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Ratgeber

Matter: Das musst du über den neuen Smarthome-Standard wissen

Dem vernetzten Wohnen steht Großes ins Haus: Der Superstandard Matter soll nichts Geringeres erreichen, als dass im Smarthome endlich alles mit allem zusammenpasst. Kann das klappen? Was wir jetzt schon wissen.

Von Berti Kolbow-Lehradt
15 Min.
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Matter in the House: Der Smarthome-Kommunikations­standard – hier dessen Logo auf einer Häuserwand – soll die Vernetzung von Sensoren und schaltbaren Geräten im intelligenten Zuhause vereinfachen. (Foto: t3n)

Im Dezember 2022 erfolgte der Startschuss für eines der wichtigsten Smarthome-Themen der kommenden Jahre: Matter. So heißt eine Art Superstandard, den die Initiatoren Amazon, Apple, Google und Samsung mit rund 300 anderen Marken entwickelt haben. Matter (ehemals Chip) soll Smarthome-Geräte über alle Plattformen hinweg zusammenarbeiten lassen. Das wäre ein Meilenstein, der endlich ein großes Hindernis beseitigen könnte: den teilweise stark fragmentierten Zubehörmarkt.

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Denn wer sich bisher ein Smarthome einrichten oder dieses ergänzen möchte, sieht sich mit jeder Menge Recherchebedarf konfrontiert. Welche Lampen, Zwischenstecker und Sensoren passen zu meinem System? Lassen sie sich nur mit der jeweiligen Hersteller-App oder auch mit der Software einer übergeordneten Plattform steuern?

Oft ist die Antwort noch unbefriedigend, weil sich viele Geräte trotz ähnlichen technischen Unterbaus letztlich unvollständig oder gar nicht miteinander verstehen. Ein Homekit-exklusiver Bewegungssensor steuerte bislang keine rein Alexa-kompatible Lampe. Das führt im schlechtesten Fall zu einem App-Wildwuchs auf dem Smartphone, zu frickeligen Einrichtungsvorgängen und dazu, dass sich das mit Technik vollgestopfte Zuhause nicht so einfach bedienen lässt wie erhofft. Matter soll das ändern.

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Nach einem Launch-Event im November 2022 in Amsterdam ist der Standard nun offiziell verfügbar. Erste Hersteller rüsten ihre Technik nach, damit sie ihn unterstützt. Welche Marken könnt ihr jetzt schon damit verwenden und welche folgen noch? Welche Aspekte der Einrichtung und Bedienung werden einfacher und was wird Matter voraussichtlich nicht leisten? Wir fassen zusammen, was in der Startphase zum Jahreswechsel 2022/2023 bekannt ist.

Eine Smarthome-Sprache namens Matter

Was genau ist Matter? Dabei handelt es sich um keine weitere Plattform wie Amazons Alexa oder Apples Homekit und auch keine neue drahtlose Funktechnik für Heimelektronik. Vielmehr stellt es ein Software-Protokoll dar, das Grundregeln für den Datenaustausch zwischen Smarthome-Geräten im lokalen Netzwerk schafft. Wie eine Art universelle Verkehrssprache ermöglicht Matter auf diese Weise die markenübergreifende Interpretation von Schaltbefehlen und Sensormesswerten.

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Das soll bisherige Verständigungsprobleme viel einfacher lösen als momentan. Nun soll es für Hersteller nicht mehr nötig sein, viele speziell angepasste Schnittstellen zu entwickeln, um sich mit Alexa, Google, Homekit oder Samsung Smartthings zu vernetzen. Ferner sollen diese vier Ökosysteme jetzt auch miteinander reden können. Sie geben im Smarthome-Markt den Ton an. Das Gerangel zwischen ihnen war der Ausgangspunkt der Matter-Entstehung 2019.

Das Quartett hat sich in ausreichendem Maße zusammengerauft, um tatsächlich gemeinsam ein einheitliches Verfahren zu entwickeln, dass den Wechsel zwischen den Plattformen durchlässiger macht. Das ist interessant für Haushalte, in denen etwa Alexa und Google Assistant parallel zum Einsatz kommen.

