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Interview

„Mit einem NFT bekommst du ein Kunstwerk mit Add-on“

Nicht alle Kunstwerke hängen in Museen: Auch im Digitalen hat Kunst einen Platz. NFT und das Metaverse machen diesen Platz lukrativ. Wie wird ein NFT künstlerisch wertvoll? Eine Kunsthistorikerin über Affenbilder und Royalties.

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Annette Doms ist Kunsthistorikerin und Expertin für digitale Kunst und NFT. (Foto: Pascal Maillard)

Web3, Metaverse und Kunst, das gehört für Annette Doms unweigerlich zusammen. Als Kunsthistorikerin beschäftigt sie sich mit Kunst, die auf Technologie basiert. NFT sind für sie deshalb nicht erst seit dem Hypejahr 2021 ein Thema. Sie ist Mitgründerin einer VR-Kunstgalerie, in der NFT-Werke verschiedener Künstler:innen ausgestellt werden, berät Firmen zu Web3-Themen und hat einen Lehrauftrag der Uni München zur Geschichte der digitalen Kunst.

Wir haben mit ihr über den Erfolg bekannter NFT-Projekte wie denen des Bored Ape Yacht Clubs gesprochen und gefragt, wie Technologie die Kunst beeinflusst.

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t3n: Was hat Kunst mit Innovation zu tun?

Annette Doms: Kunst ist immer Innovation. Alles, was du im Museum siehst, ist innovativ – sonst wäre es gar nicht dort. Hinter den Werken stecken neue Weltanschauungen oder Technologien, denn Kunst ist die Reflexion des Zeitgeistes.

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t3n: Als Kunsthistorikerin hast du dich spezialisiert auf technologiebasierte, digitale Kunst. Wie sieht diese Kunst aus?

Annette Doms: Sie muss digital vorhanden sein und möglichst auch aus Nullen und Einsen bestehen. Manche Digitalkünstler arbeiten aber auch analog zu digitalen Themen. Zu jeder neuen Technologie gibt es eine Kunst: Es gibt zum Beispiel Augmented- und Virtual-Reality-Kunst, Videokunst und Medienkunst, codebasierte Kunst, generative Kunst, Netzkunst oder E-Mail-Kunst. Digitale Kunst ist so breit gefächert, dass sie begrifflich gar nicht fassbar ist. Früher wollte niemand in die Schublade digitaler Kunst gesteckt werden, heute sind alle stolz darauf, Digitalkünstler zu sein.

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Wann entstanden die ersten Werke digitaler Kunst?

Digitale Kunst gibt es seit der erste Computer angeschaltet wurde, also seit den 1960er Jahren. Das ist nichts total Neues, sondern eine Evolution. Auch wenn es für viele neu ist: Das erste Kunst-NFT wurde 2014 gemintet. Aber erst Jahre später kam die große Aufmerksamkeit.

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Nicht jedes digitale Kunstwerk ist auch ein NFT. Wo ist die Schnittmenge?

Genau, für NFT ist eine Blockchain nötig. Es sind nicht austauschbare Token. Sie sind zentrale Bestandteile des multidimensionalen und immersiven Web3, da sie digitales Eigentum gewährleisten.

NFT sind ein Teilbereich der Medienkunst. Dabei ist der NFT erst mal nur das Medium. Der Token ist ein Zertifikat, ein programmierbarer Smart Contract auf der Blockchain, der verschiedene Utility, also Nutzungsmöglichkeiten, hat und mit einem jpeg oder einer anderen digitalen Datei verbunden ist. NFT sind eine Möglichkeit, eine digitale Datei zu unikatisieren und zu monetarisieren. Es geht um die Einzigartigkeit und die Verknappung von Kunst.

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Ein interessanter NFT-Künstler ist zum Beispiel PAK, der mit seinem Projekt „The Merge“ NFT herausgebracht, bei denen viele einzeln gemintete NFT einen großen ergeben. Oder das Projekt „The Currency“ von Damien Hirst.

