Nach Abstürzen: Amazon pausiert Drohnenprogramm Prime Air

Amazon hat seine Drohnenlieferungen in Texas und Arizona vorerst gestoppt. Laut Bloomberg folgt die Entscheidung auf zwei Abstürze, die sich bei Regenwetter auf einem Testgelände ereigneten. Der Online-Riese sieht in der Pause eine notwendige Maßnahme, um die Sicherheit seiner Drohnen zu optimieren. Gleichzeitig werfen die Vorfälle aber auch Fragen über die langfristige Zukunft von Prime Air auf.
Amazon verfolgt mit Prime Air ambitionierte Ziele
Die betroffenen MK30-Drohnen, die erst im Oktober 2024 von der US-Luftfahrtbehörde FAA zugelassen wurden, stürzten im Dezember bei Tests am Pendleton-Flughafen in Oregon ab. Einer der Vorfälle endete mit einem Brand am Boden. Die Ursache war wohl ein Softwareproblem, das durch den Flug bei leichtem Regen ausgelöst wurde. Amazon-Sprecher Sam Stephenson erklärte, dass Sicherheitsänderungen und Updates notwendig seien, bevor der Betrieb wieder aufgenommen werde. Gleichzeitig bestätigte Amazon, dass die Abstürze nicht der alleinige Grund für den Lieferstopp seien, ließ aber offen, welche weiteren Probleme die Softwareupdates beheben sollen.
Prime Air wurde 2014 gegründet und soll der Entwicklung einer Logistikdrohnen-Flotte dienen. Für die kommenden Jahre hat sich die Amazon-Tochter ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2030 sollen 500 Millionen Pakete jährlich per Drohne zugestellt werden. Aktuell finden die Lieferungen nur in begrenzten Testregionen statt – und sorgen hier nicht selten für Ärger und Kritik. Im texanischen College Town liegt der Drohnen-Flughafen beispielsweise direkt neben einem Wohngebiet und sorgt daher täglich für Lärmbelästigung.
Lieferdrohnen kämpfen mit zahlreichen Problemen
Neben den Vorfällen in Oregon gab es bereits zuvor zahlreiche Zwischenfälle, darunter Kollisionen und Batterieausfälle, die teils schwerwiegende Folgen hatten. Im September 2024 kollidierten zwei MK30-Drohnen bei einem Test, als ein Bedienungsfehler zu einer Überschneidung der Flugrouten führte. Die FAA und das National Transportation Safety Board untersuchen die Vorfälle, während Amazon selbst mit neuen Schulungs- und Betriebsverfahren reagierte, um ähnliche Unfälle in Zukunft zu vermeiden.
Nach den jüngsten Abstürzen stehen die Herausforderungen des Programms jetzt erneut im Rampenlicht. Die MK30-Drohnen, die leichter und leiser als ihre Vorgänger sind, wurden entwickelt, um auch bei leichtem Regen einsatzfähig zu sein. Die Abstürze zeigen jedoch, dass das System weiterhin empfindlich auf Umweltfaktoren reagiert. Und Regen ist nicht das einzige Problem: Die Drohnen vom Typ MK30 vertragen auch keine Hitze. Bei Außentemperaturen über 40 Grad können sowohl die Motoren als auch die Akkus überhitzen, was erneut zu Abstürzen führen kann.
Prime Air will trotz der Herausforderungen expandieren
Trotz der Probleme setzt Amazon auf den Ausbau seines Drohnenprogramms. Neben den USA hat das Unternehmen kürzlich Testflüge in Italien durchgeführt und strebt auch in Großbritannien eine Betriebsgenehmigung an. Die aktuelle Pause soll laut Amazon nicht nur dazu genutzt werden, um die Software zu verbessern, sondern auch, um die operativen Abläufe zu optimieren. Ob die Probleme rechtzeitig vor einer breiteren Einführung gelöst werden können, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Prime Air unter Druck steht, sowohl die technischen als auch die sicherheitsrelevanten Hürden zeitnah zu überwinden.