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Welche technischen Voraussetzungen Matter hat

Ein paar technische Voraussetzungen müssen aber doch noch stimmen, damit ihr Matter verwenden könnt. Das fängt beim Übertragungsweg an, den das Smarthome-Zubehör verwendet. Zum Auftakt dient der Superstandard nur dann als allgemeingültige Hausordnung, sofern die Komponenten einen von drei IP-basierten Übertragungswegen verwenden. Zur Auswahl stehen:

  • Matter over Wifi
  • Matter over Thread
  • Matter over Ethernet (LAN)

Als kabellose Techniken kommen der bewährte WLAN-Funk (Wifi) und der Newcomer Thread infrage. Der verbreitete Bluetooth-Funk spielt bei Matter nur eine Nebenrolle. Er kommt bloß für die Kontaktaufnahme bei der Ersteinrichtung, nicht aber bei der eigentlichen Datenübertragung zum Einsatz.

Kabelgebunden geht Matter auch, und zwar per Ethernet (LAN). Das ist praktisch für funkbasiertes Zubehör, das über ein LAN-Gateway ins Heimetz eingebunden ist. Auf diese Weise lassen sich DECT-, Zigbee- oder Z‑Wave-Komponenten ebenfalls mit dem neuen Superstandard verwenden. Das als Vermittlungsstelle dienende LAN-Gerät fungiert dabei als eine „Matter Bridge“ – unabhängig davon, ob der Hersteller das Produkt unter den synonymen Begriffen Gateway, Hub oder Controller vermarktet.

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Wichtig zu unterscheiden: Damit ihr diese Komponenten in einem Matter-Netzwerk steuern könnt, braucht ihr einen „Matter Controller“, also eine Hardware, die Schaltbefehle und Sensorsignale nicht nur durchreicht wie eine Bridge, sondern diese auch empfangen kann. Ob eine Firma eine Bridge softwareseitig zum Controller aufrüstet, ist ihr überlassen.

Bei einem Matter Controller kann es sich um eine klassische Schaltkiste eines Systemherstellers handeln. Alternativ können ein Smartspeaker oder eine Streaming-Box die Aufgabe im Nebenjob erledigen. Auch hier gilt: Die Produktbezeichnung des Herstellers lautet womöglich abweichend Gateway, Hub, Bridge oder noch ganz anders.

Automatisch sind WLAN- und Thread-Geräte nicht kompatibel zu Matter und eine Ethernet-Schaltkiste wird nicht ohne Zutun zur Bridge oder zum Controller. Dafür müssen schon die Hersteller aktiv sorgen. Wer springt auf den Zug auf?

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Welche Produkte und Marken bei Matter dabei sind

Zum Start deckt Matter in der Version 1.0 nicht alle, aber viele gängige Smarthome-Geräte ab. Bedienfunktionen gibt es für Beleuchtung, Schalter, Heiz- und Kühltechnik, Ventilatoren, Fensterabdeckungen und Jalousien, Sicherheitssensoren, Türschlösser, Fernseher sowie Bridges. Darauf haben sich die Matter-Mitstreitenden unter dem Dach der zuständigen Zertifizierungsorganisation Connectivity Standards Alliance (CSA) im Oktober 2022 geeignet.

Auf andere gängige Gerätekategorien müssen Smarthome-Fans noch verzichten. Einheitliche Funktionen etwa für Haushaltsgeräte der „weißen Ware“, Saugroboter, Videotürklingeln und Sicherheitskameras sowie Energiezubehör wie Wallboxen erarbeiten die entsprechenden CSA-Arbeitskreise für eine der kommenden Versionen des Regelwerks. Wann die fertig sind, ist unklar.

