
Es war ein großer Tag für die Forscher:innen der chinesischen Chang’e-Mondmission, als sie mit der Analyse der frischen Gesteinsproben beginnen konnten, die das Landemodul zuvor auf dem Erdtrabanten gesammelt hatte. Seit den 70er Jahren hatte es schließlich keinen Nachschub mehr gegeben. Und dann brachten die Proben auch noch neue Erkenntnisse zutage.
Neue Gesteinsproben vom Mond sind deutlich jünger, als erwartet
Wie die Wissenschaftler:innen in der Fachzeitschrift Science beschreiben, sind die untersuchten Gesteinsproben deutlich jünger als das bisher untersuchte Material. Die Proben, die von US-amerikanischen Mondmissionen aus den 70er Jahren stammen, sind demnach gut eine Milliarde Jahre älter als die jetzt untersuchten – ein durchaus überraschendes Ergebnis.

Die Landekapsel von Chang’e, die frische Gesteinsproben vom Mond mitgebracht hat. (Screenshot: BBC/t3n)
Forscher:innen gehen davon aus, dass der Mond ungefähr 4,51 Milliarden Jahre alt ist und entstand, als die Gesteinsmasse, die später zu unserer Erde werden sollte, mit einem anderen Objekt kollidierte. Was danach – vor allem in den letzten drei Milliarden Jahren – mit dem Mond passiert ist, ist weitgehend unbekannt.
Die Gesteinsproben der chinesischen Mondmission könnten hier nun etwas mehr Licht ins (Weltraum-)Dunkel bringen. Ihre Analyse legt nahe, dass sie ungefähr 1.963 Milliarden Jahre alt sind – plus/minus 57 Millionen. Das beweist, dass es zu dieser Zeit auf Teilen des Mondes noch so heiß gewesen sein muss, dass es flüssiges Gestein – also Lava – gab.
Gesteinsproben werfen neue Fragen auf
Für die Wissenschaftler:innen, darunter Geolog:innen und Weltraumforscher:innen, stellen sich nach den Ergebnissen jetzt neue Fragen. Die drängendste dürfte wohl sein, wie es sein kann, dass der Mond nach seiner Entstehung für zweieinhalb Milliarden Jahre ein Temperaturniveau halten konnte, das ein flüssiges Inneres und Vulkaneruptionen ermöglicht.
Antwortmöglichkeiten gibt es an dieser Stelle einige: So könnte die Hitze beispielsweise von radioaktivem Zerfall von Mondbestandteilen gekommen sein – Hinweise darauf finden sich in den Gesteinsproben, die die Apollo-Missionen gesammelt hatten, in denen von Chang’e jedoch nicht. Auch weitere Einschläge auf dem Mond könnten für starke Hitzeentwicklungen gesorgt haben, ebenso wie die Gezeitenerwärmung.
Den Wissenschaftler:innen bleibt also nichts anderes übrig, als an der Sache dranzubleiben. Zum Glück ist Nachschub fast schon auf dem Weg: Die Nasa plant im Zuge ihres Artemis-Programms mehrere Mondlandungen, darunter auch die erste einer Frau. Allerdings steht die Finanzierung noch immer nicht komplett und auch sonst läuft nicht alles rund. Der anvisierte Startzeitpunkt im Jahr 2024 gilt als nicht mehr zu halten.