Microsoft nennt sein neues Surface einen Copilot-Plus-PC – was soll das bedeuten?
In den vergangenen Jahren hat Microsoft seine Surface-Geräte eher stiefmütterlich behandelt. Neue Prozessoren, etwas bessere Bildschirme, mehr Speicher. Um Apple mit den Macbooks und den M-Chips das Wasser abzugraben, hat es aber nicht gereicht. Mit den neuen Copilot-Plus-PCs will das Unternehmen das ändern. Die neue Gerätekategorie umfasst nicht nur die eigenen Surface-Geräte um das neue Surface Pro und den Surface Laptop – auch Partner wie Acer, Asus, Dell oder Samsung bringen eigene Modelle an den Start. Was macht sie so besonders?
Fokus auf Geschwindigkeit und Ausdauer
In einem Blogeintrag hebt Microsoft eine neue Systemarchitektur hervor, die die Leistung von Prozessor, Grafikeinheit und der Neural Processing Unit (NPU) zusammenbringt. Gemeinsam mit kleinen und großen Sprachmodellen (letztere aus der Azure-Cloud) sollen die Copilot-Plus-PCs bis zu 20-mal schneller und bis zu 100-mal effizienter arbeiten und etwa 22 Stunden Videoplayback oder 15 Stunden Webbrowsing bieten. Klingt erstmal wenig spannend, Microsoft spricht aber auch von den bislang „schnellsten“ Windows-PCs.
Als Vergleichswerte für die Leistung zieht das Unternehmen dabei allerdings 2-in-1-Geräte mit Onboard-Grafikeinheit heran. Bei der Laufzeit lässt das Unternehmen ein neues Spitzenmodell gegen ein Notebook mit stromhungriger Geforce-4080-Graifkkarte laufen. Die Angaben sind also zunächst mit Vorsicht zu genießen.
Neue KI-Funktionen für Windows
Ein weiterer wichtiger Punkt bei Copilot-Plus-PCs ist der Fokus auf künstliche Intelligenz – vorwiegend geht es natürlich um den namensgebenden Copilot selbst. Dem kommt sogar ein neues Hardware-Feature zugute, denn alle Plus-PCs kommen mit der neuen Copilot-Taste, über die ihr den Assistenten aktivieren könnt. Microsoft kündigt außerdem an, dass Copilot in den kommenden Wochen Zugriff auf das neue OpenAI-Modell GPT-4o bieten wird. Den viel diskutierten Sprachchat soll es offenbar auch geben.
Außerdem sind die Geräte dazu in der Lage, kleine Sprachmodelle lokal auszuführen. Weil der Umweg in die Cloud ausbleibt, liefern diese Modelle schnellere Ergebnisse – und Datenschutzprobleme soll es auch nicht geben. Davon profitieren Anwendungen wie die Foto-App oder Microsoft Paint. So ist es per Paint Cocreator künftig möglich, per Texteingaben Bilder „nahezu in Echtzeit“ zu generieren und zu bearbeiten. Auch in der Foto-App wird es möglich sein, Bilder zu erstellen und zu bearbeiten. Zusätzlich weist Microsoft auf KI-Funktionen anderer Programme hin, darunter Bildbearbeitungssoftware wie Photoshop, Lightroom und Express oder Schnittprogramme wie DaVinci Resolve Studio oder Djay Pro.
Zu den weiteren KI-Vorzügen gehört die verbesserte Live-Übersetzung, die jedes Audioformat auch offline mit englischen Untertiteln versehen kann. Außerdem gibt es neue Windows-Studio-Effekte für Videokonferenzen, darunter drei neue Kreativfilter und eine eine Funktion, die dafür sorgen soll, dass die Person vor der Kamera den Blickkontakt mit Gesprächspartner:innen hält, obwohl sie gerade etwas abliest.
Mit Recall bekommen Copilot-Plus-Geräte zudem eine Art Erinnerungsfunktion. Das Microsoft-Feature soll genau mitschneiden, wann ihr was tut und euch dann in der Zeit zurückgehen lassen. So sollt ihr genau die E-Mail finden, nach der ihr sucht. Die Funktion läuft dabei lokal auf dem Gerät. Wer dennoch Bedenken hat, kann Programme auch von Recall ausschließen.
Nachteile von ARM-Prozessoren
Maßgeblich verantwortlich für den versprochenen Leistungsschub und den KI-Fokus sind zwei Prozessoren, die in den Copilot-Plus-Computern zum Einsatz kommen. Der Snapdragon X Elite und der Snapdragon X Plus stammen jeweils von Qualcomm. Bei beiden handelt es sich um ARM-Chips. Das alleine ist keine Neuheit. Schon früher hatten Microsoft, aber auch Samsung oder Xiaomi Windows-Geräte mit derartigen Prozessoren im Angebot. Dabei wurde stets zum Problem, dass viele klassische x86-Programme nicht auf die ARM-CPU angepasst waren. Durch die aufwendige Emulation gingen die versprochenen Vorteile wieder verloren. Auf diese Einschränkungen weißt Microsoft selbst hin.
Für die Zukunft verspricht Microsoft Besserung. Bekannte Apps wie Word, Excel, Chrome, Spotify, Zoom und Whatsapp laufen bereits nativ auf ARM-Prozessoren. Überhaupt sei ein Großteil der Apps, mit denen Nutzer:innen ihre Zeit am PC verbringen, bereits ARM-kompatibel. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das weitverbreitete Kommunikationstool Slack noch an einer Umsetzung arbeitet. Immerhin soll der neue Emulator Prism dafür sorgen, dass x86-Programme besser auf ARM-Geräte laufen. Wie gut das funktionieren wird, bleibt jedoch abzuwarten.
Weil grafiklastige Spiele (abseits von Cloud-Lösungen) auf den Copilot-Plus-Geräten wahrscheinlich nicht laufen, kündigt Microsoft aber zusätzliche Modelle mit AMD- und Intel-Prozessoren an. Einen genauen Termin für die Vorstellung gibt es aber nicht.
Wer schon jetzt bei Copilot-Plus-PCs zuschlagen will, braucht das nötige Kleingeld. Laut Microsoft gehen die Geräte ab 999 US-Dollar an den Start. Damit sind sie immerhin günstiger als die Konkurrenz von Apple, aber eben auch keine Mitnahmegeräte.