Anhand der bereits fertigen Vorgaben rüsten die Hersteller ihre bestehenden und geplanten Geräte nach. Laut der Liste der zertifizierten Matter-Geräte auf der CSA-Website sind Stand Anfang Januar 2023 über 200 Produkte geprüft und abgenommen. Die Angaben dort richten sich an ein Fachpublikum. Leichter verdaulich ist ein Blick auf die inoffizielle Übersicht des Blogs Matter-Smarthome.de. Sie basiert auf den Ankündigungen der Hersteller und bezieht also auch Geräte ein, die noch nicht zertifiziert, aber demnächst zu erwarten sind.

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Zu den Herstellern mit zertifizierten Geräten zählen bisher:

  • Amazon
  • Apple
  • Aqara
  • Eve
  • Google
  • Govee
  • Meross
  • Nanoleaf
  • Samsung
  • Schneider Electric (Wiser)
  • Signify (Philips Hue, Wiz)
  • TP-Link
  • Tuya
  • Ubisys
  • Yale
  • Yeelight
Tuya Wifi Thread Matter Demo

Das OEM-Unternehmen Tuya hat bisher die meisten Geräte für Matter zertifiziert. Zu den Geräten, die sich in ein Matter-Netzwerk einbinden lassen, werden etwa Glühbirnen, Sensoren und ein Gateway mit Wifi, Thread und LAN zählen. (Foto: t3n)

Mit Tuya ist ein wichtiger OEM-Hersteller dabei, auf dessen Referenzkomponenten zahlreiche Marken ihr Logo packen, Hama und Pearl etwa. Ferner haben weitere Marken konkretere Produktpläne vorgestellt, aber die Geräte noch nicht zertifiziert:

  • Athom (Homey)
  • AVM (Fritz DECT)
  • Belkin (Wemo)
  • Bosch Smarthome
  • Eltako
  • Home Assistant
  • Hoobs
  • Ikea
  • Legrand (Netatmo)
  • LG
  • Mui Lab
  • Nuki
  • Switchbot
  • Tridonic

Deutlich vagere Absichtserklärungen, bei Matter mitzumachen, gibt es etwa von Gigaset, Hisense und Telekom Magenta.

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Ein Logo auf der Verpackung zeigt künftig an, ob ein Gerät mit Matter kompatibel ist. Wie das aussieht, dürfte bis Ende März klar sein, wenn voraussichtlich entsprechend etikettierte Produkte in den Handel kommen.

Welches Zubehör per Update Matter-kompatibel wird

Der Marktstart im November 2022 in Amsterdam hatte rein symbolischen Charakter. Die Matter-Mitstreitenden bringen unabhängig erst nach und nach kompatible Geräte. Zuerst konzentrieren sie sich auf Komponenten, die sich per Firmware-Update nachrüsten lassen.

Ubisys hat sein LAN-Gateway G1 noch im November 2022 aktualisiert. Seitdem kann es als Matter-Bridge Zigbee-Komponenten wie etwa Kontakt- und Bewegungssensoren oder LED-Lampen in ein Matter-Netzwerk weitergeben.

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Ubisys Gateway G1

Das Gateway G1 des deutschen Herstellers Ubisys war hierzulande die erste Hardware, die sich in ein Matter-Netzwerk einbinden ließ. (Foto: Ubisys)

Eve hat am 12. Dezember 2022 begonnen, neue Firmware für die Thread-Varianten des Kontaktsensors Eve Door and Window, des Zwischensteckers Eve Energy und des Bewegungsmelders Eve Motion zu verteilen. Ab dem 28. März 2023 will der Hersteller die drei Produkte mit vorinstallierter finaler Firmware ausliefern. Aktuell verteilt er das Software-Paket nur auf Anfrage in einem Early-Access-Programm. Ende März 2023 folgt voraussichtlich ein Matter-Upgrade für weitere Eve-Geräte. Dann will der Hersteller entsprechende Firmware für smarte Fensterverschattungsmotoren mit lizenzierter Eve-Technik verteilen.

