Mensch gegen KI: Wer ist kreativer?

Jobverlust! Der sollte den neun menschlichen Entwicklern des ironischen Kartenspiels Cards Against Humanity drohen, wenn sie gegen eine KI verlieren. Würden sie gewinnen, lockten dagegen 5.000 US-Dollar Weihnachtsbonus. Der Wettbewerb drehte sich um Kreativität: Sowohl Menschen als auch Computer sollten sich für Cards Against Humanity neue Spielkarten ausdenken. Zuschauer konnten den 16-stündigen Wettbewerb am Black Friday per Livestram im Netz verfolgen und die entstandenen Ideen bewerten. Die besten Ideen jedes Teams sollten auf Spielkarten gedruckt zum Verkauf kommen. Dabei entstanden zwei verschiedene Packungen für je fünf Dollar Verkaufspreis: eine mit den Spielkarten der Menschen und eine mit den Spielkarten der KI. Über den Sieg stimmten die Kunden mit dem Geldbeutel ab. Sollte die KI-Packung mehr Vorbestellungen einfahren, als die Menschen-Packung, würde die KI gewinnen und die Menschen wären die erklärten Verlierer.
Kreativduell Mensch vs. KI
Cards Against Humanity ist ein recht simples, ironisches Partyspiel für vier bis über zwanzig Mitspieler. Es besteht aus schwarzen Karten mit einem Lückentext (zum Beispiel „And today’s soup is cream of ___“) sowie aus weißen Karten mit Satzteilen, die zum Füllen der Lücken verwendet werden können („Exploding pidgeons“, „Invading Poland“ oder „Teenage pregnancy“). Spielziel ist das Füllen der Lücken in den Sätzen (oder das Beantworten von Fragen) mit möglichst humoristischen Antworten. Das Kartenspiel ist für seinen schwarzen Humor und politisch unkorrekte Aussagen bekannt.
Mit der Marketingaktion beleuchteten die Spielemacher von Cards Against Humanity LLC auf ironische Weise einen ernsten Hintergrund: Künstliche Intelligenz steht in vielen Branchen in den Startlöchern, die Aufgaben von Menschen zu übernehmen. Dazu gehört auch die Erstellung von Texten. Dass die Spielefirma im Fall einer Niederlage der menschlichen Rasse alle neun Entwickler entlässt, wie zuvor als Wetteinsatz verkündet, darf allerdings bezweifelt werden.
Die Marketingaktion diente vor allem dazu, am Black Friday Aufmerksamkeit zu erregen und den Verkauf des Spiels anzukurbeln. Der Wettbewerb wurde gebührend inszeniert, im Besprechungsraum saß auf der einen Seite das brainstormende Menschenteam unter Whiteboards. Auf der anderen Raumseite, getrennt durch eine gelbe Linie, wurde die KI durch einen Drucker repräsentiert, der die Kartentexte der künstlichen Intelligenz auswarf. Am Ende der 16 Stunden um zwei Uhr morgens waren von jeder Packung über 15.000 Stück verkauft. Die Menschen gewannen mit wenigen Hundert verkauften Exemplaren mehr. Die Verkündung des Ergebnisses war nicht ohne Sarkasmus: „Die Autoren verkauften zwei Prozent mehr Kartenpackungen, also werden ihre Jobs erst später durch KIs ersetzt, nicht jetzt. Fröhliche Weihnachtszeit.“ Trotz des Ergebnisses beeindruckte die künstliche Intelligenz. „Die KI hat heute etwa 12.000 Karten entworfen und wir sind ein bisschen erschrocken“, twitterte Cards Against Humanity.
Eine elfstündige Aufzeichnung des Kreativduells ist auf Youtube verfügbar.
KI produziert schwarzen Humor
Die Spielehersteller trainierten für den Wettbewerb ein neuronales Netz, das auf dem Open-Source-Modell GPT-2 von Open AI basiert. Es hatte bereits anhand von 40.000 Büchern gelernt, natürliche Sprache zu generieren, nun wurde es mit dem existenten Spielmaterial von Cards Against Humanity gefüttert.
„Dies geschah, indem man das vorab trainierte Netzwerk nahm und es dann am Text von 44.000 weißen Karten weiter trainierte. Dazu gehören alle (etwa) 2.000 Karten im offiziellen Spiel, weitere 25.000 interne Brainstorming-Karten, die es nie ins Spiel geschafft haben, und 17.000 inoffizielle Karten aus von Fans geführten Listen“, heißt es in der ausführlichen Erklärung der KI auf der Website von Cards Against Humanity.
Danach führte Cards Against Humanity einen einfachen Filteralgorithmus durch, um sicherzustellen, dass KI-generierte Karten zwar dem Standardformat des Spiels entsprachen, aber solche vermieden werden, die den vorhandenen Karten zu ähnlich waren.

Links die bestbewerteten Kartentexte der KI, rechts die der Menschen. (Bild: Cards Against Humanity LLC)
Alljährlicher Marketingstunt zu Black Friday
Mit über 30.000 verkauften Fünf-Dollar-Packungen am Black Friday war die Marketingaktion von Cards Against Humanity LLC ein Erfolg. Die Spielemacher legen alljährlich zu diesem Termin eine Aufsehen erregende Werbeaktion aufs Parkett, oft eine Parodie auf Kapitalismus und E-Commerce. 2018 boten sie Autos, Diamanten und goldene Dildos mit einem Preisnachlass von 99 Prozent an. 2016 wurde gespendetes Geld dazu verwendet, um ein „Holiday Hole“ genanntes Loch zu graben. 2013 verdoppelten die Spielemacher die Preise für die Karten an diesem Tag einfach – und verkauften trotzdem ordentlich.
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