Autohersteller haben in den letzten Jahren immer wieder gerne damit geprahlt, dass ihre Fahrzeuge Computer auf Rädern seien, um ihre fortschrittlichen Funktionen zu bewerben. Doch die Diskussion über die Auswirkungen dieser „rollenden Computer“ auf die Privatsphäre hat erst begonnen.
Firefox-Entwickler Mozilla hat 25 Automarken genauer unter die Lupe genommen und ein vernichtendes Urteil gefällt. Alle Hersteller haben nach ausführlichen Tests das Warnzeichen „Datenschutz nicht inbegriffen“ erhalten. Das macht Autos offiziell zur schlechtesten Produktkategorie für Datenschutz, die jemals von Mozilla überprüft wurde – ein „Alptraum“, wie das Unternehmen schreibt.
Doch warum schneiden Autos so schlecht ab?
Mozilla hat vier Hauptgründe für die negativen Ergebnisse identifiziert. Ein Punkt ist die übermäßige Datensammlung. Alle untersuchten Automarken sammeln mehr persönliche Daten, als für den Betrieb des Fahrzeugs notwendig wären, und nutzen diese Informationen für andere Zwecke.
Diese Datenerfassung erfolgt auf verschiedene Arten, einschließlich der Interaktion des Fahrers mit dem Fahrzeug, der Nutzung von Diensten im Auto und sogar externen Quellen wie Google Maps. Darüber hinaus geben 84 Prozent der Hersteller persönliche Daten an Dritte weiter, darunter Dienstleister, Datenbroker und andere Unternehmen.
56 Prozent der untersuchten Marken geben sogar an, dass sie Daten auf Anfrage an Regierungsbehörden weitergeben. Außerdem geben 92 Prozent der Marken den Fahrern kaum oder keine Kontrolle über ihre persönlichen Daten. Nur zwei Marken erlauben es den Fahrern, ihre Daten zu löschen.
Keiner der Hersteller konnte abschließend bestätigen, dass sie die Mindestsicherheitsstandards von Mozilla erfüllen, insbesondere in Bezug auf die Verschlüsselung persönlicher Daten.
Sogar Sexleben der Passagiere wird erfasst
Nissan fällt besonders negativ auf, da das Unternehmen offen zugibt, Daten zur Gesundheit, Genetik und sogar zur sexuellen Aktivität der Fahrer zu sammeln und diese Informationen weiterzugeben oder zu verkaufen. Auch Kia sammelt Informationen zum Sexualverhalten seiner Insassen. VW interessiert sich primär für das Fahrverhalten der Nutzer, während Toyota den Fahrern ganze zwölf Datenschutzerklärungen zumutet.
BMW äußert sich zu Report
Einer der deutschen Hersteller, die für die Studie untersucht wurden, äußerte sich jetzt zu den Ergebnissen. BMW gab in einem Statement bekannt, zwar personenbezogene Daten zu sammeln, sich dabei jedoch an die gesetzlichen Vorschriften zu halten. Kunden könnten die Privatsphäre-Einstellungen jederzeit im Datenschutzmenü direkt im Fahrzeug, in der My-BMW-App oder in ihrem BMW-Profil im Internet anpassen.
„Zirkulierenden Aussagen in der Medienberichterstattung über die Studie der Mozilla Foundation zur Verarbeitung von Daten zu Rasse, Sexualität und Gesundheitszustand widerspricht die BMW Group ausdrücklich. Derartige Daten werden von der BMW Group weder verarbeitet noch gespeichert“, schreibt BMW in einer Pressemitteilung.
Wie kommt ein Autohersteller an Daten Gesundheit, Sexualität u.ä.?
– Innenraumüberwachung in Bild und/oder Ton?
– Parkt häufig in der Nähe von Ärzten, Apotheken oder Bordell?
Ich bin ja froh, dass mein Auto nicht reden kann, was wir da alles getrieben haben:-)