Aqara hat kurz vor Weihnachten 2022 ein Matter-Update für das Zigbee-Gateway M2 ausgerollt – allerdings genau wie Eve im Rahmen eines Beta-Tests. Wann die Veröffentlichung für alle Interessierte erfolgt, ist unklar. Die Gateway-Modelle M1S/M1S Gen 2, Hub E1, Camera Hub G3 und Camera Hub G2H Pro sind „in den folgenden Monaten“ dran. Nach dem Update reichen sie rund 40, als Fernziel etwa 160 Geräte ans Matter-Netzwerk durch. Auf der CES 2023 stellte Aqara vier neue Zigbee-Produkte vor, die nach einem Firmware-Update Matter-fähig werden sollen: der Anwesenheitssensor FP2, die Videotürklingel G4, das Smart Lock U100 und der LED Strip T1.

Aqara Matter Zubehör

Von Zubehörspezialist Aqara kommt zahlenmäßig das meiste Matter-Zubehör. In zwei Ausbaustufen sollen erst 40, dann 160 Sensoren und schaltbare Geräte Matter-fähig sein. (Foto: Aqara)

Philips Hue aktualisiert die Zigbee-Bridge im ersten Vierteljahr 2023. Danach sind fast alle damit verbundenen Produkte Matter-fähig. Nur TV-Adapter und Drehdimmschalter akzeptiert Version 1.0 des Standards nicht.

Ikea rüstet den Zigbee-Hub Dirigera zu „Beginn des Jahres 2023“ nach. Das bisherige Tradfri-Gateway erhält kein Matter-Update. Der Gebäudespezialist Schneider Electric aktualisiert sein Zigbee-Gateway der Marke Wiser ohne nähere Datumsangabe in diesem Jahr.

Bosch hat für sein System im Dezember 2022 eine neue Zentrale namens Smarthome Controller II auf den Markt gebracht, der nach einem Update zu einem unbekannten Zeitpunkt im Jahr 2023 Matter beherrschen wird.

Switchbot bringt im Laufe des Jahres den Matter-fähigen Switchbot Hub 2, der nach einem zusätzlichen Firmware-Update Bluetooth-Geräte wie den Vorhangmotor, ein Schloss und einen Funkknopf um den Standard erweitert. WLAN-Geräte von SwitchBot brauchen keinen Hub dafür und werden direkt nach einem Software-Update Matter-fähig.

Nanoleaf will die gesamte Reihe der modularen Light Panels und Lichtleisten aus den Produktreihen Shapes, Elements, Canvas und Lines im Laufe des Jahres durch ein Software-Update aufrüsten. Govee plant im Laufe des Jahres den zwei Meter langen Lightstrip namens M1 als erstes Matter-Produkt der Marke zu bringen.

AVM, Homey, Home Assistant, Hoobs und Mediola haben angekündigt, in diesem Jahr ihre jeweiligen Schaltzentralen und damit das entsprechende Zubehör per Firmware-Update um Matter-Funktionen zu erweitern.

Wann es komplett neue Geräte mit Matter gibt

Manche Hersteller bringen keine Firmware-Updates, sondern entwickeln neue Hardware. Neben Updates für Zigbee-Geräte plant Aqara neues Matter-Zubehör mit Thread. Im „Frühjahr 2023“ erscheinen je ein Kontakt- und ein Bewegungssensor mit der Bezeichnung P2. Später folgt der mit Zigbee und Thread ausgestattete Hub M3, der sich als Matter Controller eignet.

TP-Link zeigte auf der CES 2023 Pläne für 15 Matter-fähige Geräte, die im Laufe dieses Jahres verfügbar sein sollen. Dazu zählen Zwischenstecker, LED-Leuchtmittel, Schalter und Heizkörperthermostate. Darunter sind auch Bestandsgeräte gelistet, die sich unter Zuhilfenahme neuer Matter-Bridges von TP-Link über den Standard in ein Netzwerk einbinden lassen, zum Beispiel das Heizkörperthermostat TP-Link Kasa Smart KE100.

