Weihnachten auf Zoom: Mit diesen 7 Tipps gelingt das Fest trotz Lockdown
„Ich hör dich, kannst du mich hören?“ – bei teils über 500 Corona-bedingten Todesfällen pro Tag überlegen viele, dieses Jahr nicht mit der Familie zu feiern, um gefährdete Familienmitglieder zu schützen. Nach einem Jahr der Zoom-Konferenzen steht uns ein digitales Weihnachten bevor.
Allerdings: Nach neun Monaten im Homeoffice ist die Geduld für schlechte Verbindungen und „Dein Mikro ist aus“ bei vielen aufgebraucht. Hier sind sieben Ideen, wie du an Weihnachten auch im Videocall eine Verbindung zu deinen Nächsten herstellst und ein digitales Fest organisierst.
1. Hol deine Familie mit ins Boot
„Zuerst würde ich den Familienmitgliedern schreiben und nach Ideen und Wünschen fragen. Dann fühlen sich alle mit einbezogen und nicht, als würdest du ein Event planen und sie müssen mitmachen“, erklärt Emily Johnston am Telefon. Johnston ist Mitgründerin des Sozialunternehmens Unity Effect und berät Teams und Organisationen bei der Zusammenarbeit. Auch privat hat Johnston einige Erfahrung mit virtuellen Familientreffen – ein Teil ihrer Familie lebt in Australien.
„Wenn man so etwas organisiert, hilft es, die jeweiligen Familiendynamiken zu beachten. Man könnte auch die anderen fragen, ob sie es organisieren wollen, der jeweils organisierenden Person einen symbolischen Hut aufziehen oder einen Witz über die eigene Rolle als Organisatorin machen“, rät Johnston.
2. Klärt die technischen Fragen vorher
Wenn in den jeweiligen Haushalten zumindest ein Laptop mit Kamera vorhanden ist, brauchst du nichts Neues anzuschaffen. Aber es hilft, sich vorzubereiten. „Wenn jemand von der Technik gestresst ist, wird es der Dynamik nicht unbedingt helfen“, so Beraterin Johnston.
Wenn du die Weihnachtsfeier organisierst, könntest du vor allem mit technik-ferneren Familienmitgliedern vorher schon einmal durchgehen, wie sie sich in dem Video-Tool deiner Wahl überhaupt in einen Anruf einloggen können. (Solange es die Verbindung noch nicht gibt, behebt ihr Probleme am besten über ein Medium, das ihr beide beherrscht, wie zum Beispiel das Telefon.) Wenn das schwieriger wird, könntest du auch einige Tage vorher mit der Computer-Fernsteuerung von Teamviewer helfen. Natürlich ergibt es Sinn, dass eine technik-affine Person aus der Familie den Zoom-, Skype- oder Google-Call als Host beginnt. Welchen Dienst ihr dabei benutzt hängt davon ab, zu welchem du guten Zugang hast. (Über die Weihnachtsfeiertage und Silvester hebt Zoom auch die Beschränkungen der kostenlosen Version auf.)
Je nachdem, wie ihr euch den Abend vorstellt, werdet ihr nicht alle immer direkt vor dem Bildschirm sitzen, sondern vielleicht auch zusammen essen oder Geschenke auspacken wollen. Dafür ist es praktisch, den Laptop etwas erhöht und mit Abstand zum Beispiel auf einen Tisch zu stellen.
3. Strukturiert eure Feier
„Grundsätzlich sollten Events online etwas strukturierter sein als offline“, erklärt Johnston. „Online kannst du dich nicht kurz zu deinem Sitznachbarn drehen und etwas sagen; stattdessen bist du in einem Gruppengespräch. Das kann schnell seltsam werden.“
Dafür lohnt es sich auch, kurz darüber nachzudenken, wie die Moderation technisch aussieht. In größeren Gruppen könnte „Mikrofon aus“ die Standardeinstellung sein, damit nicht alle einander ins Wort fallen.
4. Macht ein Eisbrecher-Spiel
„Mit meiner Familie machen wir in Calls eine Check-in-Runde, in der jeder erzählt, was gerade passiert und wie es ihnen geht. Sonst übernimmt zu schnell jemand das Gespräch und stellt anderen spezifische Fragen“, erzählt Johnston.
Zu besinnlicheren Anlässen wie Weihnachten passen auch Runden, in denen die Familienmitglieder erzählen, wofür sie dieses Jahr dankbar waren. „In meiner Familie lassen wir vorher kurz Zeit, damit sich jede ein paar Notizen dazu machen kann“, so Johnston. „Auf andere anstoßen und ihnen ein digitales High Five für etwas besonderes zu geben, signalisiert Anerkennung – das ist auch immer gut für die Gruppenatmosphäre.“
5. Versucht digitales Wellbeing
Bei dem Eisbrecher-Spiel (und vielleicht bei dem ganzen Abend) ist es am wichtigsten, dass die Spiele und Aktivitäten gut zu deiner Familie und euer Stimmung passen: Funktionieren für euch eher lustige Spiele oder Reflexionen über das Jahr? Wie offen ist deine Familie überhaupt für Aktivitäten, die mehr zum Innehalten, Nachdenken und Gedankenteilen einladen?
