenn im Gegensatz dazu 100.000 KMU-Cloud-Funktionalitäten verkauft werden? Weniger Umsatz bringt es, mehr nicht.

Marktplätze im Fokus

Ansonsten scheint Magento aber weitsichtiger zu handeln, denn der Thematik Marktplätze wird Priorität eingeräumt. Zum einen bringen die neuen Sales-Channels endlich vollständige Marktplatzintegrationen für alle Magento-Versionen auch kostenfrei in der Community-Edition. Als erstes wird 2019 Amazon voll integriert, von der Verwaltung des Listings bis zum Import der Kundenbestellung. Ja, selbst Funktionen wie das Dynamic-Pricing-Tool von Amazon können dann über den Magento-Admin verwaltet werden. Weitere große Marktplätze sind in Vorbereitung.

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Integration von Amazon-Advertising und Google Shopping

In die gleiche Richtung geht die Integration der Werbekanäle. Hier kommt mit der Integration der Sponsored-Product-Kampagnen aus der Amazon-Sellercentral und dem Amazon-Advertising-Tool (ehemals AMS) ein richtig großer Schritt. Die Verwaltung der Amazon-Kampagnen im Onlineshop kann eine Hilfestellung sein. Besonders dann, wenn die Analytics-Funktionen die Amazon-Daten noch um echte Umsatzzahlen anreichern und so bessere Rentabilitätsbewertungen ermöglichen. Wie der genaue Umfang dieser Advertising-Integration aussehen wird, ist allerdings noch nicht bekannt.

Auch Google-Produktanzeigen können ab diesem Zeitpunkt über das Magento-Backend gestartet und verwaltet werden.

Magento wird von Adobe profitieren, nur Adobe muss noch in das KMU-Segment hineinfinden

Im Großen und Ganzen sind nach dem Kauf von Magento keine Alarmzeichen zu entdecken. Die Entwicklung im Bereich Marktplätze, der Sales-Manager und der Advertising-Integrationen zeigen, dass die Produktstrategie sinnvoll weitergeht.
Adobe wirkt beim gedanklichen Jonglieren mit KMU-Themen noch ein wenig hölzern. Es bleibt zu hoffen, dass der Konzern irgendwann versteht, dass nicht nur das Ökosystem von Magento, sondern auch Adobe vom KMU-Segment profitieren kann. Und zwar sofort und nicht erst, wenn der Kunde so groß ist, dass er sich Enterprise-Produkte kaufen kann und will.

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