Teil seiner NFT-Ausstellung in London: Künstler Damian Hirst (vorne) verbrennt physische Teile seines Projektes „The Currency“. (Foto: picture alliance / REUTERS | Hannah Mckay)

2021 waren NFT in aller Munde. Wie hast du das erlebt?

Es ist unglaublich viel passiert und es war viel Geld im Spiel. Ich finde die Blase gar nicht so schlecht. Wir haben alle gewusst, dass ein Crash kommen würde. Vieles fällt jetzt flach, wie NFT-Bildchen, die man zu teuer eingekauft hat.
Man muss unterscheiden zwischen Nicht-Kunst – einem kurzfristigen Dialog, wie bei einem NFT, hinter dem nur ein Bildchen steckt – und einem langfristigen Dialog, wirklicher Kunst. Kunst ist eine Idee, ein Konzept, das die eigene Handschrift des Künstlers trägt und viel kritisiert. Kunst ist immer auf den zweiten Blick spannend.

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Die NFT des Bored Ape Yacht Clubs sind eine der bekanntesten und teuersten Kollektionen. Sind die Affengesichter Kunst?

Na klar, vom künstlerischen Ansatz gibt es bessere Beispiele. Aber die Bored-Ape-NFT sind Kunst aufgrund der Entwicklung des Ökosystems und des Nutzens daraus. Es geht darum, um das Bild herum viel Utility – Nutzen – und eine große Community aufzubauen. Den Machern der Bored Apes ist das sehr gut gelungen und das macht in diesem Fall die NFT wertvoll. Letztendlich kann das jeder Künstler.

Was bedeutet es, einen Profile-Picture-NFT wie einen der Bored Apes zu besitzen?

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Es ist ein Statussymbol. Ein Profile-Picture-NFT spiegelt Kultur, Identität und Status wider. Jeder weiß, was so ein Bored Ape kostet. Bei Web3-Remote-Veranstaltungen ist es spannend zu beobachten, dass man oft durch einen Videofilter statt der Gesichter nur noch die Avatare der Personen, also die Profile-Picture-NFT, sieht.

Wer einen Bored Ape erwirbt, ist Mitglied in einem exklusiven digitalen Club. (Bild: Bored Ape Yacht Club)

Die Profile-Picture-NFT waren ein großer Teil des NFT-Hypes des vergangenen Jahres. Wird diese NFT-Kategorie in Zukunft weiter populär bleiben?

Auf jeden Fall. Mit Sicherheit wird es aber auch etwas Anderes und Weiterentwicklungen geben. Zwar ist der NFT-Markt gerade ein bisschen zusammengekracht, aber für Profile-Picture-NFT haben sich einige Bluechips etabliert, wie die Bored Apes, Moonbirds oder CloneX. Ihre Preise sind stabil und auch, wenn es um manche Projekte leiser wird, wird im Hintergrund unglaublich viel daran gearbeitet – gebaut. 80 Prozent der börsennotierten Unternehmen investieren gerade in das Web3 und Metaverse. Sie wissen alle, dass es da kein Zurück mehr gibt und möchten aufspringen.

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Was sind Beispiele für erfolgreiche, deutschsprachige NFT-Projekte?

Die DAO-Projekte von der Münchner Pretzel DAO, die Wom3n.DAO oder Metabrew Society finde ich interessant. Künstlerisch ist Holger Lippmann erfolgreich und hat schon Projekte auf verschiedenen Chains gemintet. Alicia Kwade hat ihre DNA als NFT verkauft. Es gibt aber noch mehr interessante NFT-Künstler.

Was macht diese Projekte erfolgreich?

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Den Erfolg der NFT-Projekte sieht man an der aktiven Community, die sich auf Social Media zeigt und äußert. Linkedin ist für diesen Bereich die interessanteste Plattform. Dort wird viel Wissen geteilt und die Menschen tauschen sich aus.

Im Web3 geht ohne Community gar nichts.

Was findest du toll an diesen NFT-Projekten?