Nanoleaf Essentials Lightstrip mit Matter-Schriftzug

Nanoleaf bringt seinen Essentials-Lightstrip erneut heraus – dieses Mal soll das eingebaute Thread-Modul leistungsstark genug für die Matter-Anforderungen sein. (Foto: t3n)

Nanoleaf bringt in 2023 den TV-Adapter Nanoleaf 4D (zweites Quartal), LED-Paneele für die Decke namens Skylight sowie Lichtschalter mit Bewegungs- und Umgebungslichtsensoren namens Sense+ (alle drittes Quartal). Ferner erscheint „Anfang 2023“ eine neue Generation einer E27- und GU10-Glühbirne sowie eines Lightstrips der Essential-Produktreihe. Die Thread-Chips in den baugleichen Bestandsgeräten sind nicht leistungsstark genug.

Wegen ebenfalls zu hoher Anforderungen für existierende Smart Locks haben Nuki und Yale Neuauflagen für dieses Jahr angekündigt. Ferner wird Meross keine Updates für Bestandszubehör liefern und nur neue Geräte mit Matter ausstatten. Unter anderem ist ein Matter-fähiger Zwischenstecker geplant. Auch viele Komponenten, die auf Tuya-Hardware basieren, werden sich wohl nicht aktualisieren lassen. Dies ist von Resellern zu hören, die die Technik mit eigenem Logo vermarkten.

Welche Matter-Controller und -Apps zuerst verfügbar sind

Was genau ihr mit Matter-Geräten anfangen könnt, hängt von den Ökosystem-Apps ab, die als herstellerübergreifende Bedienoberfläche dienen. Zunächst stehen die der großen vier Matter-Initiatoren zur Auswahl: Amazon Alexa, Apple Home, Google Home und Samsung Smartthings. Die unterstützten Smartphone-Betriebssysteme, Zubehörkategorien und Übertragungswege variieren.

Amazon und Samsung

Amazon bietet Matter seit dem 19. Dezember 2022 und bindet darüber Glühbirnen, Steckdosen und Schalter ein – aber nur über Wifi. Nötig ist dafür die Android-App von Amazon Alexa. Wer Thread-Geräte mit einem iPhone hinzufügen und bedienen möchte, muss warten. Diese Funktion liefert Amazon Anfang 2023 nach. Dann folgen auch weitere Gerätetypen wie Thermostate, Rollläden und Sensoren. Als Matter-Controller kommen aktuell 17 Echo-Lautsprecher mit und ohne Display infrage. „Im Frühjahr“ sollen weitere Geräte folgen, sodass dann rund 30 Echo- und Eero-Geräte als Controller einsatzbar sind. Der Echo der vierten Generation wird zusätzlich als sogenannter Border Router für Thread-Geräte dienen.

Amazon Matter Roll-out

Amazon rüstet aktuell 17, später 30 seiner Echo- und Eero-Geräte als Matter-Controller nach. (Foto: Amazon)

Samsung stellt als mögliche Matter-Controller ab sofort den Smartthings Hub der zweiten und dritten Generation sowie den Aeotec Smart Home Hub zur Auswahl. Ersterer akzeptiert Wifi als Matter-Datenübertragung, die letzteren beiden zusätzlich Thread. Gekoppelte Zigbee- oder Z-Wave-Geräte geben die Gateways zunächst nicht in ein Matter-Netzwerk weiter, weil im ersten Anlauf auf die Bridging-Funktion von Matter verzichtet wird.

Auf der CES 2023 stellte Samsung einen neuen Hub vor, die SmartThings Station. Sie unterstützt Zigbee, Thread und natürlich Matter. Als Bonus bietet sie ein Qi-Ladefläche für Smartphones und einen Knopf, mit dem sich Smarthome-Szenen starten lassen. Die Station kommt im Februar 2023 und ist zunächst nur in den USA erhältlich.

Apple und Google

Apple unterstützt seit den Betriebssystem-Updates auf iOS, iPadOS und tvOS 16.1 Matter. Als Matter-Controller kommen bevorzugt ein Homepod Mini oder ein Apple TV 4K 2021 oder 2022 (128-Gigabyte-Version) infrage. Diese beherrschen Thread. Für Matter over Wifi reicht auch ein Homepod. Ethernet-Bridging akzeptiert Apple ebenfalls vom Start weg. Apples Home-App gibt es weiterhin nur für eigene Endgeräte, nicht für Android.

