Mehr Unabhängigkeit von OpenAI: Microsoft integriert neue KI-Modelle in seine Copilot-Produkte

Microsoft zählt zu den wichtigsten Unterstützern von OpenAI, dennoch herrscht nicht in allen Punkten Einigkeit zwischen den Unternehmen. So zeigte sich OpenAI-CEO Sam Altman kürzlich optimistisch, dass AGI bereits 2025 erreicht werden könnte. Microsofts KI-Chef Mustafa Suleyman hält dieses Ziel hingegen für unrealistisch. Seiner Meinung nach reicht die aktuelle Hardware für die Entwicklung nicht aus und es könnte noch bis zu zehn Jahre dauern, bis AGI erreichbar ist. Konkrete Prognosen, so Suleyman mit einem wohl gezielten Seitenhieb auf Altman, seien für ihn „unbegründet und übertrieben“.
Die genaue Definition von AGI spielt für die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen eine entscheidende Rolle. OpenAI hatte ursprünglich eine Klausel vereinbart, die es erlaubt, die Zusammenarbeit mit Microsoft zu beenden, sobald AGI erreicht ist. Um trotzdem weiter von der finanziellen Unterstützung profitieren zu können, spielten Altman und seine Mitarbeiter:innen die Bedeutung von AGI zuletzt herunter.
Microsoft öffnet sich für andere KI-Modelle
Eine aktuelle Entscheidung von Microsoft lässt erneut aufhorchen: Wie Reuters berichtet, arbeitet der Tech-Konzern daran, interne KI-Modelle sowie Modelle von Drittanbietern in sein Vorzeigeprodukt Microsoft 365 Copilot zu integrieren. Dieser Schritt könnte als weitere Distanzierung von OpenAI verstanden werden. Als Microsoft seinen Copilot im März 2023 vorstellte, war die Integration des GPT-4-Modells von OpenAI eines der zentralen Verkaufsargumente.
Mittlerweile scheint Microsoft jedoch von dem Ansatz abzurücken, bei dem der frühe Zugang zu OpenAI-Modellen im Vordergrund stand. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in anderen Geschäftsbereichen des Unternehmens wider: So hat GitHub, das seit 2018 zu Microsoft gehört, schon im Oktober KI-Modelle von Anthropic und Google als Alternativen zu OpenAIs GPT-4 integriert.
Jetzt soll offenbar auch Microsofts Copilot unabhängiger von OpenAI werden. Dazu trainiert das Unternehmen eigene kleinere Modelle wie das neueste Phi-4 und optimiert zusätzlich andere Open-Weight-Modelle, um Copilot schneller und leistungsfähiger zu machen. Ziel von Microsoft ist es, den Betrieb von Copilot kosteneffizienter zu gestalten und die Einsparungen möglicherweise an die Nutzer weiterzugeben.
Copilot bleibt hinter den Erwartungen zurück
Ein möglicher Grund für den Strategiewechsel könnte sein, dass Microsofts Copilot nach wie vor Schwierigkeiten hat, seine Wirtschaftlichkeit für Unternehmen unter Beweis zu stellen. Bislang hat das Tech-Unternehmen keine konkreten Zahlen zu den verkauften Lizenzen veröffentlicht, was Zweifel an der Preisgestaltung und dem tatsächlichen Nutzen des Produkts aufkommen lässt. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Gartner, für das insgesamt 152 IT-Unternehmen befragt wurden, haben es die meisten Copilot-Projekte bisher nicht über die Testphase hinausgeschafft. Microsoft könnte sich also von dem jüngsten Schritt nicht nur mehr Unabhängigkeit von OpenAI verhoffen – sondern vor allem auch mehr Profitabilität.