Nach Twitter-Wechsel: Mastodon-Hype nimmt stark ab
Im Zuge der zahlreichen umstrittenen Entscheidungen von Elon Musk bei Twitter haben viele Twitter-Nutzer:innen dem Kurznachrichtendienst den Rücken gekehrt. Ein Teil von ihnen ist zu Mastodon gewechselt, dem deutschen Projekt, das sich in dieser Zeit Hoffnungen machen konnte, eine echte Alternative zu Twitter zu werden. Allein im vergangenen November traten täglich mehr als 130.000 Menschen dem dezentralen Social-Media-Netzwerk bei.
1,8 Millionen statt 2,5 Millionen
Doch der anfängliche Aufschwung scheint nur noch ein Lüftchen zu sein. Die englische Tageszeitung The Guardian berichtet, dass die Zahl der aktiven Mastodon-Nutzer:innen seit dem Höhepunkt um mehr als 30 Prozent gesunken sei und weiter langsam abnehme. Das gehe aus den neuesten, von Mastodon bereitgestellten Daten hervor. In der ersten Januarwoche gab es etwa 1,8 Millionen aktive Nutzer:innen, Anfang Dezember waren es noch 2,5 Millionen gewesen.
Der zwischenzeitliche Mastodon-Aufschwung korrelierte stark mit umstrittenen Entscheidungen von Musk, etwa der Entlassung Tausender Twitter-Mitarbeiter:innen, der Wiederherstellung des Twitter-Kontos von Donald Trump und der Sperrung von Journalist:innen, die über Musk berichtet hatten.
Massiver Mastodon-Aufschwung im November
Daten von Google deuten darauf hin, dass auch schon im April 2022 ein Anstieg der Mastodon-Suchanfragen zu verzeichnen gewesen war – ungefähr zu der Zeit, als Musk bekannt gab, dass er Twitters größter Anteilseigner geworden sei.
Als Musk Ende Oktober des vergangenen Jahres die Twitter-Kontrolle übernahm, gab es rund 500.000 aktive Mastodon-Nutzer:innen. Bis Mitte November kletterte diese Zahl auf fast zwei Millionen.
Mastodon für viele zu kompliziert?
Doch der Hype scheint nicht von Dauer zu sein. Expert:innen machen auch die komplexere Handhabung von Mastodon dafür verantwortlich. „Twitter ist in seiner einfachsten Form einfach“, sagte Meg Coffey, eine Social-Media-Strategin. „Du kannst eine App oder eine Website öffnen, ein paar Wörter eingeben und fertig.“ Es funktioniere wie eine SMS-Plattform.
Laut Coffey hat sich Mastodon für viele als zu kompliziert erwiesen. Einige seien auch wieder zu Twitter zurückgekehrt und andere hätten ihre Aktivitäten in den sozialen Netzwerken möglicherweise vollständig eingestellt. „Es ist wie mit den Leuten, die sagten ‚Ich ziehe nach Kanada‘, als Donald Trump gewählt wurde“, erklärte Coffey. „Sie sind nie wirklich nach Kanada gezogen.“