Googles offizieller Matter-Startschuss fiel am 15. Dezember 2022. Als Matter Controller wirft der Konzern folgende WLAN-Router oder Lautsprecher mit und ohne Display in den Ring: Google Home, Google Home Mini, Nest Mini, Nest Audio, Nest Hub der ersten und zweiten Generation, Nest Hub Max und das neue Nest Wifi Pro. Alle erlauben Matter over Wifi, aber nur die letzten drei Geräte beherrschen auch Thread. Als Matter-App wird Google Home ebenfalls vorerst nur unter Android aktiv. Ein Matter-Update für die iOS-Version soll 2023 folgen.

Setup, Bedienung, Sicherheit: Was Matter anders macht

Matter soll konkret drei Vorteile bringen.

Erstens wird die Einrichtung einfacher, weil Geräte nicht mit diversen Hersteller-Apps in Betrieb genommen werden müssen. Stattdessen reicht dafür die Standard-Software von Amazon, Apple, Google und Samsung. Eine Rechtefreigabe ermöglicht, die Geräte in all diesen bisher getrennten Ökosystemen parallel zu verwenden. Multi-Admin heißt diese Matter-Funktion. Nutzt ein Familienmitglied eine andere App oder einen anderen Sprachdienst, könnt ihr das Gerät von der einen in die andere App übergeben, ohne es am Ziel noch mal komplett von vorn einrichten zu müssen.

Eve Energy im Matter-Setup

Matter bietet die Möglichkeit, ein Smarthome-Gerät wie den Zwischenstecker Eve Energy mit Android, iOS und den Ökosystemen Homekit, Alexa, Google Home und Samsung Smartthings zu steuern. Die Schaltsignale per App und Automation brauchen keine Cloud. (Foto: t3n)

Zweitens besteht anders als bei bisher verbreiteten Vernetzungsansätzen für massentaugliche Smarthome-Technik kein Cloud-Zwang. Matter-kompatible Geräte tauschen Schaltsignale und Sensordaten ausschließlich im lokalen Heimnetz aus. Das erhöht die Ausfallsicherheit und die Privatsphäre. Streikt einmal das Internet, funktioniert das Smarthome trotzdem weiter. Zudem verteilt ihr eure Daten nicht mehr in so vielen Clouds.

Drittens soll die Datensicherheit eine feste Größe im Netzwerkbetrieb einnehmen. Der Datenaustausch erfolgt rein verschlüsselt. Der Abgleich mit unveränderbaren Gerätezertifikaten in einer Blockchain-Datenbank soll verhindern, dass sich manipuliertes Zubehör einklinkt und Daten abgreift. Weil diese Sicherheitsmechanismen direkt in den Standard integriert sind, ist eure Datensicherheit in viel geringerem Maße von der individuellen Sorgfalt eines Herstellers abhängig.

Der Haken an Multi-Admin und der vermeintlichen Cloud-Unabhängigkeit

Das klingt auf dem Papier prima. Doch zumindest bei den ersten beiden Aspekten zeichnen sich bereits Haken ab. Dass die Multi-Admin-Funktion grundsätzlich eine Gerätefreigabe ermöglicht, heißt nicht, dass die Weitergabe von und zu jedem Ökosystem gleich einfach ist und denselben Umfang von Geräteinformationen umfasst. Schon jetzt steht fest, dass Samsung, Amazon und Google auf die Standardfunktion von Matter in Zusammenarbeit eine erweiterte Migration obendrauf setzen. Apple bleibt außen vor.

