Mentale Gesundheit: So wollen Gründerinnen dir bei Sinnkrisen helfen

Corona ist auch im Job eine Herausforderung auf vielen Ebenen: Viele Beschäftigte arbeiten sich kaputt, um die Auswüchse der Pandemie zu managen, andere stagnieren in ihrer Karriere aufgrund von Kurzarbeit und wieder andere haben ihren Job sogar ganz verloren. Aber auch zwischenmenschlich ist einiges im Argen. So bedeutet beispielsweise auch das Homeoffice für manche Menschen nicht unbedingt die oft propagierte Freiheit, sondern bringt für sie vor allem eines: Einsamkeit. Das Gefühl der Isolation wird durch ein auf das nötigste reduzierte Privatleben verstärkt, mit dem sie sich vor allem während der Lockdown-Phasen konfrontiert sahen. Der Begriff der Sinnkrise kursiert stärker denn je. Viele fragen sich: Will ich das? Wie kann es weitergehen? Und was kann ich überhaupt tun, damit die Umstände sich ändern?
„Eine Sinnkrise entsteht häufig dann, wenn wir mit Fragen konfrontiert werden, die uns überfordern“, erklärt Luca Lea Kleene im t3n-Gespräch. Manchmal, weil ein Mensch sie zu lang ignoriert hat, und manchmal auch, weil sie sich nicht still und langsam, sondern mit voller Wucht ins Leben gedrängt haben. Die Überforderung geht aber oft auch einher mit fehlenden Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern, die helfen, der drängenden Fragen auf den Grund zu gehen. Die Berlinerin hat deshalb zusammen mit zwei Mitstreiterinnen das Mental-Health-Startup Whylab gegründet. Luca Lea Kleene, Nikola Berkmann und Sarah Reitz möchten anderen Menschen helfen, sich regelmäßig mit sich selbst auseinanderzusetzen, und sie dabei unterstützen, konkrete Handlungen für ihr Leben aus diesen Sessions abzuleiten.
Mentale Gesundheit: Whylab trifft einen Nerv
Im Fokus steht dabei ein virtuelles Meetup-Format, bei dem Teilnehmerinnen und Teilnehmer von ausgebildeten Coaches über mindestens sechs Wochen in regelmäßig stattfindenden Gruppensitzungen begleitet werden. Damit diese Gruppen harmonieren, setzen die drei Gründerinnen auf einen ausgeklügelten Matching-Prozess, der auf Persönlichkeitstypen und individuellen Bedürfnissen basiert. Neben den persönlichen Coachings unterstützt ein intelligenter digitaler Begleiter die Nutzerinnen und Nutzer zusätzlich dabei, sie systematisch durch regelmäßige Übungseinheiten in der persönlichen Weiterentwicklung zu führen. „Wir wollen, dass die Menschen verstehen, dass sie mit den großen Fragen des Lebens nicht alleine sind, sondern dass auch viele andere damit Schwierigkeiten haben“, so Luca Lea Kleene weiter.
Die drei Unternehmerinnen haben im Dezember 2020 gegründet, nicht unbedingt, aber irgendwie dann doch als direkte Antwort auf die Herausforderungen der Coronakrise. „Zunächst waren wir selbst überrascht, wie schnell unser Angebot angenommen wurde, doch die Pandemie hat mit Sicherheit unser Wachstum auch noch einmal kräftig beschleunigt“, so Luca Lea Kleene. „Wir merkten aber auch schon vorher, dass die Themen rund um Persönlichkeitsentwicklung und mentales Wohlbefinden immer wichtiger werden für die Gesellschaft.“ Vor allem für Letzteres gibt es zunehmend auch belastbare Fakten: Die Anzahl der krankheitsbedingten Ausfälle aufgrund psychischer Leiden steigt seit Jahren kontinuierlich an. Auf Therapietermine warten Betroffene bisweilen Monate. Oft sind diese Menschen lange sich selbst überlassen.
Besonders in den letzten drei Monaten sei die Zahl an Nutzerinnen und Nutzern noch einmal rasant gestiegen. Durch eine aktuelle Pre-Seed-Finanzierung in Höhe einer mittleren sechsstelligen Summe können die Whylab-Gründerinnen jetzt gezielt in den Ausbau des Teams und in die technologische Infrastruktur investieren, um mit ihrem Startup noch mehr Menschen zu erreichen. „Unsere Vision ist, das digitale Fitnessstudio für mentale Gesundheit zu werden“, so Luca Lea Kleene im t3n-Gespräch. Dabei möchte die drei Gründerinnen keineswegs Therapien für psychische Leiden ersetzen, sondern die Menschen vor allem im Vorfeld dabei unterstützen, gar nicht erst in schlimme Ausnahmesituationen zu geraten. „Mit Whylab kann präventiv etwas für das eigene Wohlbefinden getan werden, ohne bereits knietief in einer Sinnkrise zu stecken.“
Robuster durch persönliche Krisen
Das Angebot wird aktuell insbesondere von Millennials genutzt, die sich in einer sogenannten „Quarter-Life-Crisis“ befinden. Hiervon sind laut einer Linkedin-Studie circa 70 Prozent der 20- bis 30-Jährigen in Deutschland betroffen. Auch den Gründerinnen sind Persönlichkeitskrisen nicht fremd: „Ich hatte selbst vor zwei Jahren so eine Phase, es gab kein zugängliches und wirklich effektives Angebot für mich“, berichtet Luca Lea Kleene. Genau das Problem löse sie jetzt mit Whylab. „Wir unterstützen Menschen dabei, sich selbst besser kennen zu lernen, und das eigene Verhalten langfristig und systematisch zu verändern“, führt sie fort. Die Angebote des Startups beschränken sich jedoch nicht nur auf Millennials, sondern sind allen Menschen zugänglich, die in ähnlichen Situationen stecken und derartige persönliche Krisen durchlaufen.
„Oft ist es genau die Perspektive eines anderen Menschen, die uns Trost und neue Inspiration schenkt, wie wir das eigene Leben gestalten können“, so die Berlinerin. „Wir bringen zusätzliche Struktur und wissenschaftliche Impulse in die Gruppen, sodass unsere Teilnehmenden genau wissen, was ihr nächster Schritt nach jeder Session ist.“ Die Gründerinnen sind sich sicher, dass es in Zukunft normal sein wird, das mentale Wohlbefinden genauso regelmäßig zu trainieren wie das körperliche. Gerade auch in Zeiten verdichteter Arbeit und einem hohen Maß an Ausfällen aufgrund mentaler Erkrankungen, können derartige digitale Angebote in Verbindung mit individuellen Coachings ihren Teil beisteuern, dass Menschen resilienter in persönlichen Krisen werden. Whylab geht diesen Weg zusammen mit anderen Startups wie Vaha oder Minddoc.