Ich finde die Revolution des Marketings einfach genial. Du hast nicht einfach nur ein Kunstwerk, sondern bekommst auch ein Add-on, wie ein Ticket oder wie bei Metabrew Bierlieferungen. Das ist eine Art Crowdfunding oder Startkapital für die Firma. Im Web3 geht ohne Community gar nichts. Sie ist der Gamechanger und bekommt über Airdrop und Co auch immer etwas zurück. Das ist revolutionär.

Ist das auch revolutionär für die Kunst?

Ja, die Royalties von NFT sind ein Gamechanger für die Kunst. Wenn Picasso-Erben jedes Mal bei einem Verkauf eines Bildes zehn Prozent Royalties des Kaufpreises in ihre Wallet bekommen würden, wäre das revolutionär.

Für die Kunst sind NFT auch monetär ein Gamechanger.

Und bei einem Kaufpreis teilweise über 30 Millionen Euro für einen Picasso wäre das auch richtig viel Geld.

Genau. Für die Kunst auch monetär ein Gamechanger. Denn das Folgerecht existiert in Deutschland nur theoretisch. Wenn die Kunstwerke weiterverkauft werden, müssten die Erben theoretisch beteiligt werden.
Ein Smart Contract, wie in einem NFT, könnte das Folgerecht automatisieren und sicherstellen, denn den Code auf der Blockchain kann niemand fälschen, umgehen oder manipulieren.

Blockchains könnten aber auch in der Provenienzforschung sehr gut angewendet werden. Denn dort braucht es eine lückenlose Eigentumshistorie, die onchain festgehalten werden kann. Oder ein Werksverzeichnis mit den Daten zu Ausstellungen, Restaurierungen und Co.

Aber das könnten auch andere Datenbanken leisten.

Ja, der Unterschied ist aber, dass die Blockchain ewig und dezentral ist. Ähnliche Kunstplattformen gab es schon, aber sie sind samt der zentral gelagerten Daten auch wieder verschwunden.

Wie blickt die alteingesessene Kunstszene auf NFT?

Die breite Masse der Kunstszene ist eher zurückhaltend. Viele verstehen das Konzept von NFT nicht oder wollen es nicht verstehen. Ich höre sehr oft, alles sei nur Hype und Spekulation. Die wenigen Neugierigen sind dafür sehr aktiv. Dazu gehören auch die Auktionshäuser und Plattformen.
Der Argwohn der Kunstbranche kommt aber auch, weil das Gewohnheitsmuster des Auges sich erst an die neue Bildsprache von NFT gewöhnen muss. Diese Cyberpunk- und Anime-Ästhetik ist auch nicht jedermanns Sache.

Diese Cyberpunk- und Anime-Ästhetik ist auch nicht jedermanns Sache.

Metaverse und NFT werden oft in einem Atemzug genannt. Was ist die Verbindung?

Beide Dinge werden im Blockchain-basierten Web3 eine große Rolle spielen. Im Metaverse geht es ja auch um digitales Eigentum – NFT gewährleisten genau das. Im Metaverse stellen wir unser Eigentum, in Form von NFT genauso zur Schau, wie im Real Life unsere Sneaker oder Markenkleidung. Eine Symbiose bilden Metaverse und NFT auch bei der räumlichen Wahrnehmung von Kunst. Hier ist das Metaverse sozusagen als Ausstellungsraum für die Rezeption von digitaler Kunst enorm wichtig.

Wie kann Metaverse funktionieren, wenn die Definition noch schwammig ist? Was braucht es, um sich gut zu entwickeln?

Für die Massenadaption braucht das Metaverse noch eine bessere Customer-Experience und eine gute Anwendung der Technologie. Man muss sich die Demographie anschauen: Je jünger die Menschen in einem Land sind, desto erfolgreicher kann das Metaverse dort werden. Unternehmen brauchen jetzt eine nachhaltige Strategie für das Metaverse. Ich glaube, dass Investitionen in das Metaverse gut platziert sind, denn Firmen bekommen das Geld an anderer Stelle wieder zurück.

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