Samsung Google Amazon Multi-Admin

Beim Multi-Admin-Feature machen Samsung, Amazon und Google gemeinsame Sache. Das bedeutet, dass die Rechtefreigabe zwischen diesen Ökosystemen einfacher sein dürfte als von und zu Apple Home. (Foto: t3n)

Ferner heißt eine geringere Abhängigkeit von der Cloud nicht, dass ihr komplett darauf verzichten könnt. In den vier großen Ökosystemen braucht ihr weiterhin einen persönlichen Account auf den jeweiligen Webservern. Was entfällt, ist der Bedarf, sich zusätzlich in der Cloud des Zubehörherstellers anzumelden. Zudem bezieht sich der lokale Austausch von Schalt- und Sensorsignalen nicht auf Sprachbefehle. Deren Verarbeitung benötigt immer Cloud-Kontakt.

Erste Praxiserfahrungen mit Matter

Seit Ende 2021 konnten wir mehrfach Blicke auf Produktdemos werfen, etwa bei Hersteller-Events, auf der Ifa 2022 und während des Launch-Events in Amsterdam. Dort war zum Beispiel zu sehen, wie sich Homekit-exklusive Steckdosen von Eve mit Alexa-Befehlen schalten lassen. Nun freuen wir uns, eigenhändig die Technik in der Praxis auszuprobieren.

Viele Kombinationsmöglichkeiten gibt es bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels aber noch nicht. Erste Tests sind uns mit Aqara, Eve und Ubisys möglich. So hatten wir bereits Gelegenheit, mittels Matter das Zigbee-Gateway von Ubisys in Apple Homekit und Google Home einzubinden. Auf diesem Weg reicht das Gateway einen Kontakt- und Bewegungssensor und eine LED-Birne durch. Zudem können wir als Teilnehmer des Beta-Programms von Eve die zertifizierten Thread-Geräte in Google Home und Samsung Smartthings koppeln. Aqara können wir via Matter in Apple HomeKit und Google Home einbinden.

Eve Matter-Migration

Wer an einem Early-Access-Programm von Eve teilnimmt, kann drei Thread-Geräte per Update zu Matter migrieren. (Foto: Eve)

Die Ergebnisse sind noch durchwachsen. Die Kontaktaufnahme zwischen Ubisys und Apple Homekit gelingt zwar reibungslos. Doch die Bedienung in Apples Home-App klappt bislang nicht so zuverlässig wie erhofft. Die Einbindung eines Bewegungssensors klappt Matter-seitig nicht richtig und stört dann das Zusammenspiel von Apple Home mit den anderen Ubisys-Komponenten. Lassen wir den Bewegungssensor weg, klappt alles. Und das Zusammenspiel zwischen Ubisys und Google Home funktioniert nach anfänglichen Schwierigkeiten reibungslos.

Wiederum lässt sich die Eve-Technik in Google Home und Samsung Smartthings einwandfrei bedienen. Doch der Setup-Prozess gestaltet sich etwas hakelig. Außerdem sind nach der Umstellung von Eve-Geräten auf die Matter-Firmware die bereits angelegten Automationen in Apple Home verschwunden. Wir müssen sie neu erstellen.

Der Eindruck von Aqaras Matter-Integration ist überwiegend positiv. Mit Apple Home funktioniert die Kontaktaufnahme und Bedienung der meisten Komponenten auf Anhieb. Das Heizkörperthermostat E1 wird allerdings noch nicht vollständig angesteuert und lässt sich nur eingeschränkt bedienen. Die Verbindung zu Google Home gelingt nach anfänglichen Schwierigkeiten und einem prüfenden Eingriff vom Support ohne Probleme.

Die Anlaufschwierigkeiten sind zu diesem frühen Zeitpunkt verzeihlich. Sie zeigen aber auch, dass Matter noch reifen muss, bis alles rundläuft. Gut zu wissen: Nachdem Matter-Geräte mit der Android-Version einer Steuer-App eingerichtet wurden, tauchen sie auch in der iOS-Version auf und lassen sich dort bedienen.