Greta Rossi ist Mitbegründerin von „Recipes for Wellbeing“ (und einigen anderen Startups) und leitet als Coachin und Moderatorin Gipfeltreffen und Workshops. Seit Corona, erzählt Rossi in einem Zoom-Call, finden ihre Events online statt. „Du kannst so viel machen, die Menschen lachen, feiern zusammen, manche weinen, weil sie so berührt sind, alles in Zoom-Meetings“, erzählt Rossi aus dem Homeoffice in der italienischen Provinz.
Viele ihrer Methoden, um Menschen einander näher zu bringen, haben Rossi und ihr Team auf ihrer Website wie Rezepte aufgeschrieben. Als ich sie nach Ideen für Weihnachten frage, schlägt sie das Rezept „Dankbarkeitswecker“ vor. „Du und deine Familie könnt euch auf dem Handy einen Wecker einstellen, der für zwölf Stunden jede Stunde klingelt. Ihr könntet dann jede Stunde ein Kleinigkeit, für die ihr dankbar seid, im Whatsapp-Chat posten“, erklärt Rossi.
Andere Methoden wie „Positive Gossiping“ funktionieren direkt im Call: Familienmitglieder erzählen dabei jeweils eine positive Kleinigkeit über jemand anders aus der Familie.
Rossis Portfolio umfasst auch Aktivitäten für Gemeinschaftlichkeit, Reflexion, kleine Meditationen und mehr Rezepte für Wellbeing – die meisten lassen sich dabei leicht ins Digitale übertragen.
6. Kochen, spielen, tanzen?
Je nachdem, was typisch für deine Familie an Weihnachten ist, könnt ihr auch klassische Weihnachtsaktivitäten in einen Videocall übertragen. „Zusammen Musizieren ist schwierig wegen der technischen Verzögerung“, erzählt Emily Johnston. „Aber ein kleines Piano-Konzert funktioniert auch via Zoom. In unsere Familie gibt es eine Tradition mit Knallbonbons und schlechten Witzen drin. Jetzt lesen wir uns die Witze online vor. Vor kurzem haben wir zusammen online Gnocchi gemacht, das war auch sehr schön.“ Selbst tanzen oder ein Weihnachtsspaziergang, so Johnston, funktionieren online auch gut. „Der Spaziergang allerdings besser in digitalen Zweiergruppen – mehr ist schwierig, wenn man sich nicht sieht.“
Viele Spiele (die nicht Fortnite sind) kannst du online mit deiner Familie spielen: Pantomime funktioniert über Videocall und braucht nicht viel Vorbereitung, genau so wie Wer-bin-ich; für Stadt-Land-Fluss gibt es Online-Tools. Abgesehen davon gibt es noch eine unbestimmte Menge digitaler Mini-Spiele wie Drawful. (Überleg dir aber vorher, wie viel Aufwand es ist, das jeweilige Spiel zum Beispiel auf dem Telefon deiner Großeltern zu installieren.)
Wenn ihr einen richtigen Spieleabend plant, findet ihr auch aufwendigere Spiele wie Monopoly online. Auch hier solltest du dir vorher überlegen, was ihr spielen wollt, und nicht erst herumgoogeln, wenn alle online sind.
Viele Spiele bewegen sich auch in der Grauzone zwischen klassischem Spiel und guten Unterhaltungen wie zum Beispiel Nobody is Perfect oder das Kartenspiel Jojojo. Einige klassische Spiele lassen sich auch gut für Online-Versionen neu mischen: Wenn du und deine Familie zu spät dran sind, um physische Wichtelgeschenke hin und her zu schicken, könntet ihr auch Lebensweisheiten wichteln oder lustige Fotos voneinander.
Je nachdem, wie euer Abend weitergeht, könntet ihr auch eine Karaoke-Party feiern. Checke dafür vorher in deinem Videocall-Tool, ob alle die Musik hören, die jemand anders abspielt. Auf Youtube gibt es dazu jede Menge Karaoke-Versionen von bekannten Songs – hier zum Beispiel Last Christmas. Wenn das nicht funktioniert, könnt ihr für Karaoke auch das Tool Sync-Video nutzen.
7. Lasst der Feier Raum, sich zu entwickeln
Wie mit analogen Feiern ist es auch bei virtuellen Feiern schwer vorherzusehen, wie sie sich entwickeln. „Du musst nicht jede Sekunde davon planen“, erklärt Emily Johnston. „Wenn es sich gezwungen anfühlt oder anders entwickelt – lass los.“
Gerade dieses Jahr könnte Weihnachten ein Fest sein, bei dem sich nicht nur ungetrübte Freude Bahn bricht – schließlich waren viele Menschen in diesem Jahr mehr alleine als in anderen Jahren. „Weihnachten ist eine emotionale Angelegenheit“, weiß auch Johnston. „Wenn ihr zusammen seid und euch traurig fühlt, ist das auch okay.“
Hier findet Ihr: 5 Konkrete Ideen für eine digitale Weihnachtsfeier.