Matter ist gestartet: Das sind die ersten Produkte mit dem neuen Smarthome-Standard
Hinter Matter stecken eine Vielzahl großer und kleinerer Unternehmen. Federführend haben sich Amazon, Apple, Google und Samsung um den Standard gekümmert. An Bord befinden sich indes viele andere Smarthome-Anbieter wie Eve, Nanoleaf, Wyze, Lutron, Somfy und Signify mit ihrem Philips-Hue-Produktportfolio.
Der direkt auf den allerersten Blick erkennbare, größte Vorteil des neuen Standards besteht darin, dass Geräte unter Matter keine Cloud brauchen, um miteinander zu kommunizieren. Vielmehr sprechen sie über Thread und Wlan direkt miteinander. Die doch recht sensiblen Smarthome-Daten bleiben also da, wo sie auch entstehen – in den eigenen vier Wänden.
190 Produkte zertifiziert, neue Kategorien angekündigt
Nach Angaben der Connectivity Standards Alliance (CSA), die unter anderem als Dachverband hinter Matter steht, sind bereits 190 Produkte zertifiziert oder stehen kurz davor, die Zertifizierung zu erhalten. Wie zu erwarten war, handelt es sich bei den ersten Teilnehmern um Produkte aus den Smarthome-Kategorien Beleuchtung, Steckdosen, Thermostate, Jalousien, Sensoren und Schlösser.
Zudem hat die CSA vier neue Gerätekategorien angekündigt, nämlich Garagentorsteuerungen und elektronische Tore, Umweltqualitätssensoren und -steuerungen (etwa Raumluftqualitätsmonitore und Luftreiniger), Rauch- und Kohlenmonoxiddetektoren sowie Bewegungs- und Anwesenheitssensoren. Zuvor hatte sie bereits die ebenfalls neuen Kategorien Kameras, Haushaltsgeräte, Staubsaugerroboter und Energiemanagement bestätigt.
Amazon lässt sich Zeit
Erstaunlicherweise hat ausgerechnet Amazon angekündigt, ganz langsam auf Matter umzusteigen. Erstmal 17 Echo-Geräte sollen im Dezember den neuen Standard unterstützen. Es gibt Einschränkungen.
So sollen die Echos nur Matter über Wlan, nicht Thread unterstützen, nur mit Android-Telefonen kompatibel sein und mit intelligenten Steckdosen, Glühbirnen und Schaltern nur drei Kategorien abdecken. Erst im kommenden Jahr sollen iOS und Thread sowie weitere Geräte hinzukommen.
Signify vertröstet auf das erste Quartal 2023
Signifys Philips-Hue-Bridge ist ebenfalls Matter-zertifiziert. Auch hier wird es bis zum ersten Quartal 2023 dauern, bis der Standard über ein Software-Update für alle Nutzenden verfügbar sein wird.
Das Update wird kostenlos sein und soll die meisten bestehenden und neuen Hue-Lampen und -Zubehörteile kompatibel zu Matter machen. Entwickelnde können ab sofort mit der Beta-Firmware experimentieren.
Signify verspricht, dass das Update bisherige Einstellungen und persönliche Anpassungen in der Philips-Hue-App sowie die Google- und Amazon-Integrationen beibehält. Apple-Homekit-Nutzende indes müssen sich auf einen Reset einstellen, um die Verbindung über Matter zu initialisieren.
Ikea macht den Umstieg leicht
Ebenfalls Matter-zertifiziert zeigt sich Ikeas Dirigera-Hub. Hier ist der Aufwand des Umstiegs sinnvoll zu koppeln mit dem Umstieg vom alten Trådfri-Gateway. Das ist einfacher als gedacht. Denn die neue Dirigera-App findet und übernimmt bestehende Geräte in den neuen Hub, wo sie dann nach Räumen organisiert werden können.
Aqara gibt Gas
Einer der Anbieter mit dem größten existierenden Produkt-Portfolio zeigt sich besonders ambitioniert. Aqara beginnt seinen Umstieg auf Matter im Dezember mit einem kostenlosen Software-Update für den Hub M2. Das soll schon mal die ersten rund 40 Aqara-Produkte, die bislang auf „dem Vorgängerstandard“ Zigbee liefen, kompatibel machen.
Anfang 2023 sollen dann die ersten beiden Matter-over-Thread-Geräte von Aqara auf den Markt kommen. Geplant ist zudem ein neuer Multiprotokoll-Hub. Nach dem initialen Hub-Update soll die Liste der unterstützten Geräte schrittweise auf rund 160 ausgebaut werden.
Das ist Matter
Matter ist im Grunde eine – immerhin deutliche – Erweiterung des bisherigen Zigbee-Standards. Der war indes eher als Standard auf kleiner Flamme, vornehmlich für Beleuchtungssysteme, bekannt und beliebt geworden.
Problematisch an Zigbee war vor allem, dass sein Standardisierungsgrad niedrig geblieben war. Das hatte Gerätehersteller veranlasst, ihn proprietär zu erweitern oder sogar zu verbiegen. Echte Interoperabilität war so nicht gegeben – nicht mal im Zigbee-Universum.
Da sich zum Leidwesen der Hersteller das Kundenverhalten nicht deren Vorstellungen, alles aus einer Hand zu kaufen, anpassen ließ, war schnell klar, dass es eines übergreifenden Standards bedurfte.
Der musste die Smarthome-Vernetzung aus Sicht des Kunden und nicht aus Sicht des Herstellers denken. Nun also soll Matter im alle anderen Smarthome-Protokolle überflüssig machen – vielleicht noch KNX und Enocean ausgenommen.