Automation, Fernzugriff und mehr: Was Matter nicht regelt

Alle bisherigen Probleme schafft Matter nicht aus der Smarthome-Welt. Denn mit Einrichtung und manueller Bedienung deckt der neue Standard nur einen Teil dessen ab, was die Steuerung insgesamt ausmacht. So sind die Automationen mit Wenn-dann-Regeln und der Fernzugriff außerhalb des Heimnetzes nicht Teil des Matter-Standards. Erstellt ihr in Apple Home eine Automatik, in der ein Bewegungssensor eine Lampe ein- und ausschaltet, lässt sie sich nicht einfach etwa in Amazon Alexa übernehmen. Solche logischen Verknüpfungen erstellt ihr weiterhin in jeder App separat.

Auch den Zugriff auf Steuerfunktionen außerhalb der Funkreichweite des Zuhauses deckt Matter nicht ab. Ebenso wie die Sprachbedienung bleibt dies ein Hoheitsgebiet der jeweiligen Cloud-Infrastrukturen von Amazon, Apple, Google und Samsung – oder der Zubehörhersteller.

Es gibt weitere Anreize, die Hersteller-Apps des vernetzten Zubehörs nicht vom Smartphone zu löschen. Etwa Spezialfunktionen wie der Abgleich von Musik und Licht, Heizpläne sowie Energieverbrauchsmessungen sind bei Matter nicht in Sicht, ganz zu schweigen von zentralen Update-Servern für die Komponenten-Firmwares.

Darüber hinaus bleibt der von so manchen Smarthome-Fans gehegte Wunsch, mit Matter den Gateway-Wildwuchs im vernetzten Zuhause lichten zu können, unerfüllt. Dass Matter als universaler Kommunikationsstandard konzipiert ist, heißt nicht, dass jeder Matter-Controller automatisch zu einer Universalschaltzentrale wird. Für jedes der vier großen Ökosysteme werdet ihr jeweils eine Matter-Hardwarezentrale brauchen. Gleichzeitig hebt Matter die bestehenden Unverträglichkeiten innerhalb existierender Funkprotokolle nicht auf. Etwa Zigbee-Rollos von Ikea und Zigbee-Birnen von Philips Hue müsst ihr weiterhin mit zwei Bridges ins Heimnetz und damit gleichbedeutend in ein Matter-Netzwerk integrieren.

Es ist aber keinesfalls ausgeschlossen, dass einige der genannten Funktionen in künftigen Versionen von Matter enthalten sein werden. Laut der Zertifizierungsorganisation CSA soll der Standard im Halbjahresrhythmus aktualisiert werden.

Fazit

Technik für das Smarthome so zusammenzustellen, dass alles bestmöglich zusammenpasst und sich ohne App- und Cloud-Wildwuchs bedienen lässt, ist aktuell zum Teil eine langwierige Geduldsprobe. Matter nährt tatsächlich die Hoffnung, dass hier ein Superstandard entsteht, der die oft mühselige Suche nach kompatiblem Zubehör vereinfachen und den Wunsch nach weniger Abhängigkeit von Cloud-zu-Cloud-Verbindungen besser erfüllen kann, als dies bisherigen Übertragungsstandards fürs Smarthome gelungen ist.

Bis dies eintritt, ist aber noch viel Geduld gefragt. Momentan befindet sich der frisch in die Freiheit entlassene Standard noch im Aufbau. Er ist weit davon entfernt, eine schnörkellose und reibungslose Orientierungshilfe darzustellen. Wer in seinen langfristigen Ausbauplänen fürs Smarthome schon jetzt Matter vorsorglich  mitdenken will, hat es noch schwerer als zuvor. Denn die Frage, welche Hersteller bei welchen Produkten, Funkprotokollen, Schaltzentralen und App-Versionen auf den Kommunikationsstandard setzen, erhöht den Rechercheaufwand vorerst zusätzlich. Es bleibt zu hoffen, dass genügend Hersteller bereits im Laufe des Jahres 2023 richtig gute Matter-Technik abliefern und deren Funktionsweise verständlich kommunizieren, um den Lernaufwand schnell zu reduzieren und den Nutzenbeweis anzutreten.

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